Zuschlag im zweiten Anlauf Harz-Park Güntersberge ist verkauft
Der Harzgeröder Stadtrat hat die Veräußerung der ehemaligen Kinder- und Jugendherberge in Güntersberge beschlossen. Wie es jetzt weitergeht.

Güntersberge/MZ - Es ist keine drei Monate her, da hat der Harzgeröder Stadtrat einem ersten potenziellen Kaufinteressenten für den Harz-Park in Güntersberge, vormals Kinder- und Erholungszentrum (Kiez), geschlossen eine Abfuhr erteilt. Und die Suche nach potenziellen Investoren begann von vorn (die MZ berichtete). Jetzt sahen sich die Mitglieder des Gremiums erneut mit der Frage konfrontiert, veräußern oder nicht, und sie positionierten sich wieder eindeutig: Diesmal aber stimmten sie für den Verkauf des 10,5 Hektar großen Areals mit seinen 59 unterschiedlich großen Gebäuden, das zuletzt als Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge aus der Ukraine diente.
Der Beschluss wurde im nichtöffentlichen Teil einer in der vergangene Wochen eigens dafür anberaumten Sitzung gefasst. Darüber informierte Harzgerodes Bürgermeister Marcus Weise (CDU) auf Anfrage. Zum Käufer, der sich vorerst im Hintergrund halten will, sagt er: „Wir haben es mit einem Profi zu tun. Wir haben einen positiven Eindruck.“ In Sachsen-Anhalt ist er demnach tätig, entwickelt Wohnprojekte und stellt sich auch dem Thema Tourismus. „Für den Unterharz und gerade auch für Güntersberge ist das eine ganz große Chance“, so der Bürgermeister. Ins Detail konnte er noch nicht gehen, sagte nur so viel, dass, wie von der Stadt forciert, eine touristische Nutzung beabsichtigt sei – „konzeptionell im Bereich Übernachtung und Camping unter Nutzung des wesentlichen Bestandes“ – und einige Umbau- und Sanierungsarbeiten anstünden. Die Eröffnung ist ihm zufolge fürs kommende Jahr geplant.
Zu Ende März 2022 war der Harz-Park als Kinder- und Jugendherberge geschlossen worden. Die Betreibergesellschaft, die Gemeinnützige Trägergesellschaft für Projekte der Kinder- und Jugendhilfe der VHS-Bildungswerk GmbH (GTKJ), die einen langfristigen Erbbaupachtvertrag mit der Stadt als Eigentümerin hatte, befand sich zu diesem Zeitpunkt in Liquidation. Der Heimfall, also die Rückübertragung des Erbbaurechts, gestaltete sich allerdings mehr als schwierig. Als Zankapfel erwiesen sich offene Förderverbindlichkeiten in sechsstelliger Höhe, die die GTKJ nach der Kiez-Insolvenz übernommen hatte.
Es dauerte etliche Wochen, bis die Auseinandersetzungen zwischen Stadt, Betreibergesellschaft und Sozialministerium beigelegt waren. Das Land verzichtete schließlich auf die noch offenen Forderungen unter der Maßgabe, dass die Stadt den Harz-Park dem Landkreis, der ihn als zentrale Flüchtlingsunterkunft für Ukrainer nutzen wollte, miet- und pachtzinsfrei zur Verfügung stellte. Bis Juni dieses Jahres war er dann als solche in Betrieb. Und parallel dazu bemühte sich die Stadt schon um einen Käufer.
„Wir sind sehr zufrieden, dass das jetzt so gut geklappt hat“, zumal sich nach dem Harz-Park-Aus auch Stimmen gerührt hätten, „die gesagt haben, dass sich nie und nimmer ein Käufer finden werde“, so Weise. Dass sie nicht recht behalten hätten, sei dem Zusammenspiel vieler zu verdanken, sagt er, nennt Landrat Thomas Balcerowski (CDU), der den Prozess, auch die Liquidation, mitbegleitet habe, den Stadtrat und seine Verwaltungskollegen: „Sie haben deutlich gemacht, dass wir nicht an jeden verkaufen“; so hätten einige Interessenten einen Unterhaltszuschuss gefordert, und derjenige, mit dem der Kaufvertrag ursprünglich geschlossen werden sollte, sei von seinen Plänen abgerückt, den Harz-Park touristisch nutzen zu wollen.
Unmittelbar nach dem geplatzten Verkauf wurde die Maschinerie wieder in Gang, die Käufersuche deshalb fortgesetzt. Über die von der Stadt beauftragte Glücksburg Consulting AG erreichte das Immobilien-Angebot mehr als 1.200 Unternehmer. Auch Weise zapfte seine Netzwerke an – und so fand sich schließlich der potenzielle Investor, dem der Stadtrat jetzt den Zuschlag erteilte.
Laut Weise gab es nach der Sitzung am Donnerstag bereits eine „intensivere Begehung“ des Harz-Parks. „Das geht jetzt ruckzuck. Einige Wochen wird es noch in Anspruch nehmen, die Formalitäten abzuarbeiten. Aber vor dem Winter soll noch einiges passieren“, so der Bürgermeister.