Friedhöfe im Raum Quedlinburg Friedhöfe im Raum Quedlinburg: Mensch-Tier-Bestattungen sind (noch) kein Thema

Quedlinburg/Thale/Harzgerode/Ballenstedt - Oftmals bricht für Tierbesitzer nach dem Tod ihres Lieblings eine Welt zusammen. Trost spenden könnte in dieser Zeit die Aussicht auf die Chance, sich eines Tages ein Grab mit dem verstorbenen Tier zu teilen. Möglich wäre dies bei einer Mensch-Tier-Bestattung. Dabei kann die Urne mit der Asche des verstorbenen Haustiers der eigenen Grabstelle beigegeben werden.
Bislang sind diese Möglichkeiten der Beisetzung jedoch rar gesät: Mit Essen (Nordrhein-Westfalen), Braubach bei Koblenz (Rheinland-Pfalz) und der Katholischen Kirchengemeinde St. Benedikt in Grefrath (Nordrhein-Westfalen) gab es deutschlandweit bislang nur drei Friedhöfe mit einem solchen Angebot. Nach einem Stadtrats-Beschluss Ende September ist auch Aschersleben als erster Friedhof in Ostdeutschland in diesem kleinen Kreis zu finden (die MZ berichtete). Aus diesem Anlass hat die MZ nachgefragt, wie man im Harz zu diesem Thema steht. Dabei wurde deutlich: Noch steht Mensch-Tier-Bestattung so gut wie nirgends auf der Agenda.
Noch nicht mit diesem Thema befasst hat man sich in der Evangelischen Kirchengemeinde Quedlinburg, wie deren Verwaltungsleiter Frank Mente sagt. In seinen Zuständigkeitsbereich fallen der Aegidiifriedhof, der Blasiifriedhof, der Marktfriedhof, der Mathildenfriedhof, der Servatiifriedhof und der Wipertifriedhof. „Es gab bislang noch keine Anfragen bei uns, daher besteht derzeit kein Handlungsbedarf.“
Fest steht für ihn jedoch, „dass sich die evangelische Kirche als Friedhofsträger mit dieser Situation befassen wird – schließlich sind Tiere auch Geschöpfe Gottes“. Ehe es dazu kommt, sei jedoch einiges an Vorarbeit nötig. „Das Ganze muss erst einmal intern im Gemeinde- und Kirchenrat beraten werden.“
Ebenfalls noch nicht vorgesehen sind Mensch-Tier-Bestattungen auf den konfessionsfreien Friedhöfen der Stadt Quedlinburg, informiert Ronald Wenzel, Sachbearbeiter Friedhöfe. Seiner Verwaltung unterliegen der Zentralfriedhof Quedlinburg, der Friedhof in Gernrode sowie der Friedhof in Bad Suderode.
„Meiner Meinung nach sollte man Bestattungen von Tier und Mensch aber getrennt halten“, meint Wenzel. „Ich sehe darin eine gewisse Kommerzialisierung zum Schaffen neuer Einnahmequellen.“ Als Erklärung verweist er auf das stetig zunehmende Platzangebot auf Friedhöfen: „Die Zahl der Sargbestattungen ist stark rückläufig, stattdessen finden immer mehr Urnenbeisetzungen statt. Die Friedhofskultur ist einem starken Wandel unterworfen.“
Bis zu Mensch-Tier-Bestattungen sei aber noch ein langer Weg zu beschreiten. Zunächst wäre ein Beschluss im Stadtrat nötig, daraufhin müsste die Friedhofssatzung geändert werden – „aber als Sachbearbeiter Friedhöfe setze ich am Ende natürlich das um, was mir vorgesetzt wird“.
Bislang „gar nicht auf dem Schirm“ hat man Mensch-Tier-Bestattungen in Harzgerode, teilt Hauptamtsleiterin Cathleen Steimecke mit. „So wirklich mitbekommen haben wir das Ganze erst im Zuge der Berichterstattung aus Aschersleben.“ Ein Thema sei es für die Stadt derzeit aber nicht. „auch, weil noch keinerlei Anfragen dazu existieren“.
In den Fokus gerückt, nachdem es durch Aschersleben zum Thema wurde, ist die Debatte auch in Ballenstedt, sagt Wilfried Dette, Leiter des Bauverwaltungs- und Ordnungsamts. „Wenn eine Kommune damit anfängt, dann werden weitere folgen – und somit wird es früher oder später auch bei uns zum Thema.“ Ursächlich ist für Wilfried Dette ebenfalls der Wunsch nach alternativen Bestattungsformen. „Es lassen sich nun mal immer weniger Menschen im Sarg bestatten, da muss es solche Angebote fast zwangsläufig geben.“
Zumindest ab und an im persönlichen Flur-Gespräch seien Mensch-Tier-Bestattungen in Thale, sagt Andrea Schusser, Leiterin der örtlichen Friedhofsverwaltung. „Wir haben in Westerhausen unseren Tierfriedhof, ansonsten besteht im Moment jedoch kein Grund zum Handeln.“ Sie könne sich vorstellen, dass irgendwann mal ein Beschluss dazu in den Stadtrat eingebracht wird, „aber ohne dem Stadtrat vorgreifen zu wollen, denke ich nicht, dass es in nächster Zeit ein Thema werden wird“.
Kleine Notiz am Rande: Nachdem Aschersleben, Essen und Co. vorgemacht haben, wie es geht, zieht der US-Bundesstaat New York nach: Dessen Bewohner dürfen sich nach ihrem Tod künftig gemeinsam mit der Asche ihrer gestorbenen Haustiere begraben lassen. Letztendlich seien es aber die Friedhöfe selbst, die darüber entscheiden dürfen, ob sie diese Option der Bestattung auch tatsächlich anbieten. (mz)