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Besondere Schau zur Historie Diest-Hof in Seyda: Ausstellung zu „Schwerter zu Pflugscharen“

Der Diest-Hof erinnert mit einer Ausstellung an die spektakuläre Schmiedeaktion von Stefan Nau 1983. Was zum Thema Krieg gezeigt wird und warum die Einrichtung eine Aktion plant.

Von Frank Grommisch 07.06.2025, 10:30
Blick in die Ausstellung „Der gefährliche Schmied" im Diest-Hof in Seyda. Den ganzen Juni hindurch ist die Ausstellung dort zu sehen.
Blick in die Ausstellung „Der gefährliche Schmied" im Diest-Hof in Seyda. Den ganzen Juni hindurch ist die Ausstellung dort zu sehen. Foto: Frank Grommisch

Seyda/MZ. - Die Aktion bleibt unvergessen. Es war im September 1983, als im Rahmen eines evangelischen Kirchentages in Wittenberg der Schmied Stefan Nau eine spektakuläre Aktion vollzog. Aus einem Schwert formte er eine Pflugschar. Daran wird jetzt im Diest-Hof in Seyda erinnert.

Dort ist den ganzen Juni hindurch eine Ausstellung des Martin-Luther-King-Zentrums aus Werdau in Sachsen zu sehen. Sie trägt den Titel „Der gefährliche Schmied“. Aufgebaut ist sie in der Scheune. Dieses auch für die interessierte Öffentlichkeit gut erreichbare Gebäude in der Wohneinrichtung für erwachsene Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung wird zudem für die Tagesförderung und für Veranstaltungen genutzt.

Viele historische Quellen in den Ausstellungsteilen in Seyda verarbeitet

„Die Ausstellung wurde anhand zahlreicher schriftlicher historischer Quellen, Zeitzeugenanalysen und subjektiver Berichte erarbeitet“, erklärt das Martin-Luther-King-Zentrum dazu. Die 21 Rollup-Displays (Aufsteller) bieten eine Fülle an Informationen.

Dabei wird die Aufmerksamkeit nicht allein auf das seit der Aktion in Wittenberg geflügelte Wort „Schwerter zu Pflugscharen“ (ein Bibelzitat, Micha 4,1-4) und das Vorgehen des Staates gegen die DDR-Friedensbewegung gerichtet. Auch andere Initiativen der Friedensbewegungen und die Auslöser dafür werden erwähnt. Dabei sind zudem, übersichtlich nach Jahren geordnet, Geschehnisse in der BRD, der damaligen UdSSR und in den USA nachzulesen.

„Als die Schmiede-Aktion in Wittenberg vollzogen wurde, waren auch Mitarbeitende aus dem Diest-Hof dabei“, erinnert Diakon Andreas Gebhardt, Leiter der Einrichtung. Zudem haben, wie er wissen lässt, Mitarbeiter des Diest-Hofes den Dienst an der Waffe verweigert (auf das Thema Bausoldaten wird in der Ausstellung eingegangen).

Dass die Ausstellung gerade im Diest-Hof gezeigt wird, ist kein Zufall. Die Einrichtung hat sich ganz bewusst darum bemüht, in diesen Zeiten, in denen nicht allein permanent von Aufrüstung gesprochen, sondern sie vollzogen wird. „Es ist mittlerweile wieder normal geworden, aufzurüsten, die Waffenarsenale aufzustocken“, sagt Andreas Gebhardt. Doch Kriege hätten durch das Liefern von Waffen nicht aufgehört, wie die Geschichte zeige. Selbst im Heiligen Land werde derzeit Krieg geführt.

Diest-Hof-Leiter warnt vor Konsequenzen von Kriegen

Der Diakon erinnert an einen Ausspruch von Dwight D. Eisenhower. Der sagte: „Jede Kanone, die gebaut wird, jedes Kriegsschiff, das vom Stapel gelassen wird, jede abgefeuerte Rakete bedeutet letztlich einen Diebstahl an denen, die hungern und nichts zu essen bekommen, an denen, die frieren und keine Kleidung haben. Eine Welt unter Waffen verpulvert nicht nur Geld allein. Sie verpulvert auch den Schweiß ihrer Arbeiter, den Geist ihrer Wissenschaftler und die Hoffnung ihrer Kinder.“

Und Andreas Gebhardt erwähnt den früheren Bundeskanzler Helmut Schmidt, der gesagt habe: „Lieber 100 Stunden umsonst verhandeln, als eine Minute schießen“. Das wahnsinnige Aufrüsten, wie es Andreas Gebhardt benennt, dürfe nicht einfach so hingenommen werden.

Andere Meinungen zur Frage von Krieg und Frieden werden aufgegriffen

Mit dieser Ausstellung möchte der Diest-Hof zeigen, dass es Widerspruch zur aktuellen Politik gibt. Der sei dringend erforderlich und müsse nach seiner Ansicht unbedingt lauter werden. Er kann sich auch vorstellen, dass der Diest-Hof aufgrund der sich verschärfenden aktuellen Situation in der Welt eine Schmiedeaktion ins Leben ruft.

Denn der Bibeltext endet nicht mit den Pflugscharen, sondern dort heißt es: „Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Lanzen zu Winzermessern.“ Dass ein Spieß zu einem Winzermesser umgeschmiedet wird, das kann er sich als deutliches Zeichen vorstellen, um der Forderung nach Frieden Nachdruck zu verleihen. In den nächsten Wochen wolle er dazu Absprachen führen.

Ein Detail der Schau: Symbole der Friedensaktivisten werden erläutert.
Ein Detail der Schau: Symbole der Friedensaktivisten werden erläutert.
Frank Grommisch

Andreas Gebhardt hofft, dass sich auch andere Einrichtungen, etwa Schulen im Landkreis, für diese Ausstellung des Martin-Luther-King-Zentrums interessieren und sie in ihren Räumen präsentieren und damit auf die verschiedenen Friedensaktivitäten in den vergangenen Jahrzehnten hinweisen. Die Ausstellung zu ordern, sei einfach, fügt er an.

Die Ausstellung im Diest-Hof ist, wie erwähnt, öffentlich zugänglich und kann täglich von 9 bis 17 Uhr in der Scheune auf dem Diest-Hof besucht werden. Außerdem gibt es an jedem Montag um 17 Uhr auf dem Diest-Hof ein Friedensgebet, an dem Interessierte ebenfalls teilnehmen können.