"Ich wollte irritieren" "Ich wollte irritieren": Maler Bernd Schobeß stellt in Bad Suderode aus

Bad Suderode/MZ - „Der Tod ist männlich besetzt. Warum eigentlich?“, fragt Bernd Schobeß. Der Bad Suderöder Maler sieht die Gründe bis in die Kirche des Mittelalters reichen, als es darum gegangen sei, die Menschen zu verängstigen. Er stellt deswegen eine neue These auf: Der Tod ist eine Frau. Unter diesem Titel vereint er einige Gemälde, die häufig bemühte Klischees ins Gegenteil verkehren. „Ich wollte irritieren“, sagt Schobeß und gibt dem unheimlichen, kapuzenverhüllten Sensenmann ein neues Gesicht.
Das Weibliche ist in seinen Bildern keineswegs schwach. Es kann freundlich sein, es kann sich wehren, aber es kann auch bedrohlich sein. „Die Rolle der Frau wird in der Kunst anders gesehen“, sagt der Maler und erinnert an Shakespeares Lady Macbeth, die die treibende Kraft in der Tragödie ist und ihren Mann zum Mord anstachelt.
Ohne Krankheit, ohne Leiden
Der Titel der Bilderserie sei „keine magere Schnur, über die ich alles hänge, sondern der Aufhänger“. Das Thema lasse sich von vielen Seiten betrachten, nicht nur von der westeuropäischen: „Ich habe mir überlegt, wie andere Kulturkreise mit dem Tod umgehen. In Mexiko zum Beispiel gibt es jedes Jahr zu Allerseelen eine dreitägige Totenfeier. Da gibt es kleine Totenköpfe aus Zuckerguss, und die Familien sitzen am Grab ihrer Angehörigen und halten ein Festmahl ab. Der Tod hat dort nichts Bedrohliches“, sagt Schobeß.
Außerdem sei es an der Zeit, an die eigene Endlichkeit zu denken, überlegt er, „obwohl ich mich bestens fühle“. Schobeß ist Jahrgang 1945 und „die Endlichkeit wird einem mit zunehmendem Alter bewusst“. Er hat ein Bild dazu gemalt: „Aus dem Vollen“ hat er es genannt und zeigt sich mit einem Glas Rotwein und einer Pistole. Wenn man schon sterben muss, so meint er, dann „möglichst rasch“.
Ohne Krankheit, ohne Leiden.
Der persönliche Einfluss darauf ist freilich begrenzt. „Ich denke, man kann sich mit dem Tod leichter abfinden, wenn man sich der Religion annähert“, sagt Schobeß. „Was bleibt, ist die Seele.“ In seinem Bild „Diogenes sucht auf dem Markt der Eitelkeiten einen Menschen“ greift er das auf: Der griechische Philosoph, dem die absolute Askese nachgesagt wird, wandelt zwischen Menschen, die auf Äußerlichkeiten, Statussymbole und materiellen Besitz bedacht sind. Sie sind mit sich selbst beschäftigt, nehmen den halbnackten Mann nicht wahr.
„Der Tod ist eine Frau“
Schobeß will in seinen Bildern philosophischen und kulturhistorischen Gründen mehr Ausdruck verleihen. „Das ist ein wesentlicher Aspekt, dass ich zum Gegenständlichen zurückgekehrt bin.“ Eine wortgenaue Übersetzung sind seine Werke jedoch nicht: „Die Fantasie darf nicht von der Vernunft erstickt werden. Das wäre der Tod einer solchen Auseinandersetzung.“
Ein Bild würde er gerne noch malen, sagt er: „Judith und Holofernes“. Da sei die Heldin auf der einen Seite, die ihr Volk gerettet hat. Dafür hat sie gemordet. „Eine Interpretationsvariante wäre dann, zu zeigen, wie gefährlich Frauen sein können“, sagt Schobeß.
Bernd Schobeß, „Der Tod ist eine Frau“, bis 31. August in der Galerie im Hof, Bahnhofstraße 4, Bad Suderode
