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Genmais erregt die Gemüter

Von Sigrid Dillge 15.05.2008, 17:00

Ballenstedt/MZ. - Auf dem Anhaltiner Platz in Ballenstedt informierten sie gestern über mögliche Auswirkungen der genveränderten Pflanzen auf die Umwelt.

"Der Maisbau erfolgt auf gesetzlicher Grundlage. Seit Januar sind die Flächen im Standortregister angemeldet", verteidigt Kaufmann sein Vorhaben. Er will mit dem Anbau allen Interessierten zeigen, dass gentechnisch veränderter Mais keine Monsterpflanze ist, sondern eine Pflanze, die mit weniger Pflanzenschutzmitteln auskomme, weniger Verluste habe und durch geringeren Pilzbefall gesünder sei. Als Sprecher der Arbeitsgemeinschaft innovativer Landwirte im Verein Inno-Planta fühle er sich dazu verpflichtet, nicht nur über Neuheiten zu reden, sondern auch zu handeln.

Ursprünglich war eine größere Fläche für den Maisanbau vorgesehen. Doch die hätte fast direkt an die Anbauflächen von Öko-Landwirt Hartmut Hoffmann gegrenzt. Für Hoffmann jedoch ist die Sicherheit wichtig, dass der Mais, den er für Vermehrungszwecke anbaut, zu 100 Prozent unverfälscht ist. "Für mich wäre alles andere der Bankrott", ist sich Hoffmann sicher. Laut Gesetz muss ein Abstand von 300 Metern zwischen den beiden Flächen eingehalten werden. Hoffmann jedoch hält noch größere Abstände für notwendig. Bienen zum Beispiel fliegen bis zu fünf Kilometern weit, weiß er. "Das gegenwärtige Gesetz ist für die Praxis untauglich", meint er.

Mit der Aktion auf dem Anhaltiner Platz sollte vor allem darauf aufmerksam gemacht werden, dass bei Ballenstedt der erste Anbau von gentechnisch verändertem Mais im gesamten Harzkreis erfolge, machte Peter Lehmann, Pressesprecher des Kreisverbandes Harz von Bündnis 90 / Die Grünen, deutlich. "Wir wollen ein Signal dafür setzen", sagte er und nennt den Anbau überflüssig, da der Schädling, gegen den der Mais resistent sei, gar nicht in der Region auftrete. Die Maissorte Monsanto 810, um die es gehe, sei außerdem nach zehn Jahren im vergangenen Jahr europaweit nicht mehr zugelassen. Lediglich für Deutschland sei sie noch einmal freigegeben worden. "Doch nach zehn Jahren Forschung sind die Auswirkungen auf Mensch und Natur völlig ungewiss", so Lehmann.

Die Gegner des Genmaisanbaus bei Ballenstedt befürchten daher Schäden für das Naturschutzgebiet Gegensteine, das auch die weithin bekannte Märzenbecherwiese beherbergt. Kaufmann dagegen sieht diese Gefährdung nicht. "Geht nächstes Jahr nicht ins Naturschutzgebiet. Ihr bekommt alle dicke Beine", meinte er sarkastisch überhöht, um die Behauptungen der Gegner des Maisanbaus ad absurdum zu führen. Von dem Mais gehe keine Gefahr aus, ist er sich sicher.

Sicher waren sich dagegen die Ballenstedter, die den Wochenmarkt besuchten. "Gentechnik muss verboten werden. Ich bin strikt dagegen" sagte Rentner Bruno Bauer. Und Händler Ralf Brennecke versicherte: "Ich würde kein gentechnisch verändertes Obst und Gemüse verkaufen. Doch im Moment gibt es keines."