1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Eigene Lebensphilosophie weitergeben

Eigene Lebensphilosophie weitergeben

Von Elfi Schurtzmann 22.02.2007, 14:56

Ballenstedt/MZ. - Der 65-jährige gebürtige Görlitzer übergibt den Staffelstab an Dr. Barbara Wagener, seiner bisherigen Stellvertreterin. "Ich freue mich auf meinen Ruhestand, um nun die Dinge zu tun, für die ich bisher kaum Zeit hatte. Ich gehe aber auch mit der Gewissheit darüber, wer die Klinik übernimmt", sagt der Hobbyfotograf. Barbara Wagener habe ihm schon in der Vergangenheit viele Dinge auf der Leitungsebene abgenommen und sie weiß, worauf es ankommt, zeigt sich Fischer zufrieden mit seiner Nachfolgerin.

Fischer weiß aber auch, dass der Chefposten manchmal sehr einsam sein kann. Besonders dann, wenn unpopuläre Entscheidungen zu treffen sind. "Wir sind ein eingespieltes Team, tragen gemeinsam Verantwortung, und diese, meine Lebensphilosophie, möchte ich an die anderen weitergeben", so Fischer, der nach seinem Studium an der Medizinischen Akademie in Magdeburg seine Facharztausbildung an der Lungenklinik Lostau absolvierte und hier bis 1984 als Oberarzt und Leiter der Abteilung Asthma und Allergologie tätig war.

Sein Werdegang an der Ballenstedter Lungenklinik begann etwas holprig, erinnert sich Fischer. Sein Vorgänger verstarb im Dezember 1983 und im August übernahm Fischer die Bezirkslungenklinik in Ballenstedt. Fischer wohnte zwei Jahre in der Klinik, die Familie weiter in Lostau. Die Kinder wuchsen heran, die Tochter machte gerade ihr Abitur und der Sohn besuchte die zehnte Klasse einer Spezialschule, die an der Technischen Universität angegliedert war. Zeit für die Familie war Mangelware und man braucht schon eine starke Frau, die viel Verständnis für den Beruf des Partners aufbringt, sagt Jörg Friedemann Fischer.

Als er die Klinik übernahm war diese geprägt von der Tuberkulosebehandlung, hier fand Fischer zudem ein gute onkologische Abteilung vor.

Mit dem Rückgang der Tuberkuloserkrankungen haben sich andere Lungenkrankheiten in den Vordergrund geschoben, so dass in den Folgejahren immer mehr die Onkologie, die Diagnostik und die Behandlung eine Rolle spielten.

Fischer blickt auf die Jahre zurück, in denen sich die Klinik auch äußerlich verändert hat. "Wir haben eine schöne Klinik, aber dass ist nicht nur mein Verdienst. Es war und ist Teamarbeit. Ich habe große Achtung auch vor der Leistung der Ärzte, ich kann Ideen aufnehmen und diese in die richtigen Bahnen lenken", denkt Fischer zurück, der stolz darauf ist, dass die Fluktuation sehr gering war. "Die Fachkompetenz muss gehalten werden, haben wir uns doch unter den Lungenkliniken im Land einen guten Stand erarbeitet", sagt der scheidende Chefarzt. Dafür stehen die zahlreichen Fortbildungsseminare und der Erfahrungsaustausch auch unter den Fachärzten.

Im Haus selbst sind elf von 13 Ärzten Fachärzte für Innere Medizin mit dem Zusatz Pneumologie. Für die Patienten ein Gewinn, bekommen doch auf jeder Station die Patienten und auch deren Angehörige fachkompetente Antworten auf ihre Fragen. "Aufklärung liegt uns am Herzen. Es wird offen und ehrlich über alles gesprochen", so Jörg Friedemann Fischer.

Wenn er am Freitag auf die vergangenen 23 Jahre zurückblickt, dann hat er mit seinem Team, und das ist ihm wichtig, schon einiges bewegen können. So unter anderen die Organisation und Leitung zahlreicher wissenschaftlicher Veranstaltungen zu pneumologischen und allergologischen Themen, die Weiterentwicklung der fachlichen Klinikstruktur, der Aufbau der Palliativstation und des ambulanten Hospizdienstes sowie der Umbau und Neubau der Lungenklinik.

"Ich freue mich auf die Zeit, die ich jetzt für mich und meine Familie habe. Außerdem fotografiere ich gern, weil ich glaube, eine Auge für Motive zu haben. Doch mein größter Wunsch ist, gesund zu bleiben und auch mal diese oder jene Reise zu unternehmen", freut sich Fischer auf den Ruhestand, der nun auch viel bewusster sein schönes Zuhause und die schöne Umgebung genießen will.