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Der Kuchenkrieg von Quedlinburg Der Kuchenkrieg von Quedlinburg: Zwei Cafés kämpfen mit harten Bandagen

Von Cosima Sophia Hofmann 22.08.2018, 11:56
Während Café „Vincent“ eine cremige, sommerliche Variante (li.) anbietet, setzt man im „Am Finkenherd“ auf eine kräftige, traditionellere Art.
Während Café „Vincent“ eine cremige, sommerliche Variante (li.) anbietet, setzt man im „Am Finkenherd“ auf eine kräftige, traditionellere Art. Ingo Kugenbuch

Quedlinburg - Außen goldgelb gebacken, innen weiß und cremig - so soll er sein, der perfekte Quedlinburger Käsekuchen.

So zumindest heißt es auf den Internetseiten des am Schlossberg gelegenen Cafés „Vincent“, das als Käsekuchenbäckerei mit nach eigenen Angaben bis zu 131 ständig wechselnden Sorten der beliebten Süßspeise vor allem Touristen anlocken will.

Doch dass auch das genau gegenüberliegende Café und Restaurant „Am Finkenherd“ die „Käsekuchen-Krone“ für sich beansprucht, merkt man beim Betrachten der Eigenwerbung, die auf Schildern vor den Lokalen prangt: „Lasst euch nicht von anderen täuschen“, heißt es auf einem Aufsteller des Cafés „Vincent“ etwa, während die Konkurrenz mit dem „besten Käsekuchen Quedlinburgs“ lockt.

Kuchenstreit im Welterbe: Warum so aggressiv?

Beide Cafés sind von Kuchenliebhabern längst nicht unentdeckt geblieben - darauf lassen die voll besetzten Freisitze der jeweiligen Lokale gerade an sonnigen Nachmittagen vermuten.

Warum also diese aggressive Eigenwerbung?

Der Betreiber des Cafés „Am Finkenherd“ versucht eine Erklärung dafür zu finden: „Wir fühlen uns im täglichen Wettbewerb teilweise benachteiligt, da der Nachbar mit seinem medialen Alleinstellungsmerkmal wirbt“, sagt Volker Stübig.

Kuchenstreit im Welterbe: Mediales Interesse spielte große Rolle

Damit spielt der Gastronom auf das breite mediale Interesse am gegenüberliegenden Lokal an, zum Beispiel durch die Dreharbeiten zur MDR-Sendung „Musik für Sie“.

Gehe es nach Stübig, könne der Kuchen hauptsächlich durch die starke Präsenz in den Medien überzeugen, „habe aber durch den Überzug aus Gelatine beispielsweise eher wenig mit dem traditionellen Käsekuchen zu tun“, wie er findet.

Auch, was die deutlich größere Auswahl der täglich dort angebotenen Ware betrifft, stelle sich der Gastronom die ernsthafte Frage, wie die Betreiber des Cafés „Vincent“ es schaffen könnten, jeden Tag alles frisch zu backen.

Kuchenstreit im Welterbe: Qualität statt Quantität

Doch welches Rezept entspricht denn nun dem „Original“? Stübig, der täglich etwa neun bis zehn Sorten anbietet, setze auf „Großmutters Art“.

Welche Zutaten er dabei genau verwendet, verrät er an dieser Stelle nicht - nur, dass er statt auf „Quantität“ lieber auf „Qualität“ setze.

Auch berichtet er von Situationen, bei dem der benachbarte Wirt Reservierungsgäste, die sich aus Versehen in das falsche Lokal gesetzt hatten, nicht zu Stübig zurückgeschickt haben soll.

Kuchenstreit im Welterbe: Streit endete vor Gericht

Ob diese Vorwürfe tatsächlich der Wahrheit entsprechen, bleibt ungeklärt. Der Betreiber des benachbarten Cafés wollte sich trotz mehrmaliger Nachfrage der MZ nicht dazu äußern.

Laut seinem Anwalt gab es jedoch in der Vergangenheit sogar eine gerichtliche Auseinandersetzung zwischen den beiden.

Welches der beiden Cafés nun den besseren Käsekuchen herstellt und serviert - auch das bleibt am Ende offen.

Kuchenstreit im Welterbe: Unentschieden beim Test

Ein nicht repräsentativer Test der Quedlinburger Lokalredaktion fiel mit zwei zu zwei Stimmen unentschieden aus.

Laut dem Gastronomen Volker Stübig ist es schließlich genau das, was zähle: „Man sollte sich einfach vollkommen unvoreingenommen selbst ein Bild vom Kuchen machen und sich nicht blenden lassen“, empfiehlt er. (mz)