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Landkreis Harz Landkreis Harz: Brenneisen statt Haustürschlüssel

Von DETLEF ANDERS 03.09.2010, 14:32

BAD SUDERODE/MZ. - Nicht mit der Übergabe eines Haustürschlüssels, sondern mit der Überreichung eines historischen Brenneisens wurde in Bad Suderode die Übergabe des traditionsreichen Friseurgeschäftes in der Brinkstraße 24 symbolisch vollzogen. Nach 46-jähriger Arbeit als Friseuse gab Edda Ebeling ihr Geschäft an eine jüngere Meisterin ab. Julia George tritt in die Fußstapfen der einst jüngsten Meisterin der Quedlinburger PGH Friseure.

Die 24-jährige Meisterin stammt aus Roßla und hatte aus einer Anzeige in der Mitteldeutschen Zeitung erfahren, dass in dem Kurort unweit des Kurzentrums ein Friseurgeschäft abgegeben werden sollte. Kurzentschlossen nahm Julia George das Angebot an und zog auch gleich in die Wohnung über dem Geschäft ein.

"Der Friseur am Kurpark wird zum Smaragd", kündigte Julia George bei der Übergabe an. Sie möchte nicht nur das Schaufenster völlig neu gestalten, sondern das ganze Geschäft. Es soll nicht auf modern gestylt werden, sondern sich von anderen unterscheiden, indem es "auf alt" gestaltet" wird. Das Brenneisen war der erste museale Dekorationsgegenstand, weitere sollen folgen, Edda Ebeling will einen Bilderrahmen und Haartrockner zur Verfügung stellen.

Vielleicht wird auch der zweite Raum bald wieder mit Waschtischen und Trocknern versehen sein. Julia George möchte zunächst einen Lehrling einstellen. Karin Hoppe, die von der ersten Stunde der Selbständigkeit bei Edda Ebeling arbeitete, wird natürlich weiter für die Kunden da sein. Auch die Öffnungszeiten und Preise bleiben unverändert.

"Ein bisschen zittrig waren meine Beine schon", gestand Edda Ebeling nach der Übergabe und der Verabschiedung von vielen ihrer treuen Kunden. Sie hatte mit 16 Jahren ihren Traumberuf in Quedlinburg erlernen können. Nach dem Abschluss und gerade einem Jahr Gesellenzeit hatte ihre damalige Meisterin bei der Handwerkskammer angefragt, ob ein Meisterlehrgang nicht schon früher als üblich in Angriff genommen werden konnte, weil eine Meisterin gebraucht wurde. Es klappte und als Edda Ebeling nach zwei Jahren Meisterschule in Halle wieder zurück war, gab es einen Foto-Termin für die jüngste Meisterin der PGH für die damalige "Freiheit". Edda Ebeling: "Den Zeitungsausschnitt habe ich heute noch."

Sie fing in Gernrode im Geschäft der PGH an. Nach einem Jahr heiratete sie und als ihr Sohn Bernd geboren wurde, blieb sie drei Jahre zu Hause. 1974 begann sie in der Brinkstraße 24 wieder mit der Arbeit. Im Herbst 1990 bot die Hauseigentümerin an, das bis zur Wende einzige Damen-Friseurgeschäft in Bad Suderode - zu DDR-Zeiten arbeiteten neun Friseusen hier - allein zu übernehmen. Edda Ebeling schlug zu und machte sich am 17. Dezember 1990 selbständig. "Ich war die erste, die von der PGH wegging. Das war die schwerste Zeit, die ich durchgemacht habe", gestand sie. Doch der Mut hat sich gelohnt. Nun, mit 63 Jahren und angesichts der Arbeit, den ihre Familie auch mit dem Harzer Feriengarten hat, entschied sie sich dafür, das Geschäft abzugeben. Damit bleibt auch mehr Zeit für das Hobby, den Garten schön zu halten und zu verändern.