1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Fataler Fehler sorgt für Verärgerung

Angst vor Camper-Ansturm Fataler Fehler sorgt für Verärgerung

Fünf Euro für einen Tag in Treseburg mit dem Wohnmobil? Der Entwurf der neuen Parkgebührenordnung stößt im Ort auf Ablehnung.

21.04.2021, 10:00
Der Ortschaftsrat fordert, dass auf dem Parkplatz neben dem Feuerwehrgerätehaus in Treseburg künftig keine Wohnmobile mehr parken dürfen sollen.
Der Ortschaftsrat fordert, dass auf dem Parkplatz neben dem Feuerwehrgerätehaus in Treseburg künftig keine Wohnmobile mehr parken dürfen sollen. Foto: Richter

Thale/Treseburg - Die Treseburger sind dagegen: Einstimmig, berichtete Ortsvorsteher Mike Neubarth (WG Treseburg) in der jüngsten Bauausschusssitzung im Rathaus Thale, habe der Ortsrat die neue Parkgebührenordnung der Stadt abgelehnt. Diese soll unter anderem die in den Ortsteilen zu entrichtenden Tarife vereinheitlichen und ermöglichen, mit einem Ticket auf allen gebührenpflichtigen städtischen Abstellflächen zu parken.

In Thales kleinster Ortschaft befürchtet man jedoch, dass eine Verkürzung der gebührenpflichtigen Parkzeiten bei gleichzeitiger Reduzierung des Preises für ein Tagesticket von zwölf auf fünf Euro für Wohnmobile, Busse und Lkw dazu führen könnte, dass der Parkplatz neben dem Feuerwehrgerätehaus des Dorfes in Zukunft dauerhaft von Campern in Beschlag genommen werden könnte.

Kleiner Parkplatz - schnell voll

„Erst vor wenigen Jahren haben wir den Zeitraum, in dem Gebühren anfallen, bis 21 Uhr erweitert“, gab Neubarth zu bedenken. Dass die Stadtverwaltung nun nur noch von 9 bis 18 Uhr eine Zahlung fürs Abstellen des Wagens fordern wolle, komme daher überraschend. Zwischen Bode und der Landesstraße 93, gab der Ortsbürgermeister zu bedenken, sei der verfügbare Raum begrenzt - stünden dort ein paar Wohnmobilisten, bedeute das zwangsläufig „weniger Platz für Tagestouristen, die ihr Geld in Treseburg lassen“.

Neubarth schlug vor, Besuchern in Wohnmobilen den Aufenthalt auf dem deutlich größeren Parkplatz an der Bodewiese im benachbarten Altenbrak nahezulegen und den beschaulichen Treseburger Parkplatz im Gegenzug nur noch für Pkw freizugeben.

„Wir wollen nicht in Konkurrenz mit gewerblichen Anbietern treten“

Ganz so, wie es in der Vorlage für Bau- und Hauptausschuss stand, sei es nicht, beeilte sich Bauamtsleiter Stefan Oberacker die Wogen zu glätten: „Wir haben nicht vor, das Wohnmobilparken in Altenbrak für fünf Euro anzubieten.“ Vielmehr sei wohl bei der Erstellung des Entwurfs für die neue Parkgebührenordnung vergessen worden, die Abgaben für die größeren Gefährte aus der alten Ordnung zu übernehmen. „Wir wollen nicht in Konkurrenz mit gewerblichen Anbietern treten“, stellte Oberacker klar. Zugleich zeigte er Verständnis für die ablehnende Haltung und das Votum der Treseburger.

„Wenn auf dem Parkplatz zwei Busse stehen, ist er voll“, konstatierte der Amtsleiter im Hauptausschuss - Pkw-Fahrer fänden dann keine Möglichkeit mehr anzuhalten. Jedoch sei es aus seiner Sicht auch schwierig, einer ganzen Besuchergruppe wie den Wohnmobilisten einen kompletten Parkplatz, zumal in einem so attraktiven Bereich des Bodetals, nicht mehr zur Verfügung zu stellen.

Oberacker kündigte an, bis zur Stadtratssitzung am 29. April, in der über die Parkgebührenordnung entschieden werden soll, entsprechende Änderungen in das Regelwerk einzuarbeiten und dem Treseburger Ortschaftsrat vorab noch einmal zur Prüfung zu übermitteln.

Zwei Abstimmungen fehlen indes noch

Noch haben indes nicht alle Ortschaftsräte über das neu aufgelegte Regelwerk abgestimmt - die Wedderslebener tun das am Mittwoch, die Westerhäuser am Donnerstag. Bei der Abstimmung in Neinstedt enthielten sich in der vergangenen Woche sämtliche Ratsmitglieder, was Ortschef Detlev Knust (WG Bürger für Neinstedt) auf MZ-Anfrage mit einer Missbilligung des Plans erklärte, den Parkplatz an der Teufelsmauer in Weddersleben zur Liste der gebührenpflichtigen Stellflächen hinzuzufügen.

„Dort müssten erst einmal Arbeiten erfolgen, der Parkplatz in einen ordentlichen Zustand versetzt werden“, verlangte Knust, bevor ein Ticketautomat aufgebaut werden könne. Im Bauamt Thale trägt man sich indes mit der Absicht, den Parkplatz auf der anderen Straßenseite, vor der gesperrten Friedensbrücke, zu erweitern, um des Besucherandrangs in den Sommermonaten Herr zu werden. Es gebe, sagte Oberacker, sogar schon Interessenten, die diese zu erschließende Parkfläche privatwirtschaftlich betreiben wollten - ob eine solche Vereinbarung infrage komme, wolle die Verwaltung aber erst intern besprechen.

E-Auto-Rabatt als Zankapfel

Dass Paragraph vier der neuen Gebührenordnung elektrisch betriebene Fahrzeuge von der Abgabepflicht befreit, „sehe ich nicht unkritisch“, brachte Hauptausschussmitglied Bernd Bergmann (CDU) noch einen Einwand vor. „Es wird eine steigende Anzahl an Fahrzeugen geben, die von dieser Ausnahme Gebrauch machen können“, lenkte er den Blick auf die Entwicklung bei Pkw-Neuzulassungen, die immer häufiger ein E-Kennzeichen tragen.

Der Aufwand für die Stadtverwaltung sei jedoch der gleiche wie bei Autos mit Verbrennungsmotor. Heiko Marks (Bürgerliste) hielt dagegen, dass die Regelung ein kleiner Schritt in Richtung des Erreichens der Klimaziele und es wünschenswert sei, die E-Mobilität auch indirekt zu fördern. Der Beschluss, gab Stefan Oberacker zu bedenken, werde „nicht für die Ewigkeit“ sein - fürs Erste wolle die Stadt Gästen in E-Autos jedoch diese Vergünstigung bieten. (mz/br)