Auswahl mit Aufklebern Fünf Schulen aus Quedlinburg proben den Ernstfall
Wie lässt sich die Partei finden, die die eigenen Interessen am besten vertritt? Vor der Juniorwahl gibt es Orientierungshilfe - auch im GutsMuths-Gymnasium.
Quedlinburg/MZ - Traditionelle Familie, Schulpolitik, Abschaffung des Solidaritätszuschlages, Verkauf von Cannabis - vier von insgesamt 38 Themen auf vier großen Tafeln, zu denen jeweils eine These formuliert ist. Stimmen die Schüler dieser zu? Oder eher nicht?
Über zu klebende Punkte, die sie von ihren Wahl-O-Mat-Zetteln nehmen und eine Eingrenzung auf fünf, selbst auszuwählende Parteien bekommen sie am Ende ihr Ergebnis. Und so schon einmal eine Orientierung, mit welcher Partei die Übereinstimmung am größten sein könnte. Für die Schüler der Klassen 9 bis 11 des GutsMuths-Gymnasiums ist das der Abschluss ihres Workshop-Tages rund um das Thema Wahlen.
Juniorwahl mit fünf teilnehmenden Bildungseinrichtungen
Vom Jugendforum Quedlinburg initiiert, finden an insgesamt fünf Schulen Juniorwahlen statt - mit Stimmzetteln, wie es sie auch bei der Bundestagswahl gibt, sagt Gernot Golka von der Koordinierungsstelle der „Partnerschaft für Demokratie Quedlinburg“. Um das einzubetten und zu begleiten, seien Workshops der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt hinzugeholt worden, so Golka, der den Jugendlichen im Jugendforum als Ansprechpartner zur Seite steht. „So haben wir eine Aktionswoche rund um das Thema Wahlen und die Bundestagswahl im speziellen“, finanziert über das Bundesprogramm „Demokratie leben“. Mit dabei waren bzw. sind die Sekundarschulen Bosse- und Bansischule in Quedlinburg, die Gemeinschaftsschule auf dem Hagenberg in Gernrode, die Berufsbildenden Schulen „J. P. C. Heinrich Mette“ in Quedlinburg und das GutsMuths-Gymnasium in der Welterbestadt.
Schüler antworten direkt
Hier liegt die Organisation in den Händen von Sozialkundelehrerin Maria Bartosik, die an diesem Vormittag auch mit ihren Schülern aus einem Sozialkunde-Kurs der elften Klassen einen Vortrag von Anja Silbe und Mayely Müller verfolgt. Die beiden Studentinnen, die kurz vor ihrem Masterabschluss stehen - Anja Silbe hat Politikwissenschaften studiert, Mayely Müller Friedens- und Konfliktforschung - sind aktuell für die Landeszentrale für politische Bildung im Einsatz.
Sie sprechen mit den 18 Schülern des Sozialkunde-Kurses nicht nur darüber, was Demokratie eigentlich ist, wie ein Bundeskanzler oder eine Bundeskanzlerin gewählt wird oder wie Gesetze entstehen. Sie lassen die Schüler per Handy auch direkt auf Fragen antworten, wie beispielsweise wen oder was die Wahlberechtigten bei der Bundestagswahl eigentlich wählen. Oder welche Fähigkeiten ein Politiker haben sollte, um einen guten Job zu machen, oder wie man herausfinden kann, wie Kandidaten wirklich sind. „Es ist schwierig, sich zu orientieren“, sagt Anja Silbe. Sie sagt aber auch: „Es gibt so viele verschiedene Interessen. Es ist auch wichtig, dass man für seine Interessen einsteht.“ Und daher - wählen zu gehen.
„Es geht aber eher in Richtung AfD“
Im Vortrag seien viele Dinge angesprochen worden, „die selbsterklärend sind“, sagt eine der Elftklässlerinnen, „es hat noch mal zum Nachdenken angeregt“, eine andere. Beide erklären, aktuell bei keiner der Parteien eine einhundert prozentige Übereinstimmung mit ihren eigenen Ansichten und Interessen zu finden. „Es geht aber eher in Richtung AfD“, erklärt die eine; sie tendiere eher in Richtung Piraten oder Grüne, sagt die andere. Laut ihren Wahl-O-Mat-Ergebnissen gebe es auch mit der AfD bzw. den Piraten die prozentual höchste Übereinstimmung.
Sozialkundelehrerin Maria Bartosik betont noch einmal, was zuvor schon im Kurs erklärt wurde und worauf auch die Referenten der Landeszentrale hingewiesen haben: Der Wahl-O-Mat sei nur eine Orientierungshilfe. Es sei wichtig, sich dann über die speziellen Inhalte zu informieren, sich die Aussagen der Parteien zu den jeweiligen Thesen anzusehen, so die Sozialkundelehrerin. Daher werde das Thema Wahlen auch in einer Nachbereitung des Workshops noch einmal im Mittelpunkt stehen.
Sie habe festgestellt, dass die Jugendlichen, gerade, wenn sie noch nicht wirklich mit der Wahl zu tun hätten, also unter 16 bzw. 18 Jahre alt seien, gar nicht so viel über das Thema wüssten, sagt Maria Bartosik. „Ich finde es ganz wichtig, dass die Schüler hier vorbereitet sind“, dass Demokratieverständnis vorhanden sei und „wir mündige Bürger ausbilden, die für sich und ihre Meinung einstehen können“. Zudem möchte sie so auch das Jugendforum fördern, das „eine ganz, ganz tolle Arbeit macht“.
Mit Forum ein Schwerpunkt
Lob für das Jugendforum, das sich den Schülern in den Workshops auch kurz vorstellte, kam ebenso von Frank Leeb, Referatsleiter in der Landeszentrale für politische Bildung. Die sei in Sachen Wahlen gerade landesweit unterwegs; doch durch die Initiative des Jugendforums sei Quedlinburg ein Schwerpunkt. „Wir machen hier insgesamt 24 Workshops. Das ist richtig viel“, so Frank Leeb.