Kompostierungsanlage Kompostierungsanlage von Harz-Humus in Quarmbeck: Stadtrat fasst Beschluss zum Bebauungsplan

Quedlinburg - Der geplante Neubau einer Kompostierungsanlage am äußersten Rand von Quedlinburg hat im Stadtrat eine lange geführte Debatte wieder entfacht: Soll sich in Quarmbeck Industrie ansiedeln?
Auslöser der Diskussion war die Formulierung „1. Bauabschnitt Industriegebiet Quarmbeck“ in einem Beschluss zu einem vorhabenbezogenen Bebauungsplan. Mit ihm will die Stadt der Harz-Humus Recycling GmbH die Möglichkeit geben, „möglichst frühzeitig die geplante Anlage in Betrieb nehmen zu können“, die auf dem Gelände der GmbH entstehen soll. Dagegen hatte der Stadtrat nichts einzuwenden, aber dass daraus ein erster Bauabschnitt für ein Industriegebiet werden soll, ging einigen doch zu weit.
„Bebauungsplan sichert dem Unternehmen die Existenz“
„Wir haben noch kein Industriegebiet Quarmbeck“, betonte Christian Wendler (Bürgerforum Quedlinburg). Auch die Fraktionsvorsitzende von Grüne/QfW, Susan Sziborra-Seidlitz, betonte, dass dieses Thema „politisch sehr umstritten und brisant“ sei.
Deswegen solle die Bezeichnung aus der Beschlussvorlage gestrichen werden, „damit wir einem Unternehmen nicht etwas versagen, was wir alle gerne möchten“. „Wir folgen dem Vorschlag, um Spannung rauszunehmen“, sagte Oberbürgermeister Frank Ruch (CDU).
Beschluss zum Bebauungsplan mit einer Enthaltung angenommen
Zuvor hatte schon Thomas Malnati, Leiter des Fachbereichs Bauen, auf die Notwendigkeit eines Beschlusses hingewiesen: „Dieser Bebauungsplan sichert dem Unternehmen die Existenz.“ Darüber herrschte Einigkeit: Bis auf ein Stadtratsmitglied, das sich der Stimme enthalten hat, stimmten alle zu.
Doch im Raum bleibt die generelle Frage, ob sich Industrie in Quarmbeck ansiedeln darf. Das Bürgerforum Quedlinburg hat Bedenken: „Wir befinden uns mitten in Deutschland in einer einzigartigen Kulturlandschaft, die noch weitgehend ungestört vor dem Betrachter liegt. Andere Welterbe-Highlights wie Rothenburg ob der Tauber usw. sind bereits völlig eingerahmt von neudeutscher Allerweltsbebauung, insbesondere Gewerbe und Industrie-Flächen“, schreibt Christian Amling auf der Internetseite des Bürgerforums.
Nun heißt es im Welterbe-Managementplan, den die Stadt nach einer Forderung der Unesco aufstellen musste: „Quedlinburg ist auf eine verstärkte Ansiedlung von größeren Gewerbeunternehmen angewiesen, nicht nur um die Einnahmen aus der Gewerbesteuer zu erhöhen, sondern auch um qualifizierte Arbeitskräfte/ Neubewohner zu gewinnen.“
Amling verweist auf „eine sorgfältige Abwägung”
Und weiter: „Da die innerstädtischen Flächen begrenzt und häufig für heutige Anforderungen nicht geeignet sind, muss Quedlinburg auf Gewerbegebiete am Stadtrand setzen. Diese können jedoch die Stadtsilhouette des Welterbes und die Kulturlandschaft beträchtlich stören (in wenigen Teilbereichen ist dies bereits gegeben). Die Planung aller künftigen Industrie- und Gewerbegebiete erfordert ... eine sorgfältige Abwägung, um das Welterbe nachhaltig zu schützen.“
„Es um hochwertige Industrie-Architektur", sagt Amtsleiter Malnati
Eine „neudeutsche Allerweltsbebauung“, wie sie das Bürgerforum kritisiert, will auch der Fachbereichsleiter nicht in einem Industriegebiet haben. „Wir wollen Unternehmen herbekommen, die sich bewusst sind, dass sie im Welterbe bauen“, betont Malnati im MZ-Gespräch. „Dabei geht es um hochwertige Industrie-Architektur, die gut gestaltet ist.“ Solche Gebäude würden die Silhouette nicht stören.
Aber langwierige Debatten könnten potenzielle Investoren verprellen: „Sie wollen Angebote binnen 24 Stunden. Und sie wollen fertige Grundstücke“, so Malnatis Erfahrung. (mz)