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Franziskanerkapelle in Quedlinburg Franziskanerkapelle in Quedlinburg: Denkmal steht wieder auf festen Füßen

Von Petra Korn 02.07.2019, 11:56
Steinmetz Ralf Herzog von den Werkstätten für Denkmalpflege, bessert Fehlstellen am Maßwerk der Fenster aus.
Steinmetz Ralf Herzog von den Werkstätten für Denkmalpflege, bessert Fehlstellen am Maßwerk der Fenster aus. Stadtverwaltung/s. Bahß

Quedlinburg - Neuer Schiefer ist auf dem Dach, das Mauerwerk ohne Risse und wieder geschlossen, der Treppengiebel ist saniert und mit neuer Bekrönung versehen, die neu angefertigten Fenster sind in die Laibung eingesetzt: Die Arbeiten an der baulichen Hülle der Franziskanerkapelle in der Quedlinburger Schulstraße sind so gut wie abgeschlossen.

Als nächstes wird das Baugerüst weggenommen, „und dann geht es an den Innenausbau“, sagt Martin Sturmat vom Architekturbüro Schwarz und Sturmat.

Franziskanerkapelle in Quedlinburg: Kapelle kan von Schule genutzt werden

Die Kapelle an der Schulstraße wird derzeit im Auftrag der Stadtverwaltung Quedlinburg saniert. Auf das Franziskanerkloster aus dem 14. Jahrhundert zurückgehend, ist das Gebäude später wiederholt umgebaut worden. Ab 2013 gab es Untersuchungen zur Standfestigkeit und zur Bauhistorie und wurde geprüft, wie das Gebäude gesichert werden könnte. Im vergangenen Jahr begannen die Arbeiten zur Sicherung und Sanierung, finanziert über das Förderprogramm Stadtumbau Ost. Zudem wird eine Verbindung zur benachbarten Bosseschule geschaffen; die Sekundarschule wird die ehemalige Kapelle dann nutzen. So können hier beispielsweise Veranstaltungen und Ausstellungen stattfinden.

Franziskanerkapelle in Quedlinburg: Pfeiler ab- und aufgebaut

Zwischenzeitlich war die Kapelle mit umfangreichen Holzkonstruktionen gesichert worden: Hatte sich doch im Zuge der Arbeiten gezeigt, dass die Gewölbe im Inneren des Gebäudes nur zwischen das Mauerwerk geklemmt waren, keine richtige Auflage hatten.

Die gibt es jetzt. Und der Mittelpfeiler, der große Schäden aufwies, ist ab- und mit den alten Sandsteinen wieder aufgebaut worden, während das brüchige Feldsteinmauerwerk zwischen Innen- und Außenwand durch eine stabile Ziegelmauer ersetzt wurde. „Die Standsicherheit des Gebäudes ist wiederhergestellt“, erklärt der Architekt.

Im Dachbereich mussten die die unteren Balken erneuert werden, bei der eigentlichen Dachkonstruktion wurden die Fußpunkte abgeschnitten und ausgetauscht. Ein Großteil der historischen Dachkonstruktion sei erhalten geblieben, so der Architekt. Neu eingedeckt wurde das Dach mit schwarzem Schiefer.

Franziskanerkapelle in Quedlinburg: Bauarbeiten können im Herbst beendet sein

Mit dem Innenausbau wird die ehemalige Kapelle noch mit Stromversorgung und Heizung ausgestattet. Zu den Oberflächen an Wänden und Gewölben laufen noch Laboruntersuchungen. Gemeinsam mit dem Restaurator sollen dann die hier noch zu erfolgenden Arbeiten festgelegt werden.

Die Verbindung mit dem Schulhaus soll durch eine Brücke im ersten Obergeschoss erfolgen. „Der Übergang ist schon in der Vorfertigung“, so der Architekt.

Die Bauarbeiten sollen im Herbst abgeschlossen sein, sagt Thomas Malnati, Fachbereichsleiter Bauen bei der Stadtverwaltung Quedlinburg. Die Gesamtkosten beziffert er auf 550.000 Euro. Eingeplant waren zunächst 420.000 Euro, zu 100 Prozent finanziert aus dem Programm „Stadtumbau Ost - Aufwertung“.

„Wir sind dabei, die Finanzlücke zu schließen, die abschließenden Gespräche mit dem Landesverwaltungsamt laufen“, sagt Thomas Malnati. So soll Geld innerhalb des Programms umgeplant werden.

Die Kapelle ist ein Rest des ehemaligen Franziskanerklosters aus dem 13. Jahrhundert. Dieses war schon nach der Reformation aufgegeben worden, ab dem 16. Jahrhundert zog eine Schule ein. Die Kapelle war ursprünglich dreijochig; zwei Joche - Gewölbeabschnitte - sind noch erhalten.

Franziskanerkapelle in Quedlinburg: Keine eindeutigen Ergebnisse zur Baugeschichte

Mit dem Abriss angrenzender Gebäude um 1894/95 war auch ein Teil der Kapelle abgerissen worden; damals moderne Bauelemente wurden hinzugefügt. So erhielt das Bauwerk in dieser Zeit einen neogotischen Treppengiebel, und die Fenster bekamen neogotische Maßwerke.

Die Hoffnung, bei den Sanierungsarbeiten noch mehr zur Baugeschichte erfahren, erfüllte sich nicht: „Wir haben versucht, Holzbauteile zu datieren“, sagt Martin Sturmat.

So war im Mittelpfeiler ein vollständig eingemauerter Längsbalken gefunden worden. Doch die Datierung habe kein eindeutiges Ergebnis erbracht. „Das wäre interessant gewesen, weil man dann die Bauzeit hätte klären können“, so der Architekt. (mz)