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Harz Harz: Hexensabbat und Mephistos Fluch

Von Uwe Kraus 01.05.2012, 18:05
Walpurgisfeier «Die Nacht der Nächte auf dem Hexentanzplatz» (FOTO: J. MEUSEL)
Walpurgisfeier «Die Nacht der Nächte auf dem Hexentanzplatz» (FOTO: J. MEUSEL) NGEN

Thale/MZ. - Sylvia Rether, die Glückshexe aus Norderstedt bei Hamburg, zieht einen Handfeger aus dem Gewand: "Das ist mein Reisebesen für Kurzstreckenflüge." Wie tausende andere Hexen hat sie sich liebevoll kostümiert zum Hexentanzplatz begeben, um die Nacht der Nächte ihrer Zunft mitzuerleben. Manche der Hexen hätte sich einen funktionstüchtigen Hexenbesen mit Düsenantrieb gewünscht, um schneller die Bergspitze zu erreichen. Schlängelte sich doch vor der schönen neuen Schwebebahn mit ihren größeren Kabinen ein Besucherband mit Teufeln, Nachwuchs-Hexen und vollbusigen Hexenweibern durch das Bodetal. Doch es ging auch weniger romantisch, aber ziemlich flott und zuverlässig per Pendel-Bus auf den Berg.

Ein Großteil der Besucher hatte da schon eine große Anflugstrecke hinter sich. Scheint doch gerade der Hexentanzplatz in den vergangenen Jahren zunehmend von Gästen aus weiter Ferne bevölkert zu werden. Aus Betzdorf im Siegerland ritten gleich zwölf Hexen vom Westerwald in die Harzer Wälder. "Unser diesjähriges Karnevalsthema hieß Hexenkessel. Da wollten wir mal schauen, wie es hier im Harz darin so richtig kocht", erklärt Oberhexe Kunigunde. Ihre mittelalte Gefolgschaft fügt an: "Die Jugendherberge hier in Thale können wir nur empfehlen."

In einer Pension in Thale stieg die Hexengilde aus Jetzendorf in der Nähe von München ab. "An so ahm Hexentag bin i gut drauf", verrät eine der Hexen. Theresia Kreitmair legt sogar in Thale ihren Hexenführerschein vor. "Ich habe die Erlaubnis, einen Besen, der einen einstrahligen Düsentrieb hat, zu nutzen." Die bayrischen Hexen haben ihre Männer zu Hause gelassen. "Ba uns dahoam soagt ma, ich übersetze es mal ins Harzerische: Ohne eigene Männer ist es doppelt so schön und nur halb so teuer." Unter schallendem Hexengelächter legt sie nach: "Seit wann haben Hexen überhaupt Männer?" Die Hexen vom "Neckartal-Hexen" haben nicht nur männliche Begleitung nach Thale mitgebracht. Walter Lang stellt sich sogar als 2. Vorstand des Vereins vor. Während nebenan Hexenbenzin und Schierker Feuerstein in die Becher fließen, erklärt er, dass seine Hexen daher angeflogen kommen, "wo es Trollinger gibt". Gerlinde Trösch gehört zu ihnen und versucht den Hamburgern und Sachsen-Anhalter wortreich zu erklären, was es in Ludwigsburg-Neckarweihingen mit den Häs und Masken auf sich hat. Anno 1700 hat die Neckarweihinger Bevölkerung am Ufer des Neckars das Fest der Walpurga gefeiert. "Zu Ehren Walpurgas trugen sie ihre selbst geschnitzten Hexenmasken bei dem ausgelassenes Fest mit großem Freudenfeuer und Musik. Den Ludwigsburger Adel störte das fröhliche Feiern des Pöbels und er schickte Soldaten, die Masken von den Köpfen der feiernden Menschen rissen und das Feuer löschten." Letztlich ging die Geschichte gut aus.

Immer dunkler wird es, Tausende von Besuchern fanden sich vor den Bühnen oder am Hexenring, wo das Walpurgisfeuer entzündet wurde. Polizei und Rettungsdienst bewegen sich dezent-präsent durch die Reihen. Allein der ASB Thale hat seine Basis mit 22 Mitstreitern aufgeschlagen. "Wir machen das hier seit 1994 jedes Jahr", berichtet Einsatzleiter Steffen Thiele. "Im Notfall, den wir nicht haben wollen, können wir hier Verletzte komplett versorgen."

Punkt 22 Uhr kommt das "Licht aus!" Grelle Strahlen geistern und irrlichten über den Platz. Mit einer gigantischen Lasershow kombiniert, führt das Harzer Bergtheater mit Feuerspuckern, Tänzerinnen, Trommlern und natürlich Gretchen, Mephisto und Faust das Multimedia-Stück "Mephistos Fluch" auf.

Heiko Rether, der selbst kostümiert, seine Norderstedter Glückshexe begleitet, holt die Kamera raus. "Eine tolle Show. Der Besuch hier im Harz hat sich vollkommen gelohnt."