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Flüchtlinge in Quedlinburg Flüchtlinge in Quedlinburg: OB hofft auf Hilfe der Bürger

Von Detlef Horenburg 28.07.2015, 18:00
Die einstige Gartenbaufachschule am Brühl soll zeitweise als Notunterkunft für Flüchtlinge dienen.
Die einstige Gartenbaufachschule am Brühl soll zeitweise als Notunterkunft für Flüchtlinge dienen. Chris Wohlfeld Lizenz

Quedlinburg - Um die völlig überfüllte Zentrale Anlaufstelle für Asylbewerber in Halberstadt (Zast) kurzfristig zu entlasten, will Sachsen-Anhalt eine Ausweichstelle in Quedlinburg eröffnen. Dort soll in der ehemaligen Landesgartenbaufachschule in der Wipertistraße Platz für 200 Menschen geschaffen werden.

Die Unterkunft soll in spätestens vier Wochen bezugsfertig sein, sagte gestern Quedlinburgs Oberbürgermeister Frank Ruch (CDU) vor Medienvertretern. Er geht davon aus, dass die provisorische Ausweichstelle höchstens bis zum Sommer kommenden Jahres betrieben wird, bis das Land, wie angekündigt, eine zweite oder dritte Zast in Sachsen-Anhalt geschaffen hat. Nach Medienberichten könnte das in Halle sein.

"Es deshalb nicht um eine dauerhafte Unterbringung"

„Bei der Ausweichstelle in Quedlinburg geht es deshalb nicht um eine dauerhafte Unterbringung von Flüchtlingen, sondern nur um drei oder vier Wochen Verweildauer“, erklärte OB Ruch. Vorgesehen ist, das einstige Schulinternat der Ex-Gartenbaufachschule auf Kosten des Landes herzurichten und zu betreiben. Ob die Villa für die Verwaltung genutzt werden kann, entscheidet sich noch. Derzeit werden weitere Details der Unterbringung mit Vertretern der Zast und des Landes sowie der Polizei beraten, sagte Ruch.

Die Entscheidung, die einstige Gartenbaufachschule zu nutzen, habe Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) per Verfügung am Montagnachmittag getroffen. Es handele sich um eine Landesimmobilie. Zuvor habe der Innenminister die Quedlinburger um „Solidarität, Verständnis und Unterstützung“ gebeten, sagte OB Ruch zum Inhalt eines Telefonats. Langfristig will Quedlinburg das Objekt der Gartenbaufachschule als Bildungs- oder Tourismuseinrichtung entwickeln. Die Gespräche dazu werden, so kündigte Ruch an, „jetzt langsamer“ fortgeführt. Der Minister habe aber schriftlich versichert, dass - sobald sich die Situation in der Halberstädter Anlaufstelle entschärfe - die Außenstelle in der Welterbestadt aufgelöst werde.

Aus Sicht des OB kommt es jetzt darauf an, das Land und damit auch die Halberstädter und insbesondere die Flüchtlingsfamilien zu unterstützen und die Situation für alle so verträglich wie möglich zu gestalten. „Wo unsere Unterstützung nötig ist, wird es sie geben“, betonte Ruch. Er ruft deshalb alle Sozialdienste, Hilfsorganisationen und die Kirche auf, in dieser Situation zusammen zu stehen und Hilfsangebote eigenständig zu organisieren. Insbesondere sollten sie dem Beispiel der Stadtverwaltung folgen und Bürgertelefone zur Koordinierung von Hilfsangeboten durch die Bevölkerung einrichten. Die Angebote sollen dann durch die Verwaltung und die Zast koordiniert werden.

An Sicherheitskonzept wird noch gearbeitet

Benötigt werden neben kreativen Hilfsangeboten auch Ersthelfer, um die Flüchtlinge vor Ort zu betreuen, wie beispielsweise beim Einkauf, bei Behördengängen oder Arztbesuchen.

Parallel zum Herrichten der Unterkünfte sollen auch die Bürger weiter informiert und aufgeklärt werden. Für den 5. August um 18 Uhr kündigte der OB eine Bürgerversammlung vor Ort an. Dort stellen sich der Innenminister, der Oberbürgermeister, Verwaltungsmitarbeiter, die Polizei sowie Hilfsorganisationen den Fragen der Bürger. Derzeit werde auch noch an einem gemeinsamen Sicherheitskonzept für die Unterkunft gearbeitet.

Auch wenn die Unterbringung in der einstigen Gartenbaufachschule nur eine zeitlich begrenzte Notunterkunft ist, so meinte das Quedlinburger Stadtoberhaupt weiter: „Mittelfristig werden auch in Quedlinburg Flüchtlinge aufgenommen werden.“ Diese sollen dann aber nicht zentral, sondern dezentral in Wohnungen im Stadtgebiet untergebracht werden.

Bis auf weiteres ist das Bürgertelefon für Hilfsangebote unter Quedlinburg 03946/90 55 18 zu erreichen. Am Telefon ist Ulrike Döcke.

Rechtliche und sicherheitspolitische Fragen sind in erster Linie an die Zast in Halberstadt unter der Rufnummer 03941/59 53 980 zu richten. (mz)