Modell-Fahrzeuge Fahrzeug-Modellbauer in Quedlinburg: Trucks und Baumaschinen wie im Original

Quedlinburg - Schwarzbraune Erde rieselt aus der Baggerschaufel auf die frisch verlegte Rohrleitung. Es fehlt nicht mehr viel, bis der Graben wieder ganz geschlossen ist. Konzentriert dirigiert Uwe Ehlert seinen Bagger - vom Campingstuhl aus.
Abwechslungsreicher Parcours im großen Saal
Der Ingenieur aus Bremen ist leidenschaftlicher Modellbauer und nutzte das Pfingstwochenende, um sich mit Gleichgesinnten im Quedlinburger Kaiserhof zu treffen. Dort haben die Modelltruckfreunde Vorharz zum zweiten Mal ein großes Treffen mit Modellbauern aus ganz Deutschland organisiert. 50 Teilnehmer - der Radius reichte von Frankfurt am Main bis Rostock - ließen zwei Tage lang selbst gebaute Trucks, Traktoren und Baumaschinen ihre Runden auf einem abwechslungsreichen Parcours im großen Saal drehen.
Damit es möglichst realistisch wirkt, haben die Gastgeber vorgesorgt: „Wir haben hier für jemanden zum Beispiel eine Ackerfläche vorbereitet, damit er grubbern und pflügen kann“, sagt Vereinsvorsitzender Martin Häring. Beim Blick in den Saal wird auch deutlich: Modellfahrzeuge sind eine Sache für Männer. Ein ruhiges Hobby ist es obendrein: Nur das leise Surren der Motoren ist zu hören, wenn die Modellbauer, die Fernsteuerung zur leichteren Bedienung um den Hals gehängt, ihren Fahrzeugen in einigem Abstand folgen.
Geschick ist gefragt - und mitunter auch Geld
Auch wenn die kleinen Jungs unter den Besuchern fasziniert die Trucks beobachten, die über Brücken und durch Unterführungen fahren - Nachwuchsgewinnung ist auch für die Modelltruckfreunde Vorharz ein Problem. „Viele empfinden das als teures Spielzeug“, erklärt Häring.
Bei diesem Hobby sei es stets die Frage, „was man sich leisten kann und will und was man selber machen kann. Entscheidend sind Geschick und Geldbeutel“. So sind bei dem Treffen auch Modelle zu sehen, für deren Preis durchaus schon ein echter Kleinwagen zu haben wäre. Aber: „Im Vordergrund steht das Bauen des Modells“, sagt Martin Häring.
Uwe Ehlert bestätigt das. Seit 2010 ist der Ingenieur, der Elektrotechnik studiert hat, ein Modellfahrzeugbauer. „Viele Modellfahrzeugbauer sind Ingenieure“, sagt er. Durch seinen Sohn kam er zu seinem Hobby: „Angefangen hat alles in Thale“, erzählt er von den ersten Modellfahrzeugschauen, während er mit der Funkfernsteuerung seinen Bagger Erde holen und ablegen lässt.
Sein damals zehnjähriger Sohn hätte sich dort seine erste Modellbauzeitschrift gekauft, „und seitdem lag er mir in den Ohren“. Als er sein erstes Fahrzeug bekam, war der Funke endgültig übergesprungen: „Irgendwann baut man selbst was“, sagt Ehlert.
„Wir spielen auf hohem Niveau“
Und das soll dem Original so ähnlich sein, wie es nur geht. Was nicht nur für die Fahrzeuge gilt: „Wir spielen“, sagt der Modellbauer lachend, „aber wir spielen auf hohem Niveau.“ Gerade sei er dabei, Schwerlasttransporter zu bauen, deren echte Vorbilder 400 bis 500 Tonnen und mehr Gewicht bewegen können.
Mit einem Zehnachser-Schwerlast-Tieflader hat Ehlert Teile eines Towers auf der Minibaustelle „Airport Alsfeld“ transportiert, die Modellbauer in diesem Jahr für Modellbauer in der hessischen Kleinstadt eingerichtet haben. Da habe man drei Bauleiter, die den Job auch im wirklichen Leben machen, so Ehlert, der ab und an mit seinem Sohn gemeinsam bei Modelltreffen agiert: „Wir fahren dann Schwerlastgüter mit zwei Zugmaschinen.“ (mz )
