Harz Harz: Handbuch lockt auch die «alten Hasen»
SILBERHÜTTE/MZ. - "Wir sind stolz auf Josi", gibt Jana Hahn ohne Umschweife zu. Die Ausbilderin für Industriekaufleute bei der Rheinmetall Waffe Munition, Niederlassung Silberhütte, vielen in der Region auch als Pyrotechnik bekannt, würdigt damit die Leistungen ihres einstigen Lehrlings Josephine Reim. "Wenn es zusätzliche Aufgaben zu erledigen gab, war sie immer an erster Stelle", beschreibt die Ausbilderin, was sie an Josi schätzt.
Josephine wurde von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Magdeburg als bester Prüfungsabsolvent ihres Jahrganges der Berufsgruppe Industriekauffrauen ermittelt. Ein Punkt trennte sie sogar vom besten Absolventen aller Ausbildungsgänge im Kammerbezirk. Schon einmal gab es einen Jahrgangsbesten aus der Harzer Firma.
Unter rund 40 Bewerbern für zwei Lehrstellen zur Industriekauffrau wurde die Sekundarschülerin vor über drei Jahren ausgewählt, erinnert sich ihre Ausbilderin. "Wir legen bei der Auswahl unserer Azubis Wert darauf, dass nicht nur die Noten stimmen, sondern die Bewerber aus der Region stammen."
Und bei Josi, wie sie im Betrieb von ihren Kollegen mit Rufnamen genannt wird, hatte sie keine Bedenken. "Sie kenne ich schon länger", sagt Frau Hahn. Einerseits aus der Schule und andererseits wohnt die Pfarrerstochter mit ihrer zehn Monate jüngeren Schwester bei ihren Eltern auch im gleichen Ort, in Straßberg.
"Sie ist sehr engagiert", lobt die Ausbilderin ihren einstigen Lehrling. Gern suchte Josi den Kontakt zu den Kollegen. Dies fiel ihr auch nicht schwer: Einige kennt sie ja aus ihrem Heimatort.
Mit ihrer Abschlussarbeit habe die heute 20-Jährige in der Firma auch Maßstäbe gesetzt. So erarbeitete sie ein Mitarbeiterhandbuch. Darin finden die Mitarbeiter kompakte Informationen, beispielsweise über die einzelnen Bereiche, die Firmenstruktur, Dienstaufträge, Mietwagen, Sicherheitsregeln, Brandschutz, Sozialleistungen, wo man in die Betriebsvereinbarung Einsicht nehmen kann und welche Vergünstigungen die Mitarbeiter haben. Dieser Leitfaden war eigentlich für Betriebsneulinge gedacht. Doch auch "alte Hasen" erkundigen sich zunehmend, wo sie das Handbuch bekommen könnten, berichtet Jana Hahn zur Resonanz im Betrieb.
Nicht nur, dass die Kollegen Josephine ein freundliches und umgängliches Wesen bescheinigen. Sie selbst berichtet, dass sie sich in den drei Ausbildungsjahren wohl gefühlt hat. "Klar, ich musste Lehrlingsaufgaben erledigen, aber zum Lernen war ich ja nun mal hier", lobt Josephine das aufgeschlossene Klima in allen Abteilungen, die sie im Betrieb durchlief. "Ich hatte immer das Gefühl, zum Team zu gehören." Auf den Prüfungslorbeeren ausruhen will sich die junge Frau allerdings nicht. Berufsbegleitend möchte sie sich zum Wirtschaftsfachwirt qualifizieren. Vielleicht folgt dann noch ein Studium. Natürlich soll es aber immer noch Zeit für ihre Hobbys Mode, Lesen und die Shih-Tzu-Hündin "Daysi" geben, zeigt sie sich überzeugt.
Nicht nur, dass der Betrieb im Selketal für Josephine die erste Wahl war, die Firma will auf die junge, engagierte Mitarbeiterin auch künftig nicht verzichten. Im Juli erhielt sie einen unbefristeten Arbeitsvertrag und arbeitet seitdem als Sachbearbeiterin in der Technologie. Auch ihr Prüfungserfolg soll natürlich nicht unbeachtet bleiben, wie Jana Hahn verriet. Zur Betriebsversammlung am 15. Dezember soll es eine öffentliche Würdigung geben.