Die große Liebe zu kleinen Fischen
THALE/MZ. - Bei Hans und Karin Roewer ist das anders: Der Fischkauf ist für die beiden Friedrichsbrunner zu einem spannenden Ritual geworden, bei dem sie mit "dicker Marie" anreisen und richtig zuschlagen. Allerdings nehmen sie sich dafür auch viel Zeit, vorzugsweise am Sonntag.
Zu den Objekten ihrer Begierde gehören natürlich nicht ordinäre Schollen, Schleie oder Bitterlinge. Roewers wollen Exoten, exquisites Getier, das manchmal für eine flüssige Rüstkammer geeignet scheint, zum Beispiel Metall-Panzerwelse oder Schwertträger. Gekauft werden natürlich keine Einzelexemplare, sondern dutzendköpfige Schwärme. Zu Roewers Stammadressen gehören die jährlichen Zierfischbörsen des vor neun Jahren gegründeten Aquarienvereins Thale. Am vergangenen Sonntag war es mal wieder so weit. Die 18 Aquarianer luden zu ihrer Herbstbörse ein. Und viele Aquarien-Liebhaber kamen.
"Eine halbe Stunde vor Öffnung standen die ersten schon vor der Tür", berichtete Börsenwart Heiko Machemehl. Und: "Manche Arten waren kaum im Becken, da waren sie schon weg". Auch Vereinschef Klaus Blumenthal staunte: "Der Zuspruch wird immer größer, auf der kleinen Basis, die wir uns gesetzt haben". 35 Arten, vor allem aus lateinamerikanischen und südostasiatischen Gefilden, wurden diesmal angeboten. Die Palette reichte von der Purpurkopfbarbe bis zum ebenso farbenprächtigen Kampffisch - einem winzigen Tierchen mit angeblich großem Aggressionspotential.
Die größten Fischlein waren offenbar die weiblichen Black Mollys mit maximal zehn bis zwölf Zentimetern Länge. 14 dieser schwarzen Aquarien-"Müllsammler" ließen sich Roewers fangen und einsacken. Aber auch 20 Welse. In Lübeck, wo die Ex-Hanseaten bis 1995 lebten, hatten sie noch ein 2 000-Liter-Aquarium, erzählt Hans Roewer. In Friedrichsbrunn müssen sie sich mit einem 400-Liter-Aquarium begnügen. Da passt gerade mal das Wasser aus 40 Zehn-Liter-Eimern rein.
Im Gegensatz zu gewöhnlichen Fischtheken konnten die Interessenten die Tiere ihrer Wahl, zu denen auch Zwerg- oder Tigergarnelen gehörten, bei Bedarf selbst "angeln". Kay Lorenz ließ sich jedoch bedienen. Er entschied sich für ein "farblich besonders schönes und großes Guppy-Pärchen", verriet der Neinstedter, der seit zehn Jahren Zierfische hält. Doch der Großteil seiner prallen Spezialbeutel war mit Wasserpflanzen gefüllt. Schließlich gab's auch wieder Javafarn und Indischen Wasserwedel, Roten Fingerlotos oder Braunen Wasserkelch. Ihre Preise möchten einige Aquarianer nicht in der Zeitung lesen. Nur so viel: Zierfisch-Fan Frank Kücke, Wirt des gastgebenden "Alten Bootshauses", verkauft zum Preis eines Guppy-Pärchens gewöhnlich ein Seelachs- oder Schollenfilet, drei Guppys entsprechen dem Wert einer frisch geräucherten Forelle. Natürlich gebe es bei ihnen auch Preisnachlässe wie Mengenrabatt oder Skonti, schmunzelt Blumenthal.