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Harz Harz: Produzent will früh Interesse wecken

Von PETRA KORN 13.12.2011, 17:21

BALLENSTEDT/MZ. - Feuerrot und schwarz, ausgestattet mit Lenkrad, Hebel und "Anzeigen", sehen sie aus wie ihr großes "Vorbild": die vier Spielzeug-Gabelstapler, die Auszubildende des Ballenstedter Werkes der Linde Material Handling GmbH zusammengebaut haben. Werksleitung, Betriebsrat und der Jugend- und Auszubildendenvertreter des Ballenstedter Werkes haben die schicken "Minis" nun an die Kindertagesstätten in Ballenstedt und den Ortsteilen Badeborn und Radisleben übergeben. "Wir wollen etwas Gutes tun", sagt Betriebsratsvorsitzender Rainer Herz. Gleichzeitig wollen sich die Hydraulikhersteller - in Ballenstedt werden zum Beispiel spezielle Ventile für Gabelstapler produziert - bekannter machen - und auch Interesse wecken.

Idee mit Hintergrund

Entstanden ist diese Idee mit Hintergrund im Betriebsrat. Gab es Jahre, in denen sich mehr als 400 Jugendliche um sechs Lehrstellen bewarben, waren es in diesem Jahr 21 - trotz Werbung direkt in den Schulen, schildert Betriebsratsmitglied und Initiator Ulrich Baatz. Dazu kommen die Abwanderung gut ausgebildeter junger Leute sowie von Familien, Überalterung, zu wenig Kinder . . ., listet Baatz weiter auf. "Wir haben als Betriebsrat überlegt, was können wir tun." "Wir wollten", ergänzt Herz, "mit unseren Möglichkeiten ein Zeichen setzen."

Für eine erste Aktion fiel der Blick auf die Spielzeug-Stapler, welche beim Stapler-Cup am Firmen-Hauptsitz in Aschaffenburg für die Jüngsten bereitgestanden hatten. Mit der Idee, solche "Minis" zu besorgen und sie den Ballenstedter Kindertagesstätten zu schenken, lief der Betriebsrat bei der Werksleitung offene Türen ein.

"Ich finde das interessant", sagt Werksleiter Uwe Hämpke. "Wir hatten schon Probleme, Auszubildende nach unseren Vorstellungen zu finden." Das werde sich in den nächsten Jahren verstärken, sieht Hämpke die Jugendlichen mit dem Berufsfeld eines Industriemechanikers "nicht gerade positiv" umgehen. Da könnten solche Mini-Gabelstapler "eine Möglichkeit sein, wieder Interesse zu wecken". In der Kindertagesstätte würden Englisch oder Musik vermittelt - warum also nicht auch der Umgang mit einem Medium Gabelstapler, hofft Hämpke auch hier auf einen "Wiedererkennungswert" und vielleicht den Effekt, "die Einstellung zu handwerklichen Berufen wieder ein wenig zu ändern".

Von Messen bis Praktika

Denn die handwerklichen Berufe, so der Eindruck der Hydraulikhersteller, seien derzeit bei den Schüler nicht so gefragt. Dabei: "Unser Maschinenpark ist supermodern. Es gibt kaum eine Maschine hier, die ohne Computer arbeitet", so Ulrich Baatz. Um Interesse zu wecken, tun die Ballenstedter schon viel: "Wir haben einen Kooperationsvertrag mit dem Gymnasium", berichtet Ausbildungsmeister Jens Miosga: In einer Arbeitsgemeinschaft sollen ein Druckluftmotor gebaut und mechanische Grundfertigkeiten vermittelt werden. Das Unternehmen ist auf Ausbildungsmessen präsent, bietet Schülerpraktika für achte und neunte Klassen an, gestaltet den Zukunftstag - früher "Girls day" - mit. . . "Und unsere Auszubildenden stellen sich auch in den Schulen vor, um zu zeigen, dass Industriemechaniker auch ein interessanter Beruf ist", ergänzt Rainer Herz. Im nächsten Ausbildungsjahr wird es fünf Industriemechaniker- und zwei Mechatroniker-Lehrstellen geben, für die interessierte junge Leute gesucht werden - ausdrücklich auch Mädchen.

Der Betriebsratsvorsitzende sieht die Mini-Gabelstapler ebenso als eine Chance, beispielsweise Eltern zum Denken anzuregen und ein Zeichen zu setzen: "Es gibt innovative produzierende Betriebe in der Region", unterstreicht Herz. Die, so ergänzt sein Stellvertreter Holger Trebert, auch tariflich entlohnen sowie Kinder und Jugendliche fördern. "Wir fertigen Produkte für Gabelstapler und als Firma Gabelstapler. Das kann auch jeder sehen", so Trebert. "Wir sind stolz auf unsere Produkte. Diese Freude wollen wir auch mit den Kleinsten teilen."