1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. ZDF-Vergleich : Deutschland-Studie des ZDF: Wie der Landkreis Harz vom Tourismus profitiert

ZDF-Vergleich  Deutschland-Studie des ZDF: Wie der Landkreis Harz vom Tourismus profitiert

Von Tim Fuhse 13.06.2018, 09:54
Stiftskirche Sankt Cyriakus in Gernrode
Stiftskirche Sankt Cyriakus in Gernrode ddp

Quedlinburg - Wanderwege und Pensionen, Gastronomie und Hexenspektakel - der Tourismus prägt den Harz mit Nachdruck. So viel hat das jüngst veröffentlichte Städte-Ranking des ZDF erneut gezeigt. Die „Deutschland-Studie“ der Fernsehanstalt vergleicht 401 deutsche Städte und Landkreise nach ihrer Lebensqualität.

Der Landkreis Harz belegt dabei Rang 242, einen Mittelplatz. Im bundesweiten Abgleich wird deutlich, wie sehr der Fremdenverkehr das Leben vor Ort durchdringt - und welche Vor- und Nachteile die für die Menschen im Landkreis mit sich bringt.

Spitzenwerte im Bereich Freizeit und Natur

Wie es sich für einen Tourismusstandort gehört, kann der Harz vor allem im Bereich „Freizeit und Natur“ punkten. Bei den Erholungsflächen je Einwohner erreicht er einen Spitzenwert (Platz 18), schneidet auch mit der Besucherzahl bei klassischen Veranstaltungen (Platz 93) überdurchschnittlich ab. Die Übernachtungen im Fremdenverkehr (Platz 36) kratzen ebenfalls am bundesweiten Maximum.

„Das ist, wofür der Harz steht - Freizeit und Natur“, bestätigt Doreen Post, Geschäftsführerin der städtischen Quedlinburg-Tourismus-Marketing GmbH. Die Welterbe-Stadt sei dabei eine der attraktivsten Kulturstätten, am guten Rang bei den Übernachtungen habe sie großen Anteil.

Zahl der Gäste in Quedlinburg wuchs erneut um 3 Prozent

„Der Trend ist hier weiterhin wachsend, wir sind gut aufgestellt“, sagt Post. Laut aktuellen Daten aus dem Februar ist die Zahl der Gäste gegenüber dem Vorjahr erneut um über drei Prozent gestiegen. „Tourismus ist vor Ort das große Zugpferd“, meint auch die Geschäftsführerin.

Für sich genommen habe die Welterbe-Stadt in entsprechenden Rankings mehrfach Spitzenpositionen belegt. Vergangenes Jahr etwa kürte das Kölner Institut für Handelsforschung die hiesige Innenstadt zur bundesweit attraktivsten unter den Kleinstädten. „Bei der ZDF-Studie muss man den ganzen Harz sehen, der Landkreis ist breit gefächert“, so die Geschäftsführerin.

Lohnniveau bei Dienstleistungen niedriger als in der Industrie

Doch auch bei einer Reihe von harten Faktoren schneidet der Harz durchaus gut ab. Der Betreuungsschlüssel von Klein- und Kindergartenkindern (Platz 25 und 34) sowie Schülern (Platz 35) ist gut, die Altersarmut gering (Platz 30). Außerdem sind im Landkreis überdurchschnittlich viele Frauen beschäftigt (Platz 43), der Einkommensunterschied liegt vergleichsweise niedrig (Platz 32) - auch eine Folge der Tourismuswirtschaft.

„Es gibt hier einen hohen Anteil von Dienstleistungsberufen, in denen häufig Frauen tätig sind“, erläutert Jennifer Heinrich, Leiterin des Fachdienstes Standortförderung beim Landkreis.

Insbesondere im Beherbergungsgewerbe und der Gastronomie sei dies der Fall. Der Fokus auf dem Fremdenverkehr sorgt an anderer Stelle allerdings für Probleme. „Im Dienstleistungssektor ist das Lohnniveau geringer als bei Industriearbeitsplätzen“, führt Heinrich aus.

Kaufkraft der Bürger im Harz ist vergleichsweise niedrig

Zudem würden wegen der vielen kleineren Unternehmen relativ wenige Menschen nach Tarif bezahlt. Bei der Kaufkraft der Bürger (Platz 357) reiht sich der Harz dementsprechend im hinteren Viertel Deutschlands ein.

Unter anderem deshalb blicken viele Menschen bei der Jobsuche über die Grenzen des Landkreises hinaus und nehmen lange Wege zum Arbeitsplatz in Kauf. Bei den Pendlerdistanzen (Platz 382) zählt der Harz deutschlandweit zu den Schlusslichtern.

„Lagebedingt orientieren sich die Menschen nach Niedersachsen“, so Fachdienst-Leiterin Heinrich. Viele Menschen wohnten aber sehr gerne im Harz und hätten das Pendeln deshalb in ihren Alltag integriert.

Hier sieht der Landkreis eine Chance zum Gegensteuern. Gemeinsam mit dem Fachkräftenetzwerk Landkreis Harz hat er einen „Rückkehrertag“ ins Leben gerufen. Am 27. Dezember, wenn viele Pendler und Abgewanderte über die Weihnachtstage bei ihrer Familie seien, werden hiesige Unternehmen im Rathaus von Wernigerode über Jobangebote informieren.

„Ziel ist es, möglichst viele Pendler vom regionalen Wirtschaftsstandort zu überzeugen“, sagt Heinrich. Und die Platzierung im Ranking zu verbessern?

Studien können Orientierung geben

Studien wie jene des ZDF würden beim Landkreis durchaus wahrgenommen, so die Standort-Förderin: „Sie können mitunter Orientierung geben.“ Anders als bei der Pendlerzahl könne aber nicht in allen Bereichen Einfluss genommen werden. Bei den Sonnenstunden (Platz 311) etwa dürfte dies schwierig werden. Bislang hat das Klima dem Tourismusstandort Harz allerdings nicht geschadet. (mz)