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Harz Harz: Was haben Männerchor und Fußball gemeinsam?

Von RITA KUNZE 12.05.2011, 15:44

RIEDER/MZ. - "Wenn's jeder machen würde, wär's toll", sagt Bernd Tiedeken. Singen nämlich, und den Satz, eben das könne man nicht, lässt er nicht gelten: "Die meisten trauen sich nicht. Aber Singen macht Spaß und ist gesund. Außerdem macht es selbstbewusst." Bernd Tiedeken weiß, wovon er redet, gehört er doch zum festen Kern des Männerchors Amicitia in Rieder. Und der kann auf eine 160-jährige Tradition zurückblicken.

Dieses Jubiläum soll mit einigen besonderen Veranstaltungen gewürdigt werden; die erste gibt es in der kommenden Woche mit einem Abendsingen. Zum Repertoire des Chores gehören "Lieder, wie sie Männerchöre früher hatten", sagt Bernd Tiedeken und meint damit Kompositionen wie "Beim Kronenwirt" oder das "Genialisch Treiben" nach einem Text von Goethe. Doch auch Schlager wie "River of Babylon" werden bei Konzerten gesungen. Diese Auftritte sind es, die die Sänger zum Mitmachen im Chor motivieren - sie könnten ja auch in einen Sportverein gehen. Singen und Sport übrigens liegen für Bernd Tiedeken gar nicht so weit auseinander: "Das ist wie beim Fußball - der Chorleiter ist unser Trainer, und der kann uns hier besonders gut motivieren." Immerhin schon seit 1993 trainiert Irmfried Oehring seine derzeit knapp 20 Aktiven, die sich an jedem Freitagabend in der Grundschule von Rieder zur Probe treffen. Neue Mitstreiter sind stets willkommen, und niemand muss Angst haben, auf Anhieb den falschen Ton zu treffen: "Ein Vorsingen gibt es bei uns nicht", betont Bernd Tiedeken. Aber Stimmbildung. Neben den wöchentlichen Proben treffen sich die Sänger einmal im Jahr zu einer mehrtägigen Schulung. Ein ganzes Wochenende lang konzentrieren sie sich auf den Gesang. In diesem Jahr dient es der Vorbereitung des Festkonzertes am 9. Oktober.

160 Jahre. Dass es den Chor - mit einer Unterbrechung von 1944 bis 1947 - schon so lange gibt, macht seine Mitglieder stolz. Dabei kämpfen sie wie viele Gleichgesinnte gegen ein Problem: Es gibt kaum eine Chance, den Altersdurchschnitt deutlich zu senken. Zwar hat Amicitia mit Patrick Sicker einen jungen und engagierten Vorsitzenden, aber die Überalterung bleibt. So wurde 2008 ein gemischter Chor gegründet. "Das gab anfangs ein bisschen Widerstand aus den eigenen Reihen, aber inzwischen haben alle herausgefunden, dass mit den Frauen gut singen ist", sagt Bernd Tiedeken. Da sei mancher erstaunt gewesen, wie rasant sich der Chor entwickele. Und der sucht sich Mitstreiter auf vielen Wegen.

"Der Chor ist die Grundlage gemütlichen Beisammenseins", heißt es bei Amicitia. Großer Wert wird deshalb ebenso auf Veranstaltungen gelegt, die auch mal nichts mit Gesang zu tun haben, etwa der Sommernachtsball, der in der Konzertpause des Chores veranstaltet wird. Auch das Dorffest oder der Arbeitseinsatz und der Weihnachtsmarkt auf der Roseburg sind Aktionen, mit denen die Sänger von Amicitia sich und ihr Anliegen vorstellen wollen.

Große Unterstützung bekommt der Chor von der Gemeinde, die einen Raum in der Grundschule für Proben zur Verfügung stellt. Dort wird Anspruchsvolles erarbeitet: Trotz der wenigen Mitglieder singe man immer noch vierstimmig, betont Bernd Tiedeken, und da würden auch alle dahinter stehen: "Unter der Leitung von Irmfried Oehring erreichte der Chor die Anerkennung als einer der besten männlichen Laienchöre in Sachsen-Anhalt."