1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Herzliche Begegnungen in 10 000 Kilometer Entfernung

Herzliche Begegnungen in 10 000 Kilometer Entfernung

Von Gerd Alpermann 27.03.2006, 15:45

Quedlinburg/MZ. - Seit 15 Jahren besteht eine Gemeindepartnerschaft mit Christen der Presbyterianisch-reformierten Kirche in der Stadt Santa Klara, die etwa in der Mitte des Landes liegt, rund 180 Kilometer östlich der Hauptstadt Havanna.

Die Partnerschaft geht auf das Pfarrerehepaar Heyroth zurück, das vor 15 Jahren in Berlin die Bekanntschaft eines kubanischen Theologen machte. Peter Heyroth war unter anderem Pfarrer in Quedlinburg (Superintendent) und Holzweißig / Deutsche Grube bei Bitterfeld. Daraus resultiert, dass beide Gemeinden gemeinsam die Freundschaft mit den kubanischen Christen pflegen. Zum 15-jährigen Bestehen der Partnerschaft flogen Elke Dannenberg, Laura Musche und Juliane Müller von der Jungen Gemeinde, sowie die Pfarrer Dr. Ekkehard Steinhäuser und Matthias Zentner zusammen mit Vertretern aus Holzweißig für zwei Wochen nach Kuba.

Santa Klara hat rund 200 000 Einwohnern und wird auch die Stadt der 10 000 Säulen genannt, da sich vor fast jedem Haus offene Gänge, eine Art Balkone, befinden, erzählt Pfarrer Zentner. Rund 70 Mitglieder hat die Gemeinde in Santa Klara. Sie entwickelte sich unter US-amerikanischen Einflüssen nach der spanischen Kolonialzeit, während sonst, wie überall in Lateinamerika, der Katholizismus, dominiert.

Die Reise stand unter dem Motto "Wir sind eine Familie in Gott". "Das Miteinander steht im Mittelpunkt", erklärt Elke Dannenberg. "Eine Jahresgabe ist uns aber auch wichtig. Da wird gesammelt, um Projekte und Menschen in der kubanischen Gemeinde zu unterstützen." Die Quedlinburger hatten dieses Mal fünf Fahrräder für Gemeindemitglieder in Santa Klara dabei. Ein Arbeitskreis Kuba von Gemeinden aus vier Städten trifft sich regelmäßig, um Projekte abzustimmen. Zum Beispiel ist auch jedes Jahr ein Gemeindemitglied aus Kuba in Quedlinburg zu Gast.

Das Miteinander der deutschen und kubanischen Christen läuft trotz sprachlicher Barrieren ohne wirkliche Probleme ab, sagt Elke Dannenberg: "Richtig spanisch kann keiner von uns, doch das Verstehen ist trotzdem ausgezeichnet. Was sprachlich nicht vermittelt werden kann, ersetzen Gesten." Selbst das Telefonieren sei möglich, irgendwie verstehe der eine den anderen im Endeffekt.

Bei aller Übereinstimmung ist eine Reise nach Kuba immer noch ein Flug in eine andere Welt. Die täglichen Sorgen der Kubaner sind groß. Nach wie vor gibt es Lebensmittelkarten. Ständig fließend Wasser ist ein frommer Wunsch und auch sonst herrscht überall Mangel. Trotzdem sind die Menschen fröhlich und ungeheuer gastfreundlich, haben auch Laura Musche und Juliane Müller erfahren, die das erste Mal auf Kuba waren. "Gastfreundschaft wird ganz groß geschrieben", sagt Juliane.

"Die Lebensfreude verstellt fast den Blick, dass dort immer noch eine kommunistische Diktatur herrscht", bekennt Pfarrer Zentner. Das erinnere an frühere Verklärungen der Situation im geteilten Deutschland. "Wir haben nur einen 14-Tage-Ausschnitt und die Menschen wollen uns den Aufenthalt so gut wie nur möglich gestalten", setzt er seine Überlegungen fort. Deutlich werde aber, wie viel leichter Menschen dort glücklich zu machen seien. Erstaunlich sei auch, wie innig Fürbitte im Gottesdienst für eigentlich fremde Menschen, die krank sind, gesprochen wird. Das rühre an und verbinde.

Für den Aufenthalt in Kuba hatten die deutschen Christen ein so genanntes "religiöses Visum". Dies ermöglicht bei Privatleuten, den Mitgliedern der Gemeinde in Santa Klara, zu wohnen, sonst sind Hotels vorgeschrieben. Zu den bleibenden Erinnerungen gehört der Valentinstag. Er wird groß gefeiert und ist dort nicht nur der Tag der Liebenden. Auch die Kinder sind viel stärker als hier einbezogen. Etwas gemeinsam haben beide Gemeinden auch noch: Die Kirche der Presbyterianer in Santa Klara ist in diesem Jahr 100 Jahre alt, ebenso wie die Johanniskirche in Quedlinburg.

Ein Kuba-Abend ist am Montag, 1. Mai, um 19.30 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus in der Carl-Ritter-Straße in Quedlinburg geplant, bei dem von der Reise berichtet wird.