1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Landkreis Harz: Landkreis Harz: Männer in Pansfelde wandern zum Jahresausklang

Landkreis Harz Landkreis Harz: Männer in Pansfelde wandern zum Jahresausklang

Von Petra Korn 30.12.2012, 12:57

Pansfelde/MZ. - Brennende Schwedenhölzer spenden auf dem Rastplatz neben der Köthe Wärme. Ein Holzfeuer prasselt unter einem Kessel, zwei weitere Riesen-Töpfe stehen auf Grills. "Das muss schnell gehen, wenn sie nachher kommen. Da haben alle Hunger", sagt Hans-Joachim Ecke. Sie - das sind die 40 Männer, die am Morgen auf dem Pansfelder Schenkplatz zu ihrer Tour durch den Wald gestartet sind und die nun von dem insgesamt sechsköpfigen Versorgungsteam an der Köhlerhütte unweit des Gartenhauses mit Gulasch - dem Traditionsessen - und Glühwein erwartet werden.

Bereits zum 55. Mal wurde am Sonnabend zur Pansfelder Männerwanderung eingeladen. Die gemeinsame Wanderung zum Jahresausklang durch den Wald wurde in den 1950er Jahren erstmals gestartet, weil die Männer mangels einer Sporthalle zwischen den Feiertagen keinen Fußball spielen konnten. Stattdessen ging es dann eben per Ski in den Wald. Aus dem Wandern auf Skiern wurden irgendwann Touren per pedes, und waren es anfangs eine Handvoll Teilnehmer, wuchs deren Zahl im Laufe der Jahre immer weiter auf teils über 50. Neben Pansfeldern und ehemaligen Pansfeldern, die heute in ganz Deutschland wohnen, wandern inzwischen auch Männer beispielsweise aus Königerode mit, die durch Verwandte oder Freunde von diesem besonderen Jahresausklang erfahren haben.

Für diesen gibt es immer wieder neue Strecken, die Lothar Krieg zusammenstellt. In diesem Jahr war die Tour etwa 15 Kilometer lang und führte von Pansfelde zunächst zum "Sieben Börner", der Quelle der Schwennecke, wo eine Frühstückspause eingelegt wurde. Weiter ging es laut Tour-Planung zum Anna-Weg, über Kutsch- und Saubergbahn ins Selketal, über den Neuen Weg zur Hirschsteinstraße bis zur Köthe und von dort, nach der Mittagspause, zurück nach Pansfelde in den "Goldenen Stern" zum gemütlichen Ausklang. Jedes Jahr einen neuen, landschaftlich reizvollen Weg zu planen, ist nicht schwer, sagte Lothar Krieg, der wie Hans-Joachim Ecke zum Organisationsteam der Männerwanderung gehört und von Anfang an dabei ist. "Das Wichtigste ist die Einschätzung, dass man pünktlich zum Mittagessen da ist, wo Gulasch vorbereitet wird." Früher, so Lothar Krieg weiter, sei er die Strecken abgeritten. Heute schätze er die Zeiten so ein. "Ich weiß ungefähr, wie man wandert", so der Pansfelder. Und einige bräuchten viel Zeit - weil sie sich unterwegs viel zu erzählen hätten, aber: "Wir waren bis jetzt immer pünktlich."

Gegen 13, 13.30 Uhr, so hatte Lothar Krieg geschätzt, würden die Wanderer an der Köthe eintreffen. Kurz nach 13 Uhr tauchte die erste Gruppe auf, wenig später die zweite - und das trotz einer spontanen Routenänderung, die die Männer noch auf den alten Falkenstein hinauf führte. Schnell war der erste Gulasch-Kessel geleert, und es gab viel Lob für den Koch. Der gehörte selbst zu den Wanderern und hatte das schmackhafte Gericht vorbereitet. 25 Kilogramm Schweinefleisch wanderten dafür in den Topf, verriet Mario Ecke, der in Straßberg wohnt. Weitere Zutaten? "Das wird nicht verraten. Das ist ein Geheimrezept", sagte der Koch und bestätigte aber, dass das Gericht scharf sein müsse. "Die Männer wollen doch alle Durst haben", begründete der Koch schmunzelnd.

Das Gulasch ist "einmalig", schwärmte Sebastian Brandt - wie die Männerwanderung überhaupt. "Es ist immer herrlich", ist der 27-Jährige immer wieder von der "Gemeinschaft unter den Leuten" und dem Unterwegssein in der Natur begeistert. Es sei "wie Männertag zwei", sagte der ehemalige San-derslebener, der jetzt in Düsseldorf wohnt und seit zwölf Jahren in Pansfelde dabei ist. Den weiten Weg in den Harz nimmt auch Willi Schmeer in jedem Jahr auf sich: Seit 1991 ist der 68-Jährige, der in Pansfelde aufgewachsen ist und heute in Hamburg und bei seiner Lebensgefährtin in Rumänien lebt, bei der Männerwanderung dabei. "Das gehört dazu", sagte er.

Mit 21 Jahren der jüngste Teilnehmer war Robin Bartels, der aber nicht etwa das erste, sondern bereits das sechste Mal mit von der Partie war. Der ehemalige Pansfelder, der heute in Stangerode zu Hause ist, hatte schon früh von der Männerwanderung gehört, war aber zu jung - bis er dann endlich mit älteren Freunden mitgehen konnte. Seither war er in jedem Jahr dabei. "Es ist ein guter Jahresabschluss", so Robin Bartels. Viel gehört von der Männerwanderung und dass diese gut sein soll, hatte Hannes Großler. "Ich wollte mir das mal angucken", so der 22-Jährige aus Stangerode, der erstmals mit auf Tour ging und das Gehörte bestätigt fand: "Es ist eine lustige Truppe. Es macht Spaß."

Tradition ist, dass die längst zu einem großen Treffen gewordene Wanderung immer stattfindet - sei es bei minus 19 Grad Celsius vor etlichen Jahren, als die Tour dann wegen des Wetters verkürzt werden musste, oder bei Plusgraden wie am Sonnabend, dem bislang wärmsten Wanderwetter. Und geblieben ist neben dem Spaß, den alle Beteiligten an diesem Tag haben, eine weitere Tradition: Es ist eine Männerwanderung - nur für Männer. Warum keine Frauen teilnehmen dürfen, dafür gibt es keine wirkliche Erklärung. "Es hat sich damals so eingebürgert", so Lothar Krieg. Es sei als "großer Männerwandertag" ausgeschrieben gewesen "und dann ist es so geblieben". Fast jedenfalls: Denn mit seiner neunjährigen Enkelin Carolin, die allerdings mit dem Versorgungsteam mitfuhr, war in diesem Jahr auch ein Mädchen mit unterwegs.