200 Jahre Pflanzenforschung Der Robert Koch der Pflanzenkrankheiten - das Erbe von Julius Kühn wird in Quedlinburg fortgeführt
Mit seiner Forschung zu Pflanzenkrankheiten legte Julius Kühn den Grundstein für die moderne Agrarwissenschaft. Am 23. Oktober 2025 erinnert das Julius-Kühn-Institut in Quedlinburg an den 200. Geburtstag seines Namensgebers.

Quedlinburg/MZ. - Was Robert Koch für die Humanmedizin, ist Julius Kühn für die systematische Erforschung der Pflanzenkrankheiten. Mit experimentell angelegten Langzeitstudien legte er den Grundstein für eine Forschung, die Ursachen und Wirkungen über Generationen hinweg erfasst.

Am 23. Oktober jährt sich der Geburtstag von Julius Kühn - er wurde 1825 in Pulsnitz geboren - zum 200. Mal. Das nach ihm benannte Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen in Quedlinburg (JKI) und seine Lehr- und Forschungsstätte, die heutige Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, erinnern an diesen Tag mit Festveranstaltungen an den Begründer der modernen Phytopathologie, der Lehre von den Pflanzenkrankheiten, und Gestalter des Universitätsstudiums der Agrarwissenschaften in Deutschland.
Julius-Kühn-Institut knüpft an Traditionen der Agrarforschung an
Mit seiner Arbeit schuf Kühn die Grundlagen einer systematisch betriebenen Agrarforschung. An diese Tradition knüpft das JKI an: Es vereint interdisziplinäre Forschung zu Kulturpflanzen, Pflanzenschutz, Genetik und Biodiversität.
„Heute würde man Julius Kühn als Universalgelehrten ansprechen“, sagt Institutssprecherin Stefanie Hahn. „Sein Wirken markiert einen Wendepunkt in der Entwicklung der Agrarwissenschaften: Er führte empirische Beobachtung, experimentelle Methodik und systematisches Denken in einem Maße zusammen, das die Landwirtschaft aus der Erfahrungslehre zu einer eigenständigen, naturwissenschaftlich begründeten Disziplin formte.“
Klimawandel und Ernährungssicherung sind Herausforderungen in der Pflanzenforschung
Mit der 1862 erfolgten Berufung auf den ersten Lehrstuhl für Landwirtschaft an der Universität Halle und der anschließenden Gründung der landwirtschaftlichen Versuchsstation schuf Kühn Strukturen, die bis heute prägend sind. Er forderte, Forschung, Lehre und Praxis in einem kontinuierlichen Austausch zu halten – ein Prinzip, das als Leitgedanke moderner agrarwissenschaftlicher Forschung bis in die Gegenwart fortbesteht.
Die Aktualität der Thesen und Maxime Kühns, der immer vor allem den Bezug der Wissenschaft zur Praxis betonte, wurde während des Festaktes besonders hervorgehoben. Die Feier war somit nicht nur eine Ehrung und Würdigung der Verdienste Julius Kühns, sondern vor allem ein Blick in die Gegenwart und Zukunft der Pflanzenforschung, gerade vor dem Hintergrund der Herausforderungen durch Klimawandel, Biodiversitätsverlust und Ernährungssicherung.