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Matinee mit Liebeserklärung

Von KERSTIN BEIER 31.05.2010, 20:30

QUEDLINBURG/MZ. - Mit einer kleinen Matinee und einer öffentlichen Liebeserklärung des Hauptakteurs Gottfried Biller an seine Frau Christina ist am Wochenende daran erinnert worden, dass Quedlinburg in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum feiert: Den Musiksommer gibt es seit 30 Jahren, und im Reigen all der 20. Geburtstage, die aufgrund der politischen Wende und der damit verbundenen Neugründungen in diesem Jahr zu erwarten sind, gehört ein 30. Geburtstag wohl zu den Ausnahmen.

In einer kleinen Festansprache würdigte der Quedlinburger Bürgermeister Eberhard Brecht die Veranstaltungsreihe, die in der DDR der 80er Jahre seinen Ursprung hat, als eine Besonderheit. "Nicht so sehr viel hat überlebt aus dieser Zeit. Und wenn eine gelebte Tradition in zwei politischen Systemen Bestand hat, muss dies wohl eine besondere sein", sagte er. Der Musiksommer habe dazu beigetragen, die Weltkulturerbestadt Quedlinburg weit über Stadt- sowie Landesgrenzen hinaus auch musikalisch bekannt zu machen.

Eng verbunden mit dem Musiksommer ist Gottfried Biller, der 1980 als 28-Jähriger nach Quedlinburg kam und seine Aufgabe als Kantor mit großem Enthusiasmus anging. Obwohl Quedlinburg auch in den Jahren zuvor nicht gerade eine "kirchenmusikalische Wüste" war, wie Brecht es ausdrückte, so gebührt doch Biller das Verdienst, aus den in loser Folge veranstalteten Sommermusiken eine feste Größe mit wöchentlich stattfindenden Konzerten von Juni bis September zu machen. Biller gelang es, nicht nur mit eigenen musikalischen Leistungen zu überzeugen, sondern auch hervorragende Künstler zu verpflichten, die den guten Ruf der Veranstaltungsreihe weit über die Grenzen des Landes hinaus begründen. Zu den Höhepunkten der Vergangenheit zählte unter anderm das Hilliard-Ensemble, das Bachorchester des Gewandhausorchesters Leipzig, der Thomanerchor Leipzig, der Kreuzchor Dresden, das Nationale Jugendorchester Irland, "Harmonic Brass" aus München, Dirigent Justus Franz und viele andere. Eine Reihe von Aufführungen verband sich unmittelbar mit der Stadt Quedlinburg. Erinnert sei an die Uraufführung von "Ars Quitilinga" von Thomas König, die Rekonstruktion eines Konzertes aus Anlass des 100. Geburtstages von Klopstock unter der Leitung von Carl-Maria von Weber oder die Improvisationen zu musikalischen Themen Lyonel Feiningers. Untrennbar verbunden mit dem Musiksommer ist der Oratorienchor Quedlinburg, der bei vielen Aufführungen im Einsatz ist und traditionell das Abschlusskonzert bestreitet. Dass Gottfried Biller stets gelassen auch mit Havarien umgeht, findet die besondere Bewunderung des Bürgermeisters, der jahrelang selbst im Oratorienchor gesungen und kleine Katastrophen wie den Ausfall von Technik oder die Erkrankung von Musikern hautnah miterlebt hat. Eine Veranstaltungsreihe dieser Dichte ist nur durch die Hilfe vieler möglich: Seit sechs Jahren gehört der Förderverein mit seinen "Motoren" Dr. Armin Meister, Dr. Birgit Nemitz, Dr. Grit Wurlitzer, Manuela Lehmann oder Frank Holle zu den unverzichtbaren Helfern, und auch die Geldgeber, die den Musiksommer mit Zuwendungen unterstützen, wurden nicht vergessen. Weil die Stadt Quedlinburg nicht zu den Sponsoren gehören kann, erfreute der Bürgermeister die "Macher" mit einer privaten Spende.