"Erhöhter Fremdstoffanteil" Hausabriss Lilienthalstraße Quarmbeck: Chef der Wowi Quedlinburg rechnet mit Bodenaustuasch

Quarmbeck - Liegt doch etwas anderes in Quarmbeck im Boden, als bislang angenommen wurde? Das zumindest legt die Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage der Landtagsabgeordneten Monika Hohmann (Linke) nahe. Auf die Frage, welche Erkenntnisse das Umweltamt aus einem Vor-Ort-Termin in diesem Frühjahr gewonnen hat, antwortet die Regierung, dass Material festgestellt wurde, „welches den bodenschutzfachlichen Anforderungen nicht entspricht“.
Landkreis spricht von einem erhöhten Anteil von Fremd- und Störstoffen
Betroffen sind demnach die Abrissgruben aus dem Jahr 2017 an der Otto-Lilienthal-Straße 29–41. Weil auch an der Oberfläche „ein erhöhter Fremd-/Störstoffanteil“ nachgewiesen wurde, hat die Untere Bodenschutzbehörde des Landkreises inzwischen ein bodenschutzrechtliches Verfahren eingeleitet.
In der Sache ermittelt seit März auch die Staatsanwaltschaft Halberstadt wegen des Verdachts einer verbotenen Ablagerung und des Einbaus ungeeigneter mineralischer Verfüllmaterialien.
Weiter berichtet die Landesregierung, dass zwischen der Behörde und der Wohnungswirtschaftsgesellschaft mbH Quedlinburg (Wowi) als Grundstückseigentümer und Auftraggeber der Abrissarbeiten Anfang Juni Gespräche stattgefunden hätten.
Die Behörde legte der Wowi und dem damals beauftragten Abrissunternehmen eine Sanierungsanordnung vor - allerdings ohne sie zu erlassen, lediglich „zur Anhörung“. „Seitens des Bauherren wurde die Bereitschaft zur Ausführung der Sanierung ohne Erlass einer diesbezüglichen Anordnung erklärt“, heißt es in dem Schreiben.
Landesregierung berichtet von „Bereitschaft zur Ausführung der Sanierung“ beim Bauherren Wowi Quedlinburg
„Eine Sanierungsanordnung wurde bis zum heutigen Tage durch den Landkreis Harz nach unserer Kenntnis noch nicht erlassen“, schildert damit übereinstimmend Sven Breuel.
Der Wowi-Geschäftsführer erklärt, seine Gesellschaft habe dem damals beauftragten Abrissunternehmen die mangelhafte Verfüllung angezeigt und mit Fristsetzung einen Bodenaustausch eingefordert. „Ob und zu welchem Termin der Abrissunternehmer der Aufforderung auf der Grundlage des Gewährleistungsrechtes nachkommt, kann aktuell noch nicht eingeschätzt werden“, fügt Breuel hinzu.
Der Geschäftsführer rechnet jedoch unabhängig davon damit, dass das Umweltamt der Wowi als Grundstückseigentümer, aber auch dem Abrissbetrieb vorschreiben wird, den Boden auszutauschen. Sobald ihm die Behörde schreibe, dass dies vonnöten sei, würden er und seine Leute sich darüber Gedanken machen und Schritte in die Wege leiten, versichert Breuel.
Der Befund des Umweltamts habe die Wowi selbst überrascht, erklärt Geschäftsführer Breuel
Der Befund des Umweltamts, dass in die Abrissgruben teilweise ungeeignetes Material gebracht worden sei, habe die Wowi selbst überrascht, merkt der Geschäftsführer gegenüber der MZ an.
Ausgeschrieben sei eine Verfüllung mit Boden der Klasse Z0 gewesen - Material der niedrigsten Belastungsstufe. Da dieses unbedenklich ist, hätte es unbeschränkt eingebaut werden dürfen. „Auch die durch das Abrissunternehmen vorgelegten Nachweise wiesen ein solches Bodenmaterial aus.“
Die zur Debatte stehenden Wohnblöcke standen bis 2017 in der Otto-Lilienthal-Straße und wurden dann von einem von der Wowi beauftragten Unternehmen abgerissen. Drei weitere Häuser im selben Bereich mussten 2018 weichen.
Im vergangenen Sommer tauchten schwarze Platten aus Teer und Schlacke zwischen Putz und Steinen auf und riefen besorgte Anwohner auf den Plan. „Wie es aussieht, hat es sich gelohnt, genauer hinzuschauen“, erklärt Jens Stein, der in Quarmbeck aufgewachsen ist und trotz Wohnortwechsels weiter die Interessen seiner ehemaligen Nachbarn vertritt.
„Beim letzten Haus ist jetzt alles sauber angelaufen", berichtet Jens Stein aus Quarmbeck
„Beim letzten Haus ist jetzt alles sauber angelaufen und ein halber Meter teurer Mutterboden aufgebracht worden“, so Stein. Der Wohnblock Otto-Lilienthal-Straße 13-19 war im Mai dieses Jahres abgerissen worden - eine Prüfung des Umweltamts ergab seinerzeit, dass sich in dem Haus kein Asbest befindet.
Welcher Natur das Material genau ist, das 2017 verfüllt wurde, geht aus der Antwort der sachsen-anhaltischen Regierung nicht hervor. (mz)