Krematorium in Quedlinburg Krematorium in Quedlinburg: "Es bleibt ein Quedlinburger Unternehmen"

Quedlinburg/MZ - Die neuen Betreiber des Quedlinburger Krematoriums haben in einem halben Jahr die Anlagen modernisiert und die Räumlichkeiten neu gestaltet. Nach dem Kauf von der Stadt Quedlinburg im Sommer vergangenen Jahres (die MZ berichtete) konnten sich jetzt Chefs und Mitarbeiter von Bestattungsunternehmen, weitere Partner und Vertreter der Stadt, darunter Oberbürgermeister Eberhard Brecht (SPD), von den Veränderungen überzeugen. „So sah es hier noch nie aus“, lobten mehrere der Anwesenden das, was in den zurückliegenden sechs Monaten geschaffen wurde.
„Wir sind eine Woche früher fertig geworden“, sagte Geschäftsführer Svend-Jörk Sobolewski. Die beiden Öfen wurden neu ausgemauert und die Filter modernisiert. Sichtbarstes äußeres Zeichen sind die farbig gestalteten Räume. „Allein 480 Stunden wurden für die Reinigung der Räumlichkeiten gebraucht. Dann kamen die Handwerker, Techniker und Ingenieure. Zum Schluss wurden rund 1.000 Liter Farbe verwandt, damit alles frisch aussieht“, zählte der Geschäftsführer die Arbeitsschritte auf. Bis auf spezielle Arbeiten seien alle Aufträge von Firmen aus der Region ausgeführt worden.
Rund 5.000 Feuerbestattungen im Jahr
Auch wenn die neuen Besitzer ihren Hauptsitz in Stade haben, „das Krematorium bleibt ein Quedlinburger Unternehmen“, betonte der Geschäftsführer: „Das ist uns wichtig, wie auch, dass fast alle Beschäftigten von hier kommen.“ Das Unternehmen firmiert seit 1. September vergangenen Jahrers unter dem Namen: Feuerbestattungen Quedlinburg GmbH. Die Kremierung wird von fünf Mitarbeitern ausgeführt. Vorerst laufen die Anlagen im Zwei-Schicht-Betrieb. Drei Schichten sind aber durchaus möglich, wie der Geschäftsführer anmerkte. Es werden rund 5.000 Feuerbestattungen im Jahr angestrebt.
Eine Kremierung dauert rund anderthalb Stunden. Bis auf den Kühlraum, in dem die Särge aufbewahrt werden und der aus Pietätsgründen geschlossen blieb, konnte die gesamte Anlage von den Besuchern in Augenschein genommen werden. Dazu gehörte neben der Filterlage und der sonst nicht sichtbaren Technik hinter den Öfen auch die Steuerungstechnik, die computerüberwacht auf jede Störung reagiert.
Geschäftsführer Svend-Jörk Sobolewski betonte bei einer Ansprache den ethischen Aspekt seines Unternehmens: „Wir stehen dazu, dass alles so pietätvoll wie möglich abläuft.“ Dies habe auch bei der Auswahl der Mitarbeiter eine Rolle gespielt. Es seien über 170 Bewerbungen für zwei Stellen eingegangen. Der Geschäftsführer führte rund 60 Gespräche selbst. „Ich habe dabei viel über die Region gelernt“, sagte er.
Eine breitgefächerte Trauerkultur
Oberbürgermeister Eberhard Brecht wies darauf hin, dass der Tod oft verdrängt werde, doch er gehöre zum Leben. Quedlinburg habe eine breitgefächerte Trauerkultur. Dazu zählten unter anderem die Seelsorge im Klinikum, das Hospiz, das Trauercafé und das Friedhofsareal für früh verstorbene Kinder.
Der Oberbürgermeister bezeichnete den Verkauf als richtigen Schritt. Eine Kommune müsse nicht das tun, wofür sie eigentlich keine Kompetenz habe, zumal ein starker Wettbewerb auf diesem Gebiet herrsche. Was jetzt erreicht worden sei, hätte die Stadt nicht leisten können. Der neue Besitzer habe mit allen angekündigten Vorhaben nach der Privatisierung Wort gehalten.
