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Ehrenstadtrat Dieter Schmidt Dieter Schmidt hat auch ohne Amt im Bauauschuss genug zu tun: Abschied nach 29 Jahren Stadtrat Quedlinburg

Von Benjamin Richter 16.10.2019, 05:56
Ehrenstadtrat Dieter Schmidt leitet eine Firma, die in Schälchen Pflanzen erzeugt.
Ehrenstadtrat Dieter Schmidt leitet eine Firma, die in Schälchen Pflanzen erzeugt. Richter

Quedlinburg - Dieter Schmidt öffnet eine Tür, dann eine weitere. Hinter jeder kommen lange Regale zum Vorschein, auf denen sich zahllose durchsichtige Schalen aneinanderreihen und übereinander schichten. In jeder von ihnen liegt ein Nährboden, auf dem Pflanzen wie Orchideen und Korbblütler heranwachsen.

Schmidts Firma InVitro Plant Service, die die Gewächse unter akribisch festgesetzten Bedingungen in Klimakammern produziert, hat ihren Sitz aber nicht etwa in einer Industriehalle am Stadtrand. Sie befindet sich im Keller seines Hauses in der Quedlinburger Lindenstraße.

So mag man dem langjährigen Stadtratsmitglied Glauben schenken, wenn er sagt, dass er auch jetzt, ohne das Ehrenamt, noch genug zu tun hat. 29 Jahre lang, seit der ersten Stadtratswahl 1990, hat Dieter Schmidt in dem Gremium mitgewirkt und wurde für diesen Verdienst jüngst zum Ehrenstadtrat ernannt. 

Von 1990 bis 2009 war Schmidt Leiter vom Bauausschuss, von 1998 bis 2009 Ratsvorsitzender

Von 1998 bis 2009 hatte er zudem den Vorsitz des Stadtrats inne, und über die gesamten 29 Jahre saß er auch dem Bauausschuss vor. Doch wie kam es überhaupt dazu? „Als die erste Wahl absehbar war, kam ein Kollege auf mich zu und fragte mich, ob er mich mit auf die Liste der SPD setzen kann“, blickt der 68-Jährige zurück.

„Er meinte, ich sei ja in der DDR auch immer dagegen gewesen.“ Und damit hätte er recht gehabt, fügt Schmidt hinzu. Er willigte schließlich ein, sich zur Wahl zu stellen - allerdings zunächst ohne in die Partei einzutreten. „Ich habe erst mal abgewartet, ob ich überhaupt gewählt würde“, erklärt er. Als das gelang, bemühte er sich schließlich um ein Parteibuch.

In den 29 Jahren habe sich in der Arbeit des Stadtrats vieles verändert, sagt Dieter Schmidt. „Die Sitzungen waren in den Anfangsjahren deutlich länger. Damals war es keine Seltenheit, wenn wir in den Ausschüssen bis um elf Uhr abends tagten. Wenn wir vor halb neun fertig wurden, das war eine totale Ausnahme.“

„Anfangs war es keine Seltenheit, wenn wir in den Ausschüssen bis um 23 Uhr tagten”

Und da die Sitzungen in der Regel um 17 Uhr losgingen, habe man auch dann bereits dreieinhalb Stunden gesessen und diskutiert. Die inhaltlichen Entscheidungen hätte in den ersten Jahren weniger die Parteipolitik als vielmehr der Gedanke daran bestimmt, was wichtig für die Stadt ist.

„Das ist heute anders“, konstatiert Schmidt, der bei der ersten Sitzung des neu gewählten Stadtrats in diesem Sommer noch einmal mit dabei war - sozusagen als Ehrengast. Bei der Wahl im Mai hatte er zwar noch einmal kandidiert. „Aber ich habe gar keinen Wahlkampf gemacht.“ So habe es ihm nichts ausgemacht, am Ende nicht genug Stimmen für eine Wiederwahl zu erhalten.

Langeweile wird trotzdem nicht aufkommen im Leben von Dieter Schmidt

Ein wenig vermisse er die Kommunalpolitik schon, merkt Dieter Schmidt an, „aber 29 Jahre sind schon eine ganz schöne Zeit“. Der Ehrenstadtrat, der im mittelsächsischen Hainichen aufwuchs und nach dem Studium in Greifswald des Berufs wegen nach Quedlinburg kam, befürchtet nicht, dass Langeweile aufkommen wird. 

„Wir hatten hier im Betrieb immer gut zu tun“, sagt er und kündigt an, demnächst neue Leute einstellen zu wollen. „Zurzeit sind es zwei Mitarbeiterinnen, aber ich denke, dass wir ab Januar wieder zu fünft sein werden.“ Bis in die USA habe sein Unternehmen schon Korbblütler geliefert. (mz)