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Harz Harz: In der Tiefe des eigenen Seins

Von UWE KRAUS 02.01.2012, 16:05

OSTERWIECK/MZ. - Mantras gibt es in jeder Religion. Sie gelten als Hilfsmittel, um den Geist zu befreien: "Alle beten damit etwas Höheres an. Shiva, Jesus, Maria, Gott oder die Stämme im Süden Afrikas, das, was sie sich als Gott vorstellen", sagt Aleah. "Die indischen Mantras in Sanskrit gelten als die bekanntesten."

Sie ist die Sängerin, sie findet die Texte. Ben fühlt sich eher für die Melodiearbeit zuständig, schaut mit seiner Partnerin, was zu den Worten passen könnte. Wer ein Mantra-Konzert von "The Love Keys", wie sich Aleah und Ben nennen, besucht, der folgt einer Einladung in einen ganz besonderen Raum. Dort findet er kostbare Augenblicke, um sich aus dem Alltag zurückzuziehen.

Seit Februar unter Vertrag

Der Besucher lässt sich von Aleahs Herz ergreifender Stimme und Bens vielschichtigen Klangteppichen tragen und erlebt ein musikalisches Yin und Yang. So ein Konzert gleicht einer Reise in exotische Welten und einer Führung in die Tiefe des eigenen Seins. Die Plattenfirma, die "The Love Keys" seit Februar 2011 unter Vertrag hat, versteht deren aktuelles Album als eine Tour "zu innerer Stille, Glückseligkeit und Tiefe. Aleahs herzergreifender Gesang wird getragen von sphärischen Klanggeweben, erdigen Gitarren und groovigen Beats, die meisterhaft von Soundtüftler Ben orchestriert und harmonisch in Szene gesetzt werden."

Doch Aleah und Ben sehen die Zusammenarbeit mit dem Platten-Label eher pragmatisch: Eine Managerin zu haben, die Kontakte zu Veranstaltern hat, Fachleute, die Tipps geben können, letztlich auch der weltweite Vertrieb ihrer bisher fünf CD, das soll sich auszahlen. Unterdessen bekommt man ihre Musik nicht nur in Frankreich und Japan, sondern nun auch auf dem schwierigen USA-Markt. "Das öffnet uns Wege, die wir allein nicht gehen konnten."

Ja, sie können von ihrer Musik leben, sagen die beiden Vollblutinstrumentalisten. Doch hinter der Arbeit für "The Love Keys" stehen neben ihnen Oliver Freff, der die Öffentlichkeitarbeit betreut und auch Bens Mutter, die ihnen organisatorische Arbeit abnimmt und bei der die Auftrittsanfragen auflaufen.

Das Gesangspaar empfindet die Zusammenarbeit mit anderen Musikern als große Bereicherung. Als Vorband von Jennifer Rush spielten "The Love Keys" im vergangenen Jahr in Ilsenburg, und Fans erlebten dabei "Gänsehaut pur". Vor kurzem kehrten die beiden von einer Tour zurück, die sie in die Niederlande führte. Aber auch in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern gastierten sie. In diesem Jahr waren es runde 150 Konzerte. Spielten sie einst Akustik-Pop, sind es heute fast nur noch Mantras. "Wir waren wohl jedes Wochenende unterwegs", erinnert sich Ben. "Und zwischendurch hatten wir sogar Zeit, um zu heiraten", wirft Aleah ein und schaut Ben mit einem ganz besonderen Blick an. "Eine wunderschöne Naturhochzeit in den Weiten Mecklenburg-Vorpommerns."

Ihr Publikum finden sie in Yogaschule und bei Festivals. "Da gibt es mal 20 Zuhörer, bei Festivals um die 500", erzählt die 30-Jährige. "Oft kommen jene, die selbst Yoga machen, und bringen ihre Begleitung mit."

Die Pläne für das neue Jahr nehmen langsam Gestalt an. Über Auftritte in den Niederlanden, England, Ungarn, Schweden und die Schweiz wird gerade verhandelt. Dazu kommt die Produktion der neuen CD, auf der ausschließlich Eigenkompositionen zu hören sein werden. Die Mantra-Texte sind uralt. Sie kombinieren das mit ihrer Musik. Andere könnten die Mantras ganz anders vertonen.

Exotische Instrumente

Ben und Aleah haben Geschmack daran gefunden, ganz spezielle Instrumente zu verwenden. Neben den Gitarren und dem Keyboard erklingen Cajon, eine Kistenrommel aus Peru, und die afrikanischen Udu-Trommeln, Koshi-Klangspiele und bald auch ein weiteres Schlaginstrument - eine Caisa. "Da gibt es lange Wartezeiten. Die werden gerade auf Jamaika hergestellt", erläutert Ben.

Bei all den Konzerten an vielen Ecken der Welt vergessen "The Love Keys" ihre Heimat nicht. "Ich konnte so herrlich entspannen und in die Leichtigkeit eintauchen. Wenn ich Euch zuhöre, ist es wie im Himmel auf Erden", findet Antje Krüger vom Rainbow Spirit Yoga Zentrum in Quedlinburg. Heimat ist für sie die Region um Osterwieck. Die Fallsteinerin Aleah ist viel rumgekommen; Kalifornien, Kanada, Hawaii, ganz Europa. Dass sie den heute 32-jährigen Ben traf, war eher Zufall. Sie war auf "Heimaturlaub" in Osterwieck. Der Börßumer Ben spielte dort mit seiner Band. Später tourten sie gemeinsam mit Akustik-Pop, Mantras und einem Obertonsänger, der auch Harmonika spielte, durch Schottland.

Wer sich auf "The Love Keys" einlässt, der wird zum Mitsingen oder Summen eingeladen und ist plötzlich Teil des einmaligen Konzerts. "Eine Titelliste haben wir zwar, aber was wir spielen, hängt von den Leuten ab", gesteht Aleah. "Jeder Auftritt ist anders, da ändern wir spontan das Programm, weil wir nachspüren, wie unsere Zuhörer drauf sind."