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Ein Streifzug durch 300 Jahre Garnisonsgeschichte in der Stadt

Von PETRA KORN 14.09.2009, 16:01

QUEDLINBURG/MZ. - "Wir haben bis vor zwei Stunden noch gewirkt." Doch jetzt kann Norman Netz, erster Vorsitzender des Garnisonsvereins Quedlinburg, zahlreiche Gäste und Gratulanten unter anderem aus der Kommunalpolitik und von befreundeten Vereinen zur offiziellen Eröffnung des Garnisonsmuseums begrüßen, die Quedlinburgs Stadtratsvorsitzender Frank Ruch mit dem symbolischen Scherenschnitt vornahm.

"Wir hätten nicht gedacht, dass wir einmal so viel zeigen können", blickte Norman Netz zurück auf das Jahr 2000, in welchem sich der Garnisonsverein als kleiner Verein gegründet hatte, der zunächst noch ohne Räume war, später ein Domizil in der alten Kaserne hatte und seit 2006 im Gebäude Steinweg 47 ansässig ist. In jenen Anfangsjahren sei noch gar nicht daran zu denken gewesen, dass hier, im Steinweg, einmal ein solches Museum entstehen würde, mit dem der Verein zeigen möchte, "dass Quedlinburg eine fast 300-jährige Garnisonsgeschichte hat", machte Norman Netz deutlich und bedankte sich bei allen Beteiligten: "allen Vereinsmitgliedern, allen, die uns unterstützt und mit uns gewirkt haben, den Sponsoren und Geldgebern".

Das umfangreiche Material, das der Verein zusammengetragen hat, war auch zuvor schon für die Öffentlichkeit zugänglich. "Wir sind seit März Mitglied im Museumsverband Sachsen-Anhalt. Wir haben das zum Anlass genommen und die Räume noch einmal neu renoviert und neu gestaltet", erklärt Christian Rehbein, zweiter Vereinsvorsitzender, zur offiziellen Eröffnung des Museums im Steinweg 47. Hier lädt der Garnisonsverein in Ausstellungsräumen auf zwei Etagen zur einer Reise durch einen Teil der reichhaltigen Geschichte Quedlinburgs ein: Umfangreiches Bild- und auch Textmaterial berichtet über die Truppenteile, die in Quedlinburg Garnison erhalten haben, beginnend im Jahr 1698 mit dem II. Bataillon des Infanterieregiments Nr. 21 von Anhalt Dessau über beispielsweise das Kürassier-Regiment von Seydlitz (Magdeburgisches) Nr. 7 oder das Hannoversche Infanterie-Regiment 165, das im Oktober 1909 in die Quedlinburger Kaserne einzog, bis hin zur Geschichte des Fliegerhorstes Quedlinburg im jetzigen Ortsteil Quarmbeck, aus dem 1993 die letzten sowjetischen Truppen abzogen.

Ergänzt werden Bild- und Textmaterial, die auch Einblick in das Soldatenleben geben, durch originale Ausstellungs- bzw. Ausrüstungsgegenstände wie beispielsweise Ehrenzeichen, Schulterstücke oder Uniformen. "Wir sind dabei, noch die ,geheimen Zeiten' von Quarmbeck zu erkunden: die Zeit der Kasernierten Volkspolizei von 1948 bis 1953 und die Zeit, als die russischen Streitkräfte hier waren", verweist Norman Netz auf weitere Forschungsarbeiten.

Erstmals zu sehen waren anlässlich der Ausstellungseröffnung das neue so genannte Quedlinburg-Zimmer, das Exponate aus der Stadt wie beispielsweise Ansichten der alten Stadttore zeigt, und das neue Prunkstück des Museums: ein Ehrenschild, das Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg-Gotha am 22. März 1890 an das Offizierscorps des Kürassier-Regiments von Seydlitz (Magdeburgisches) Nr. 7 übergeben hat.

Auf diesem ist die Schlacht von Mars-la-Tour im Deutsch-Französischen Krieg 1870 / 71 dargestellt: in der Mitte der Trompeter, um ihn herum Schlachtszenen. Das Schild war an einem Münchener Auktionshaus aufgetaucht und hatte im Nachgang an die Auktion erworben werden können, freut sich Christian Rehbein über dieses neue Ausstellungsstück: "Das ist so was von einmalig." Viel Lob gab es von den Gästen der Ausstellungseröffnung für das Engagement des Vereines. "Da steckt unheimlich viel Arbeit drin", bedankte sich beispielsweise Oberst a. D. Ulrich Freytag vom "Zwölfer-Bund", der ehemalige Angehörige des in Quedlinburg stationierten Infanterieregimentes 12 oder deren Angehörige vereint, bei Norman Netz und seinen Mitstreitern.

Bis Ende Oktober ist das Museum mittwochs von 14 bis 17 Uhr, freitags von 15 bis 18 Uhr und sonnabends von 14 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung unter 01723440104 geöffnet.