Harz Harz: Turmschaft erhält neue Hülle
DANKERODE/MZ. - "Das sieht doch schon viel Vertrauen erweckender aus, weil die Ecken jetzt zu sind", sagt Manfred Schmidt. Der Dankeröder, Mitglied im Gemeindekirchenrat, blickt zum Turm des Gotteshauses hinauf, wo Mitarbeiter der Quedlinburger Werkstätten für Denkmalpflege das Mauerwerk verfugen.
An der Kirche "Unser Lieben Frauen" in Dankerode wird wieder gearbeitet: Im Mittelpunkt des inzwischen sechsten Bauabschnittes steht die Fassade des Turmschafts - der Bereich bis zum Beginn der Schieferung. Hauptsächlich geht es dabei um die Wiederherstellung der Putzfassade und das Erneuern der Verfugungen, sagt Gitta Lüdicke vom betreuenden Planungsbüro Planungsring Architekten und Ingenieure Wernigerode. Bereits durchgeführte und noch geplante Arbeiten standen jetzt im Mittelpunkt eines Vor-Ort-Termins mit Andreas Huth, Gebietsreferent beim Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, sowie Theodor Gosselke von der Unteren Denkmalschutzbehörde.
Das Mauerwerk des Turmes ist schon seit langem kaputt, Teile drohten herabzufallen. Zur Sicherung waren vor rund drei Jahren Netze angebracht worden, um den Platz - in der Nachbarschaft befindet sich der Jugendclub - nicht sperren zu müssen. "Als wir die Netze jetzt abgemacht haben, hatten wir richtige Schuttmengen drin", beschreibt Lüdicke.
Zeigte sich der Kirchturm zuvor teils noch verputzt, teils steinsichtig, wird das nach Abschluss des Bauabschnittes anders sein: Er wird komplett verputzt und damit ein Antlitz erhalten, wie es früher einmal war, erläutert Lüdicke.
Dabei wird die Putzschicht dem Steinverlauf folgen, und an den Ecken der Ostseite sowie an der Südseite zum Kirchenschiff hin ist eine so genannte Bossierung geplant. "Das heißt, der Putz wird an den Ecken besonders herausgestellt", so Lüdicke.
Beim Wiederherstellen der Putzschicht auf dem Mauerwerk des Turmes, der im Osten statt wie üblich im Westen steht, ist noch eine Besonderheit zu beachten: Der Turm besteht aus Gipsmauerwerk, das heißt, die Steine sind mit Gipsmörtel verbunden worden. "Das ist eine historische Bauweise, die heute Kopfzerbrechen bereitet", erklärt die Planerin: So könne hier nicht jedes derzeitige Material als neuer Putz aufgebracht werden.
Bis der Turmschaft sein neues Antlitz mit einem warmen, grauen Putzton zeigt, wird noch einige Zeit vergehen. Die Mitarbeiter der Baufirma haben bereits die alten Putzreste heruntergenommen und Eckquaderungen erneuert, erklärt Michael Weber vom Planungsbüro. "Da war sehr viel Substanzverlust zum Vorschein gekommen." Jetzt sind die Bauleute dabei, die Fassade von der Grundsubstanz her aufzuarbeiten.
Gezeigt hatte sich, dass das Mauerwerk sehr klüftig ist, beschreibt Lüdicke: Die Steine sind unterschiedlich groß, und es gibt sehr viele kleine Steine und teils sehr große Fugentiefen. Das bedeutet, dass der neue Putz stellenweise bis zu zehn Zentimeter dick werden muss, erläutert die Planerin.
Zur besseren Stabilisierung und um Risse im Mauerwerk zu überbrücken, soll zusätzlich ein Edelstahlarmierungsgewebe aufgebracht werden. Diesem Vorschlag von Holger Krüger, Bauleiter der Werkstätten für Denkmalpflege, haben die Untere Naturschutzbehörde und das Landesamt für Denkmalpflege, zugestimmt.
Für den Bauabschnitt am Turmschaft stehen 84 000 Euro zur Verfügung. Sie setzen sich zusammen aus Fördermitteln der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der Rudolf-August-Oettger-Stiftung, der Lotto-Toto GmbH Sachsen-Anhalt, der Stiftung Kiba - der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland - sowie Eigenmitteln des Kirchenkreises und der Kirchengemeinde.
Angestrebt wird, die in diesem Jahr geplanten Arbeiten zu erweitern: "Wir wollen noch mehr machen", sagt Irmtraud Doberstau. Die Vorsitzende des Gemeindekirchenrates denkt an Arbeiten im Inneren der Kirche, für die noch Spenden eingeworben werden sollen wie für Arbeiten an den Fenstern. Für letztere sollen jene 1 800 Euro verwendet werden, die Eberhard Graf Stolberg der Kirchengemeinde gespendet hat. "Wir wollen versuchen, noch Spenden zu erhalten, so dass es für zwei Fenster reicht", so Doberstau.