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Harz Harz: Landschaften der Illusion

Von RITA KUNZE 10.08.2011, 15:36

WERNIGERODE/MZ. - Die Illusion wird Wirklichkeit, wenn sich der Vorhang hebt. Traumbilder beginnen zu leben, Geschichten werden für den Augenblick zur Realität. Theater ist ein kraftvolles Universum, das freilich nur dann funktioniert, wenn alles ineinander greift. Der 1961 in Magdeburg geborene Bühnenbildner Toto hat dies versinnbildlicht: Pars pro Toto - ein Teil für das Ganze, so versteht er seine Arbeit. Die Galerie im Ersten Stock des Wernigeröder Kunst- und Kulturvereins nähert sich ihr mit einer umfangreichen Ausstellung.

Ein weiter Weg

Bis zum 28. August zeigt der international arbeitende Künstler die Bühnen-Welt mit seinen Augen: Figurinen, Kostüme, Theaterplakate und vor allem Bühnenmodelle verwandeln die Räume der Galerie in eine zauberhafte Landschaft. Die Schaustücke, die zumeist ihre Umsetzung auf den Bühnen von Salzburg bis Mecklenburg-Vorpommern erfahren haben, lassen eines erkennen: Der Weg ist weit, den eine Idee zu ihrer Verwirklichung auf der Bühne nehmen muss.

Mit Phantasie und handwerklichem Verständnis allein ist es nicht getan. Denn da sind zum einen die räumlichen Grenzen, in denen sich eine Inszenierung bewegt. Technische Möglichkeiten müssen ausgelotet werden, und nicht zuletzt stehen über allem die finanziellen Beschränkungen.

In dem Raum, der übrig bleibt, bewegt sich Toto scheinbar ungezwungen. Er erschafft goldene Showtreppen ("Die lustige Witwe", Theater Kufstein), lässt übermächtige Pflanzenranken wuchern ("Der kleine Horrorladen", Theater Würzburg) und gibt den Blick durch Glas frei auf einen Märchenwald. Wie sich das im Original anlässt, war im Staatstheater Braunschweig zu erleben; Toto hatte die Ausstattung für die aktuelle Inszenierung der Strauß-Operette "Die Fledermaus" übernommen. Breiten Raum nimmt auch die Präsentation seiner Arbeit für die Inszenierung "Eine Italienerin in Algier" am Staatstheater am Gärtnerplatz München ein, die im Januar Premiere feierte.

"Für den Ausstatter ist es unabdingbar, Bühne und Kostüme nicht zu trennen: Raum und Körper sind eine Symbiose, welche eine wichtige Ergänzung durch eine Beleuchtungskonzeption erfahren. Im Theateralltag werden oft die Aufträge an zwei Mitarbeiter vergeben. Für den Ausstatter Toto kommt dieses nicht in Frage, da sich für ihn beides untrennbar darstellt und einen Gedanken bedient", heißt es im Flyer zur Wernigeröder Ausstellung.

Schönheit im Detail

Die Intention, die dahinter steht, erschließt sich bei näherer Betrachtung der Ausstellungsstücke. Für das Kinderstück "Sonne und Mond" an den Freien Kammerspielen Magdeburg etwa steht ein wahrlich märchenhaftes Kostüm, dessen ganze Schönheit sich erst beim Einschalten kleiner Lämpchen offenbart.

Als ein Gesamtkonzept zeigt sich ebenso die Präsentation in der Wernigeröder Galerie; Fußböden, Wände und Fußleisten nehmen mit kleinen Details Bezug zu den Exponaten. Für die findet sich auch in den alten Doppelfenstern ein Platz. Die Räume sind thematisch angelegt: Der Besucher gelangt von Oper und Operette zum Schauspiel und Kindertheater. An den Wänden hängen Kostümentwürfe; Figurinen für "Ronja Räubertochter", den "Woyzeck" und "Antigone". Aus der Arbeit zur Händeloper "Rinaldo" für die Oper Kiel erwuchs ein ganzer Zyklus von Druckgrafiken.

"Was sind Sie, Toto? Bühnenbildner, Kostümbildner, Modellbauer, Grafiker???", schrieb ein Besucher ins Gästebuch der Ausstellung. Die Schau gibt darauf ihre eigenen Antworten. Nicht zuletzt mit einer kleinen Präsentation des gelungenen Ganzen: Auf einem Monitor im Eingangsbereich werden Ausschnitte aus Inszenierungen gezeigt, die der Magdeburger ausgestattet hat.

"Toto - Bühne und Kostüm", bis 28. August in der Galerie im Ersten Stock, Marktstraße 1 in Wernigerode, dienstags bis freitags von 11 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, sonnabends von 11 bis 17 Uhr, sonntags von 14 bis 17 Uhr