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Landwirtschaft in Hedersleben Landwirtschaft in Hedersleben: Ein eigenes Lager bis zur Ernte

Von petra Korn 24.04.2014, 13:48
Lutz Trautmann zeigt seinen Kollegen Volker Hübner und Chris Norman Volkmann (v.r.) anhand eines Modells, wie das Lager aussehen wird.
Lutz Trautmann zeigt seinen Kollegen Volker Hübner und Chris Norman Volkmann (v.r.) anhand eines Modells, wie das Lager aussehen wird. chris wohlfeld Lizenz

Hedersleben/MZ - Derzeit werden gerade die Fundamente errichtet; in nicht einmal fünf Monaten soll die neue Kartoffellagerhalle bereits voll funktionsfähig sein. „Wir wollen am 1. September mit der Einlagerung der Kartoffeln beginnen“, steckt Lutz Trautmann, Vorstandsvorsitzender der Agrargenossenschaft Hedersleben, das Ziel ab. In dem 15 000 Tonnen-Kisten-Kühllager will die Genossenschaft künftig ihre gesamte Kartoffelernte selbst einlagern und diese über das Jahr hinweg vermarkten. Für Neubau und Ausstattung investiert der Landwirtschaftsbetrieb mehrere Millionen Euro. Eine genaue Zahl wollte der Vorstandsvorsitzende nicht nennen.

Bislang hat die Agrargenossenschaft ihre produzierten Kartoffeln in angemieteten Hallen gelagert. Diese aber stehen wegen Eigenbedarfs der Eigentümer nicht mehr zur Verfügung. „Deshalb haben wir uns entschieden: Wir bauen selbst“, sagt Lutz Trautmann. Errichtet wird die 138 Meter lange, 60 Meter breite und an der Traufe neun, am First zwölf Meter hohe Halle auf einem Areal direkt gegenüber der Kartoffelscheune.

Zwei Seelen in der Brust

Die Fläche, die ehemals zu einer Kleingartenanlage gehörte, hat die Genossenschaft schon vor Jahren erworben. „Wir haben hier im Einverständnis mit den Gartenpächtern eine Lösung gefunden“, bedankt sich der Vorstandsvorsitzende dafür beim Kleingartenverein. Mit finanzieller Unterstützung der Agrargenossenschaft wurden die Pächter in freie Gärten im hinteren Bereich der Anlage umgesiedelt. Das vordere, einstige Gartengelände wurde in Absprache mit den Behörden beräumt und für eine Bebauung vorbereitet. Ehe diese starten konnte, untersuchte zunächst ein archäologisches Grabungsteam das Areal und fand Zeugnisse von Besiedlungen in der Jungsteinzeit und der frühen Bronzezeit (die MZ berichtete). Lutz Trautmann hat hier zwei Seelen in der Brust: Zum einen natürlich das archäologisch wissenschaftliche Interesse, zum anderen die Ökonomie. Denn als Bauherr muss die Agrargenossenschaft die Kosten für die archäologische Untersuchung tragen. „In den alten Bundesländern wird das vom Staat bezahlt.“

Um die neue Halle perfekt den Bedürfnisse der Agrargenossenschaft anzupassen, haben sich die Hederslebener nicht nur bundesweit an verschiedenen Standorten Lager angesehen. Gebaut wurde dafür auch ein Modell im Maßstab 1:50. „Als Diskussionsgrundlage“, erläutert Lutz Trautmann, „um mit unseren Kollegen abzuklären, ob eine solche Umsetzung technologisch auch aus ihrer Sicht sinnvoll ist.“ Aus „Platzgründen“ wurde dabei nur der vordere Teil der großen Halle im Modell errichtet - mit gerade mal vier Lager-Boxen. In der Halle selbst werden es dann insgesamt 14 sein.

An der Giebelseite wird sich die Annahmestation befinden. Hier werden die Kartoffeln abgekippt, laufen über einen Enterder, passieren die Sortieranlage und gelangen dann in den vollautomatischen Kistenfüller. Die gefüllten Kisten werden per Gabelstapler zur Box im Lagerhaus transportiert. In eine Box passen mehr als 600 Kisten mit insgesamt 1.100 Tonnen Kartoffeln. „Das Besondere an dem Lager ist, dass man hier aktiv kühlen kann und nicht auf die Außentemperatur angewiesen ist. Dadurch kann man auch eine sehr hohe Kartoffellagerqualität erfüllen“, sagt der Vorstandsvorsitzende. Durch die durchgängige Lagerung bei vier, fünf Grad müssten die Kartoffeln auch nicht mehr begast werden, um eine Keimentwicklung zu verhindern.

Aber das ist Zukunftsmusik

Oberhalb der Annahmestation wird ein Sozialtrakt entstehen mit Duschen, Toiletten, einem Pausenraum und einem kleinen Büro. Hier, im Obergeschoss des Giebelbereiches der Halle, ist auch Platz, um bei der Kartoffelproduktion noch einen Schritt weiter zu gehen: „Das ist so aufgebaut, dass wir hier noch eine weitere Veredlung machen, das heißt, die Kartoffeln waschen und verpacken können. Aber das ist Zukunftsmusik. Das muss sich entsprechend der Marktentwicklung ergeben.“

Die Energieversorgung für das neue Lagerhaus möchte die Agrargenossenschaft über ihre eigene Biogasanlage absichern. „Das muss noch technisch und rechtlich abgeprüft werden. Aber es müsste machbar sein“, so der Vorstandsvorsitzende. Die Investition für den Neubau der Lagerhalle dient der Arbeitsplatzsicherung, sagt Trautmann. Acht Mitarbeiter werden zur Bewirtschaftung eingesetzt.

In diesen Kisten, von denen es rund 8.500 Stück geben wird, werden die Kartoffeln aufbewahrt.
In diesen Kisten, von denen es rund 8.500 Stück geben wird, werden die Kartoffeln aufbewahrt.
chris wohlfeld Lizenz