Elfriede (90 Elfriede und Reinhard Hübner aus Quedlinburg feiern Gnadenhochzeit: Erinnerungen an Urlaube mit Segelboot

Quedlinburg - Das Datum ihrer Hochzeit haben Elfriede und Reinhard Hübner bewusst gewählt: An jenem 27. Mai hatten die Eltern von Reinhard Hübner Silberhochzeit. Und so gibt es ein großes Fest, als der damals 23-Jährige und seine 20-jährige Braut sich das Ja-Wort geben.
„Es war ein richtiges Familientreffen, 52 Leute, alles Verwandte“, erzählt Reinhard Hübner. Das liegt inzwischen 70 Jahre zurück. Am Mittwoch haben Elfriede und Reinhard Hübner in Quedlinburg das nicht alltägliche Jubiläum der Gnadenhochzeit gefeiert.
Am 27. Mai 1950 haben 52 Menschen die Hochzeit von Elfriede und Reinhard Hübner gefeiert
Kennengelernt haben sich die beiden schon lange, bevor sie ein Paar wurden. Beide sind in einem kleinen böhmischen Ort nahe der heutigen deutsch-tschechischen Grenze aufgewachsen. 1940, gerade 14 Jahre jung, begann Reinhard Hübner im Handwerksbetrieb von Franz Scheffel - dem Vater von Elfriede - eine Lehre.
„Da war sie zehn, ein kleines Schulmädchen“, erinnert er sich. Und daran, wie sie sich in den folgenden drei Jahren anfreundeten, er immer mal bei den Hausaufgaben half und der Meister schimpfte: „Halt den Reinhard nicht von der Arbeit ab.“ 1943 musste der damals 17-Jährige in den Krieg; nach Kriegsende war er bei der „Royal Navy“, räumte Minen im Öresund.
Seine Eltern hatte es durch die Vertreibung der Sudetendeutschen nach Görlitz verschlagen, die Scheffels nach Quedlinburg, wo Vater Franz auch wieder einen Handwerksbetrieb eröffnete. „Es hatte sich rumgesprochen, dass ich den Krieg überstanden hatte“, berichtet Reinhard Hübner.
Elfriede schrieb ihm, und er nutzte einen Navy-Urlaub, um nach Thale zu fahren, wo sie in der Lehre war. „Da stand eine 17-jährige junge Frau vor mir“, schwärmt er. Dass sie zusammengehörten - „da waren wir uns gleich einig“.
Ab 1952 führte Reinhard Hübner die Klempnerei Franz Scheffel weiter
1948 kam er nach Quedlinburg, arbeitete wieder bei Franz Scheffel, 1950 heirateten das Paar. Doch dann starb der Meister. Reinhard Hübner eignete sich autodidaktisch die Theorie an, machte 1952 selbst seinen Meister und führte die „Klempnerei Franz Scheffel“ weiter.
Er holte seine Frau, die damals im Konsum arbeitete, mit in den Betrieb, wo sie sich nicht nur um die Kundenbetreuung und die Buchhaltung kümmerte, sondern auch in der Werkstatt mitarbeitete und bei der Umstellung des Betriebes auf Metallverarbeitung unterstützte.
1959 wurde Tochter Elke geboren. Inzwischen in einer PGH, qualifizierte sich Reinhard Hübner im Abendstudium zum Ingenieur, arbeitete später im Kombinat in leitender Funktion. Den Neuanfang als Handwerksbetrieb nach der Wende begleitete er als „stiller Teilhaber“; übernommen hatte das sein Schwager Franz, der auch bei ihm gelernt hatte.
Das Paar erinnert sich an Urlaube mit dem Segelboot auf den Mecklenburger Seen
Den Ruhestand nutzte das Paar, das als Familie zu DDR-Zeiten gern an die Ostsee gefahren und später mit dem Segelboot auf den Mecklenburger Seen unterwegs war, um zu reisen. Spanien, Finnland, Norwegen, zuletzt Island - „das war die schönste Reise“, so Reinhard Hübner.
Jetzt nutzen der 93-Jährige und seine 90-jährige Frau gern ihren Garten am Haus, genießen die gemeinsame Zeit. „Wir kommen gut aus, wir beide“, sagt Reinhard Hübner und nimmt seine Frau in den Arm, die das mit einem Lächeln bestätigt.
Wobei der Jubilar bis heute seinem Motto treu geblieben ist: „immer neugierig und innovativ“. So möchte er nicht nur seinen Laptop nicht mehr missen. „Ich habe früher nie gekocht, inzwischen bin ich Spezialist im Kochen.“
Gefeiert werden soll das Ehejubiläum auch: wegen Corona nicht so groß, wie eigentlich geplant. Aber am Sonntag im engeren Familienkreis, zu dem auch ein Enkel gehört. (mz)