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Geburt auf offener Straße Geburt auf offener Straße: Geschichte der Mia-Ceyhan aus Wernigerode berührt die Menschen

Von Thilo Streubel 24.02.2014, 12:36
Die junge Mutter aus Wernigerode und ihr Kind.
Die junge Mutter aus Wernigerode und ihr Kind. Alexandra Falk Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Andreas Köbel aus Wernigerode ist müde, aber überglücklich: "Schlaflose Nacht, meine Maus pennt jetzt und die Mama auch. Nur der Papa nicht, der wacht über beide und meine Maus hat in 20 Minuten schon wieder Hunger - müde", schreibt er am Montagmorgen um 4 Uhr auf seiner Facebook-Profil. Seine Maus heißt Mia-Ceyhan, gerade einmal zwei Tage alt. Später kann sie auf dem Schulhof ordentlich angeben: "An diesem Poller wurde ich geboren!".

Anwohnerin eilt im Bademantel zur Hilfe

Es ist Samstagmorgen, als Köbels hochschwangere Freundin Denise plötzlich Wehen spürt. Die Tasche ist gepackt, ihr Freund führt sie runter zum Auto. Ab ins Krankenhaus. Doch weiter als zum Auto schaffen es die beiden nicht. Halb im Auto, halb auf der Straße, beginnt die Geburt zwischen zwei Pollern. Vater Andreas zittern die Hände. Denise schreit so laut, dass schließlich eine Anwohnerin einen Krankenwagen ruft. Sie selbst ist Arzthelferin und läuft im Bademantel auf die Straße, um den beiden bei der Geburt zu helfen. 3:55 Uhr erblickt das Baby das Licht der Welt und das Pflaster der Wernigeröder Burgstraße.

Geschichte bewegt die Menschen

Die Medien stürzen sich nach der erfolgreichen Geburt auf das Paar, denn die Geschichte bewegt die Menschen. Auf der Facebookseite der MZ gehen reihenweise Glückwünsche ein. "Tolle Geschichte. Und super, dass die Anwohner morgens um Vier zu Hilfe eilen, das hat man heute selten", schreibt zum Beispiel ein Nutzer.

Doch sind Sturzgeburten wirklich so selten? Vor einem halben Jahr, im August 2013 kam beispielweise in einer S-Bahn zwischen Halle und Leipzig ein Baby zur Welt. "Gewöhnlich sind die wirklichen Sturzgeburten eher selten. Allerdings verkennen viele Frauen einfach die Situation", sagt Hebamme Petra Chluppka aus Halle. Oft gäbe es klare Anzeichen vor einer Geburt, aber die Mütter zögern diese dann hinaus. Werdenden Vätern, die in eine solche Situation geraten, rät Chluppka: "Das Wichtigste ist, dass die Frau sicher kniet oder hockt. Sie muss in einer stabilen Lage sein. Für das Kind könnte eigentlich nur ein Wärmeverlust gefährlich werden." Deshalb sollte man das Kind nach der Geburt gleich in eine Decke oder einen Pullover einwickeln. Erfahrungsgemäß seien Kinder, die schnell auf die Welt kommen, oft fit.

Eine Wehe, ein Schrei, ein Kind! In Genthin (Sachsen-Anhalt) hatte es jemand ganz schön eilig. Noch bevor der Notarzt vor Ort war, hat eine 25-jährige Frau einen Jungen zur Welt gebracht. Mitten auf dem Bürgersteig und ganz ohne ärztliche Hilfe.

Als der alarmierte Rettungswagen eintraf, hatte der kleine Junge bereits das Licht der Welt erblickt. Die Sanitäter konnten Mutter und Kind nur noch zur Nachversorgung ins Kreiskrankenhaus nach Burg bringen. Das teilte das Rote Kreuz mit.

(Quelle: www.express.de)

Im Dezember 2008 entdeckten kanadische Polizisten bei einer nächtlichen Patrouille eine Frau, die ihnen blutend und laut schreiend entgegen lief. Die 27-Jährige zog ihren Pullover hoch und zeigte ein Neugeborenes. Wenige Minuten später brachte sie im Schneeregen ein zweites Kind zur Welt.

(Quelle: www.aerztezeitung.de)

In Österreich gebar eine 40-Jährige ihren Sohn auf der Toilette eines Postamtes. Wie die Frau den Ärzten sagte, hatte sie von ihrer Schwangerschaft "keine Ahnung" und die damit verbundenen Beschwerden auf "beginnende Wechseljahre" zurückgeführt. Als sie im Postamt stechende Schmerzen im Unterleib verspürte, ging sie zur Toilette, wo sie das Kind im Sommer 2004 binnen weniger Minuten zur Welt brachte.

(Quelle: www.aerztezeitung.de)

Nur 40 Minuten nach dem Start begannen die Wehen einer 29 Jahre alte Frau aus Kamerun auf dem Flug aus ihrer Heimat in die Schweiz. Da ein Arzt und eine Krankenschwester an Bord waren, beschloss der Pilot, die Reise fortzusetzen. So erblickte das Mädchen im Juli 2000 in mehreren Tausend Metern Höhe das Licht der Welt.

(Quelle: www.aerztezeitung.de)

Seltener sind Geburten in Eisenbahnen: Auf der Fahrt von Paris nach Brüssel gebar eine Frau ihre Tochter im Mai 2009 im Hochgeschwindigkeitszug Thalys. Für das kleine Mädchen gab es eine lebenslange Freikarte als Geburtstagsgeschenk.

(Quelle: www.arztezeitung.de)

Im Fall einer Frau aus Borkum scheint der starke Wellengang der Nordsee die Geburt beschleunigt zu haben. Die werdende Mutter war Ende 2007 mit einem Seenotkreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger auf dem Weg zur Entbindung ans Festland, als bereits die Wehen einsetzten. Nach der Überfahrt kam das Baby bereits im Hafen zur Welt.

(Quelle: www.aerztezeitung.de)

Dann sollte man schnell Hilfe holen und abwarten, bis der Krankenwagen vor Ort ist. Im Fall der kleinen Mia-Ceyhan ist alles gut gegangen. Doch an die Nacht des 22. Februar 2014 werden die Drei sicher noch oft denken.