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Saatzucht in Quedlinburg Saatzucht in Quedlinburg: Ehemalige Mitarbeiter wollen Zeitzeugnisse bewahren

Von Petra Korn 05.04.2017, 11:55
Mitarbeiter im Laboratorium im Versuchsgewächshaus
Mitarbeiter im Laboratorium im Versuchsgewächshaus Sammlung Bielau

Quedlinburg - Quedlinburg galt im 19. und 20. Jahrhundert als Wiege der Pflanzenzüchtung und bedeutendes Zentrum der Saatgutwirtschaft. Seit den 1990er Jahren gab es immer wieder Anläufe, etwas für die Pflege dieser Tradition zu tun.

Auch die Idee, in der Stadt ein Saatgutmuseum einzurichten, ist nicht neu.

Jetzt will ein Interessenkreis aus ehemaligen Mitarbeitern der Quedlinburger Saatgutbetriebe sich dieser Aufgaben erneut annehmen - und zunächst erst einmal jene zusammenbringen, die sich bereits mit dem Thema befasst haben, und Aktivitäten bündeln.

Dazu sind alle Interessierten zu einer Versammlung eingeladen; diese findet am Montag, 10. April, 17 Uhr, im Romantik-Hotel Am Brühl, Billungstraße 11, in Quedlinburg statt.

„Es gibt einen sehr schönen Fundus von Material“, weiß Hartmut Klein, dass viele, schon länger aus dem Berufsleben ausgeschiedene Mitarbeiter des heutigen Julius-Kühn-Institutes und der Saatgutbetriebe Dokumente, Erinnerungsstücke und auch Saatguttechnik zusammengetragen haben.

Fundus könnte verloren gehen

Doch es bestehe die Gefahr, dass dieser Fundus irgendwann der Stadt und dem Anliegen der Traditionspflege verloren gehe. „Deshalb wollen wir jetzt noch einmal Anlauf nehmen, das alles zusammenzutragen“, sagt Hartmut Klein.

Er gehört wie Rolf Bielau und Matthias Stier zu dem Interessenkreis; alle drei waren bzw. sind seit mehr als 40 Jahren im Institut für Züchtungsforschung bzw. in verschiedenen Saatgut-Unternehmen tätig.

Stadt will das Projekt unterstützen

Die Stadt Quedlinburg wird das Projekt unterstützen, indem sie Räume im Stadtarchiv zur Verfügung stellt, berichten Hartmut Klein und Rolf Bielau. Sie hoffen darauf, dass möglichst viele Dokumente - in Form von Leihgaben oder indem sie der Stadt überlassen werden - so an einer zentralen Stelle zusammengetragen werden können.

„In einer nächsten Etappe wollen wir Initiativen befördern, sich mit dem Material wissenschaftlich zu befassen“, erläutert Hartmut Klein. So könnte die Aufarbeitung der Epochen in der Entwicklung der Saatgutwirtschaft in Quedlinburg in Zusammenarbeit mit einer Universität durchaus ein Forschungsthema werden.

Zeitweilige Ausstellung zur Landesgartenschau

In einem weiteren Schritt könnten zeitweilige Ausstellungen gestaltet werden, so zum Beispiel zur Landesgartenschau 2018 in Burg. Gedacht ist ebenso an eine zeitweilige Sonderausstellung im Schloss im kommenden Jahr.

Ein nächstes Ziel wäre dann, das Thema auch touristisch zu vermarkten, sagt Rolf Bielau. Gestaltet werden könnte ein „Züchterpfad“, bestehend aus 40 Orten in Quedlinburg, an denen Tafeln erinnern bzw. informieren, und zu dem es ein Faltblatt gibt, erläutert Rolf Bielau.

Zudem könnten Themenführungen zu Saatzucht und Saatgutwirtschaft angeboten werden.

Saatgutmuseum ist ein Wunsch für die Zukunft

Ein „Wunschtraum“ der Initiatoren ist, ein Saatgutmuseum einzurichten. „Ein Glücksfall wäre es, wenn ein Investor, der beispielsweise ein altes Speichergebäude sanieren will, uns einen Teil zur Verfügung stellen würde“, sagt Hartmut Klein.

Aber das ist Zukunftsmusik. „Wichtigste Aufgabe ist erst einmal die Sicherung alles Vorhandenen“, unterstreicht Hartmut Klein. Dafür stehen die Mitglieder des Interessenkreises als Ansprechpartner zur Verfügung; sie hoffen aber auch auf eine gute Resonanz am 10. April.

Denn geplant ist, für die Pflege der Saatzuchttradition eine neue Fachgruppe im Kultur- und Heimatverein zu gründen. „Das wollen wir aber erst machen, wenn wir zehn, zwölf Leute sind, die richtig mitziehen wollen“, so Hartmut Klein. Und Rolf Bielau ergänzt: „Es ist jeder gern gesehen, der sich aktiv einbringen will.“ Hänge das Gelingen des Projekts doch wesentlich davon ab, dass Unterstützung durch möglichst viele Bürger, aber auch durch Saatgutbetriebe und Institute gewonnen werden könne.

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Interessierte, die das Projekt zur Pflege der Tradition von Samenzucht und Saatgutwirtschaft in Quedlinburg mit der Übergabe von Material unterstützen wollen, können sich schon jetzt an folgende Ansprechpartner wenden: Für eine Übergabe von Schriftgut steht Rolf Bielau zur Verfügung (Telefon 03946/70 63 44, E-Mail: [email protected]). Wer Technik zur Verfügung stellen möchte, kann sich am Matthias Stier wenden (Telefon  03946/78 09 14  oder 03473/8 15 44 54; E-Mail: [email protected]). 

Wer Mitglied oder Förderer der vorgesehenen neuen Fachgruppe des Quedlinburger Kultur- und Heimatvereins werden möchte, kann Kontakt zu Hartmut Klein aufnehmen (03946/5 29 87 03; E-Mail: [email protected]).  (mz)

Mitarbeiter bei Kreuzungs- und Isolierarbeiten.
Mitarbeiter bei Kreuzungs- und Isolierarbeiten.
privat