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Dokumentarfilm Dokumentarfilm "700 Kilometer Harz": Enno Seifried war wochenlang mit Rucksack und Kamera unterwegs

Von Susanne Thon 26.11.2018, 12:28
Enno Seifried hat eine 700 Kilometer lange Wanderung durch den Harz gemacht.
Enno Seifried hat eine 700 Kilometer lange Wanderung durch den Harz gemacht. Seifried

Quedlinburg - Er lief bis zur weißrussischen Grenze, fuhr mit dem Fahrrad 3.000 Kilometer von der Ostsee bis zum Kap Finisterre im Nordwesten Spaniens, überquerte das Velebitgebirge in Kroatien und die Alpen. Dann verschlug es Enno Seifried in den Harz.

Dass sich der Leipziger, der dem Fernweh einst auf einer 17.000 Kilometer langen Reise durch die USA verfiel, nicht mit einer Tagestour zufrieden geben würde - selbstredend. 700 Kilometer legte er zurück. Zu Fuß. Den großen Reiserucksack samt Schlafsack, Isomatte, Campingkocher und Stirnlampe auf dem Rücken.

Kinostart von „700 km Harz“ ist im Februar 2019 geplant

Was er auf seiner Tour erlebt hat, wird im kommenden Jahr auf Leinwand zu sehen sein. Der offizielle Kinostart für den 98-minütigen Dokumentarfilm „700 km Harz“ ist für Februar 2019 geplant. Die Unterstützer der von Seifried gestarteten Crowdfunding-Aktion können sich den Film aber auch schon vorher auf DVD anschauen.

Den Harz lieben gelernt hat Seifried bei den Dreharbeiten zu seiner „Vergessen im Harz“-Trilogie über verlassene Orte, leerstehende Hotels, Sanatorien, Militäreinrichtungen. Der erste Teil feierte 2015 in der Baumannshöhle in Rübeland Premiere, der zweite 2016 im ehemaligen Hotel Zehnpfund in Thale; Teil drei wurde im Mai dieses Jahres auf dem Großen Ziegenberg in Ballenstedt vorgestellt.

Seifried war sieben Wochen im Hochsommer und Herbst unterwegs

„Für mich stand schon eine Weile fest, dass ich zum Abschluss dieses Projekts eine Fernwanderung durch den Harz machen will, um ihn abseits der Lost Places kennenzulernen“, sagt er, und „dass ich die Kamera mitnehme, war klar.“

Nur, ob dabei auch genug Material für einen Film herauskommen würde, konnte er zunächst nicht wissen. „Ich hatte das in der Art noch nie gemacht und wollte mich überraschen lassen.“

Seifried lief die Strecke nicht am Stück, er teilte die Tour, war einmal im Hochsommer unterwegs und dann noch mal im Herbst - insgesamt sieben Wochen. „So hatte ich mehr Abwechslung.“ Die Route, sagt der 40-Jährige, habe er im Vorfeld grob abgesteckt. Mitunter hätten sich aber auch Änderungen ergeben - je nach Stimmungs- und Wetterlage und mindestens einmal, so scheint es zumindest im Trailer zum Film, auch unfreiwillig.

Seifried ist begeistert von der Roseburg bei Rieder

„Ich habe mich ultimativ verlaufen“, sagt Seifried da in die Kamera. An einer anderen Stelle sprudelt er vor Begeisterung: „Ganz ehrlich, das ist der Hammer hier. Ich habe wirklich noch nie davon gehört.“ Es ist eine Szene, aufgenommen auf der Roseburg bei Rieder.

„Wahrscheinlich hat mich auch der etwas morbide Charme der Anlage gereizt“, erklärt er auf MZ-Anfrage, „es ist nicht alles bis ins Detail restauriert und schick gemacht.“ Das habe etwas Ursprüngliches, „und das gefällt mir sehr gut“.

Einen Ort oder eine einzelne Begebenheit herausstellen will er aber nicht: Das Erlebnis sei die Reise an sich. „Es klingt abgedroschen, aber in der Tat ist der Weg das Ziel. Wenn man so alleine unterwegs und 24 Stunden an der frischen Luft ist, ist jeder Moment irgendwie besonders und einzigartig.

Übernachtung im Zelt oder unter freiem Himmel

Man reduziert sich auf das Minimum, und das macht in meinen Augen so eine Tour aus“, sagt Seifried, der am Abend nicht etwa irgendwo einkehrte, sondern unter freiem Himmel schlief oder sein Zelt aufschlug.

So wildromantisch das jetzt daherkommt: Das Outdoor-Leben hat auch seine Schattenseiten. Auf den ersten 100 Kilometern drückte Seifried wortwörtlich der (Wander-)schuh. „Es lag an den Wandersocken.“

Einmal, da ging es ihm richtig mies, nachdem er Wasser aus einem Fluss getrunken hatte, das ihm nicht bekommen war. „In der ersten Nacht musste ich stündlich meinen Schlafsack verlassen“, erzählt er. Nicht schön.

Seifried erlebte auch Schattenseiten des Lebens im Freien

„Aber auch in solchen Momenten weiß man, was zu tun ist: einfach mal zur Abwechslung das Wasser abkochen und damit den Körper ordentlich durchspülen.“ Auf Reisen läuft nun mal nicht alles rund, „das gehört dazu“. Die Sache mit dem Film, die lief aber. Und wie.

Zurück in Leipzig machte er sich an die Arbeit, zeigte die fertige Dokumentation einigen Leuten, deren Meinung ihm wichtig war. „Sie haben mich darin bestärkt, sie wirklich rauszubringen.“ Noch vor Weihnachten sollen Seifrieds Unterstützer das Ergebnis zu sehen bekommen. Die DVDs würden zwischen dem 17. und 20. Dezember verschickt, kündigt er an. (mz)