1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Krefelder sucht nach Zeitzeugen

Krefelder sucht nach Zeitzeugen

11.07.2007, 17:44

Quedlinburg/MZ. - Schmidt, Jahrgang 1934, kam im Sommer 1946 nach Quedlinburg in die Stresemannstraße 6. Das sei damals ein kleines, aber sehr strenges Kinderheim gewesen. "Wir waren nicht viele Jugendliche, etwa zehn oder 15, und hatten immer Hunger, es gab sehr wenig zu essen", erinnert sich Schmidt. Kurz vor Weihnachten hatte es sich im Heim herum gesprochen, dass man in die Stadt gehen durfte, wenn man Zahnschmerzen hatte. Sonst waren diese Stadtgänge nicht erlaubt. Also täuschte der damals Zwölfjährige Zahnschmerzen vor und ging in die Stadt, in der alles weihnachtlich geschmückt war und es nach Plätzchen und Kuchen roch. "Als ich an einem Bäckerladen vorbei kam, habe ich etwas zu essen mitgehen lassen und als ich im Heim ankam, da wusste man schon Bescheid, denn der Bäcker wusste, wo ich herkam, meine Jungvolk-Winter-Uniform, hatte mich verraten", so Rolf Schmidt.

Das alles brachte ihm Arrest ein. In einem kleinen Verschlag wurde er mit einer Matratze, einer Decke und einem Eimer für die Notdurft eingesperrt. Bald kamen Richard Lange, 14 Jahre alt, und Rolf Deutschmann, 13 Jahre alt, dazu und verbrachten hier Weihnachten. Erst Ende Januar, Anfang Februar gelang ihnen die Flucht, obwohl draußen Schnee lag und es bitterkalt war.

Schmidt will nun seine Lebensgeschichte für seine drei Söhne aufschreiben und bittet eventuelle Zeitzeugen um Mithilfe. Er möchte vor allem wissen, was war das für ein Haus oder Anstalt war und ob es vielleicht noch andere Heimbewohner von damals gibt. Bei seinen Nachforschungen unterstützt ihn bereits die Quedlinburger Stadtverwaltung. Auch die Lokalredaktion Quedlinburg der Mitteldeutschen Zeitung nimmt Hinweise entgegen, die sie dann an Rolf Schmidt weiterleiten wird.