Harz Harz: Ein Riese zerfällt in viele Einzelteile
QUEDLINBURG/MZ. - Die gute alte Post, in die man einst hineinging, um Päckchen aufzugeben oder Briefmarken zu kaufen, scheint zum Auslaufmodell zu werden. 1993 begann das Unternehmen, seine Dienstleistungen in örtliche Einzelhandelsgeschäfte zu verlagern. Heute betreiben laut Auskunft von Pressesprecherin Anke Baumann bundesweit über 13 000 Partner der Deutschen Post in ihren Geschäften eine Filiale. In Sachsen-Anhalt gibt es beispielsweise nur noch zwei posteigen betriebene Filialen: in Halle und Magdeburg.
"Man muss in der heutigen Zeit wirtschaftlich rentabel sein und die Betriebskosten im Auge behalten. Die neuen Filialen bieten die gleiche Dienstleistung wie die Deutsche Post, nur der Rahmen hat sich geändert", sagte Anke Baumann der Mitteldeutschen Zeitung. Kleinere Orte haben jetzt einen so genannten mobilen Postservice. Das heißt, der Briefträger verkauft Briefmarken oder nimmt Post, die abgeschickt werden soll, mit. Das gilt auch für Pakete, die auf den Weg gebracht werden sollen. Nach bisherigen Erfahrungen werde diese "rollende Postfiliale" besonders von älteren Menschen in Anspruch genommen.
Einen "Postpoint" gibt es zum Beispiel in Ballenstedt. Der Bestellshop Kerstin Marschall bietet seit sieben Jahren sämtliche Serviceleistungen der Post an. Mit-Inhaber Wolf Marschall: "Es dauerte seine Zeit, bis dieser Service von der Bevölkerung angenommen wurde. Das musste sich erstmal rumsprechen. Doch nun wissen die Leute Bescheid und haben das gut angenommen." Ausgehende Postsendungen beziehungsweise Pakete werden einmal am Tag von einem Fahrzeug abgeholt. "Das gehört aber nicht der Post, sondern es ist ein Subunternehmen. Man muss sich intensiv damit befassen, um noch durchzublicken", erklärt Wolf Marschall.
Gerd John vom Quedlinburger Pressezentrum Mettehof ist nicht gut auf die Post zu sprechen. Ein Jahr habe er dafür kämpfen müssen, Briefmarken verkaufen zu dürfen. Mittlerweile verkauft er Brief- sowie Paketmarken, ist also ein Verkaufspunkt der Deutschen Post. Geplant war allerdings, aus dem Pressezentrum direkt eine Partnerfiliale zu machen. Der Platz für das Paketregal sei schon eingeplant gewesen. Immer wieder würden ihn Kunden fragen, ob er auch Briefe entgegennehmen würde, was er aber momentan nicht darf. Die Nachfrage nach einer Postfiliale sei also da, meint John und verweist auf die Kollegen in den anderen Geschäften des Mettehofs, die seiner Meinung nach eine Filiale direkt in der Nähe begrüßen würden. Für ihn heißt es jetzt, weiter abzuwarten, die Post wolle sich den Laden erstmal anschauen, bevor er den Zuschlag als Partnerfiliale bekommt.
Auch der Zeitungskiosk am Quedlinburger Kornmarkt ist ein Verkaufspunkt der Deutschen Post und macht mit einem gelben Schild auf den Verkauf von Brief- und Paketmarken aufmerksam. Besonders die Briefmarken würden viel gekauft, erzählt Inhaberin Andrea Janda. "Viele Leute beschweren sich darüber, dass es den Briefkasten um die Ecke nicht mehr gibt und fragen, ob sie ihre Briefe bei mir abgeben können", erzählt sie.
Nur wenige Meter weiter verkauft auch "Schubert's Geschenke und Schreibwaren" Brief- und Paketmarken. "Der Quedlinburger weiß, dass er für Briefmarken nicht extra zur Post laufen muss", erklärt die Angestellte Kerstin Möbes, die beobachtet, dass vor allem Briefmarken in größeren Mengen erworben werden. Paketmarken hingegen würden weniger gekauft, weil die Kunden das genaue Paketgewicht oft gar nicht kennen. Möglichkeiten, Pakete zu wiegen, hat Kerstin Möbes nämlich nicht.
Anders sieht es in "Matthias Blumenstube" im Ditfurter Weg aus. Als Partnerfiliale der Deutschen Post ist man hier mit Computern und Paketwaagen ausgestattet. "Wir machen alles außer Postbankgeschäfte", betont eine Angestellte des Blumenladens. Seit 2004 sei man Partnerfiliale und bediene das komplette Einzugsgebiet des Kleers. Die Kunden würden es begrüßen, ihre Pakete im Blumenladen abgeben zu können, ohne dafür in die Bahnhofstraße fahren zu müssen. Auch der kostenlose Parkplatz würde viele Kunden dazu motivieren, ihre Postgeschäfte im Blumenladen gleich mit zu erledigen. Jedoch haben nicht nur die Kunden Vorteile, auch der Blumenladen konnte durch das Postgeschäft mehr Aufmerksamkeit erlangen. "Manche wussten vorher nicht einmal, dass es hier Blumen gibt", meint die Angestellte und erklärt, dass sich die Kundschaft durch das Postgeschäft vergrößert hätte.