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Landwirtschaft im Landkreis Harz Landwirtschaft im Landkreis Harz: "Viel Masse keine Klasse"

Von Detlef Horenburg 21.08.2014, 08:25
Mitarbeiter der Agrargenossenschaft Ditfurt holen die letzten Körner vom Halm.
Mitarbeiter der Agrargenossenschaft Ditfurt holen die letzten Körner vom Halm. Chris Wohlfeld Lizenz

Quedlinburg - Der ständige Wechsel von Sonne und Regenschauern zerrt an den Nerven der Landwirte im Landkreis Harz. „Noch immer sind hier 1 000 Hektar Weizen nicht abgeerntet“, sagt Jürgen Zywitzki, Geschäftsführer des Bauernverbandes Nordharz, gestern gegenüber der MZ. Dies seien etwa 20 Prozent der Anbaukultur, die noch auf dem Halm stehen.

Mit 80 bis 85 Dezitonnen pro Hektar liegen die Durchschnittserträge bei der Wintergerste ähnlich hoch wie im Vorjahr. Doch an einzelnen Standorten konnten fast 100 Dezitonnen vom Hektar eingefahren werden. Qualitätsprobleme gab es bei der Gerste nicht. Beim Raps schwanken die Ernteerträge zwischen 40 und 50 Dezitonnen pro Hektar. Die Preise sind bei der Gerste um bis zu 15 und beim Raps um bis zu 20 Prozent gefallen.

Während kleinere landwirtschaftliche Betriebe nördlich vom Huy ihre Ernte bereits abschließen konnten, gebe es besonders durch die feuchte Witterung Probleme südlich und östlich von Quedlinburg sowie entlang der Selke in Richtung Hakel. Dies hängt damit zusammen, dass hier häufiger starke Regenschauer niedergehen als in den anderen Gebieten des Vorharzes. Kaum seien die Felder einigermaßen befahrbar, schon macht der nächste Schauer den Einsatz von Mähdreschern unmöglich.

An manchen Stellen würde das Getreide bereits umliegen. Körner, die auf den Ackerboden gefallen seien, würden schon keimen. An jedem Tag, an dem nicht gedroschen werden kann, verschlechtere sich der Eiweißgehalt im Weizen, umreißt der Geschäftsführer die angespannte Situation. Dadurch leide die Backqualität. Mancher Schlag eigne sich nur noch als Futtergetreide. Hilfreich wäre es, wenn die Behörden den landwirtschaftlichen Lkw-Verkehr auch am Sonntag zulassen würden.

„Ab Mitte dieser Woche soll der Winterraps gedrillt werden, aber auf den Flächen steht teilweise noch das Getreide“, verdeutlicht Kurt-Henning Klamroth, Präsident des Deutschen Bauernbundes, in dem besonders Familien-Agrarbetriebe zusammengeschlossen sind. Der Westerhäuser Landwirt bezeichnet das bisherige Ernteergebnis knapp mit „viel Masse, keine Klasse“.

Noch im Mai/Juni zeichnete sich eine gute Erntesaison ab, sagte Zywitzki. Wintergerste und Raps wurden problemlos eingefahren. Die Ernte begann 14 Tage früher als im Vorjahr. Doch dann schlug im Juli das Wetter um.

Was dem Getreide schadet, ist für den Mais wiederum gut. „Die feuchtwarme Witterung bot den Pflanzen, die ursprünglich aus Mittelamerika stammen, sehr gute Wachstumsbedingungen“, sagt Zywitzki.

Ähnlich sieht es auch auf den Rübenfeldern der Region aus. So wächst nach einer Einschätzung von Experten eine überdurchschnittlich gute Ernte heran. „Wir sind mit der Entwicklung der Zuckerrüben sehr zufrieden“, sagt der Verbandsgeschäftsführer. Allerdings gebe es bei den Früchten noch Nachholbedarf beim Zuckergehalt. Der liege zurzeit noch leicht unter den bisherigen Durchschnittswerten. Das sei allerdings überhaupt kein Grund zur Sorge. Bis zum Start der Ernte sei noch alles drin, so Zywitzki - wenn die Sonne scheint, und es wieder wärmer wird.

Nach seinen Worten wird der Start der Rübenernte und die damit verbundene Verarbeitung von frischen Früchten in den Zuckerfabriken Mitte September beginnen und damit auf jeden Fall früher als im vergangenen Jahr. 2013 startete die sogenannte Rübenkampagne Anfang Oktober. (mz)

Klaus-Uwe Marlow ermittelt eine Feuchte von knapp 15 Prozent - zu viel.
Klaus-Uwe Marlow ermittelt eine Feuchte von knapp 15 Prozent - zu viel.
Chris Wohlfeld Lizenz