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Neue Ausstellung Interessengruppe im Heimatverein Quedlinburg zeigt Ausstellung zur Saatzucht: Dippe-Firmensitz als Modell

Von Max Hunger 09.10.2019, 11:04
Schüler Maximilian Johr erläutert die Restauration des Modells des Geländes der Saatzuchtfirma Dippe im neuen Weg in Quedlinburg.
Schüler Maximilian Johr erläutert die Restauration des Modells des Geländes der Saatzuchtfirma Dippe im neuen Weg in Quedlinburg. Max Hunger

Quedlinburg - Maximilian Johr deutet auf die roten Dächer des Modells des Saatgutzuchtunternehmens der Gebrüder Dippe. „Hier mussten wir eine Menge machen“, sagt der 17-Jährige. Auf etwa drei Quadratmetern reihen sich kleine Lagerhallen und Industrieanlagen aneinander.

Gemeinsam mit Klassenkameraden hat er das Modell des Firmengeländes repariert und aufgearbeitet. Einst diente es der betriebseigenen Feuerwehr zur Einsatzplanung, denn auf dem Gelände der Dippe AG lagerten große Mengen Saatgut - wichtig für die Versorgungssicherheit des Landes. Nun steht der Nachbau des Firmengeländes in der Harzsparkassenfiliale in der Quedlinburger Turnstraße.

Familie Dippe begann im 18. Jahrhundert als kleiner Gärtnereibetrieb

Denn hier ist am Montag die Sonderausstellung zur Geschichte der Gebrüder Dippe AG eröffnet worden. Sie soll einen Überblick über die Entwicklung des bedeutenden Unternehmens geben. Im 18. Jahrhundert begann die Familie Dippe als kleiner Gärtnereibetrieb und entwickelte sich bis 1945 zu einem der weltweit größten Zuckerrübensamen-Produzenten.

Die „Interessengruppe Saatguttradition“ des Kultur- und Heimatvereins Quedlinburg (IG Saatguttradition) hat diese Geschichte anhand von Infotafeln, Fotos sowie originalen Dokumenten aus dem Firmenarchiv und anderen Quellen zusammengetragen. Die Ausstellung ist im Foyer der Sparkassenfiliale für jedermann während der Schalteröffnungszeiten frei zugänglich.

„Praktisch jeder Quadratmeter in Quedlinburg atmet in irgendeiner Form Saatgutgeschichte“, sagt Hartmut Klein von der Interessengemeinschaft. Gemeint sind die zahlreichen Gebäude, die die Gebrüder Dippe einst für die Produktion oder ihre Angestellten in der Stadt errichteten.

Aber auch die Ansiedlung des Julius-Kühn-Instituts, des Bundesforschungsinstituts für Kulturpflanzen, in Quedlinburg sei eine Folge der großen Bedeutung der Dippe AG, sagt Rolf Bielau von der IG Saatguttradition.

Dippe kooperierte auch mit Wissenschaftlern der martin-Luther-Universität Halle

„Dippe hat erkannt, dass die Zuckerrübe das große Geld bringt“, erklärt Bielau den Erfolg des Unternehmens. In enger Kooperation mit Wissenschaftlern, etwa aus Halle, habe die Firma sehr früh auf die Zucht der zuckerreichen Pflanze gesetzt und sich so großen Einfluss auf dem europaweiten Markt gesichert.

Es ist bereits die zweite Ausstellung zur Aufarbeitung der Quedlinburger Saatgutgeschichte, die die Interessengemeinschaft initiiert. Für die Zukunft wünscht sich Hartmut Klein daher, dass die Exponate einen dauerhaften Ort finden - die Ausstellung in der Harzsparkasse wird nur einige Monate zu sehen sein.

Derzeit fehle es jedoch vor allem an Personal, das eine Dauerausstellung mit angemessenen Öffnungszeiten ermögliche, so Klein. Doch es gibt Hoffnung: So stellte Oberbürgermeister Frank Ruch die Installation eines Zentrums zur Saatgutzucht-Tradition bei der Eröffnung in Aussicht: „Gemeinsam schaffen wir das.“ (mz)