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Der Entenschnabel musste mit Hackblei gefüttert werden

Von GERD ALPERMANN 01.12.2009, 16:40

QUEDLINBURG/MZ. - Ein Blick dahinter wird dem Besucher nicht gestattet, so auch hinter die Tür direkt neben der Kasse im Quedlinburger Schlossmuseum. Wenn sich die Tür öffnet, ist das auf den ersten Blick vielversprechend. Es geht hinab. Doch nur acht Stufen, dann weitet sich das Gewölbe zu einem größeren Raum. Der ist erst einmal eine Enttäuschung. Moderne Stühle, Schränke und eine Sitzecke zeigen die öfters anzutreffende Tristesse eines Aufenthaltsraums für die Mitarbeiter.

Doch Achtung, links befindet sich erneut eine Eichentür. Aber wieder eine Enttäuschung. Der Raum erweist sich als modernes Lager für Reinigungsmittel und was sonst so hinter den Kulissen des Museumsbetriebes benötigt wird. Dann aber zeigt sich, dass sich der Abstieg doch lohnt. Eine stählerne Brandtür gibt den Weg frei in ein Depot des Schlossmuseums. Hier, hinter Aufenthalts- und Abstellraum, befindet sich die Waffenkammer. Die zwei kleinen Fenster des Gewölbes sind noch extra gesichert. Gitter versperren einem möglichen Langfinger den Weg, obwohl der Dieb schon sehr schlank sein müsste, um hier hinein zu gelangen.

Waffen sind nicht die besondere Profession des Quedlinburger Museums. Das zeigt schon der erste Blick in das nicht gerade große Gewölbe. Trotzdem finden sich einige interessante Stücke in dem wohl nur etwas mehr als drei mal drei Meter großen Raum. Dazu gehört ein Steinschlossgewehr aus der Zeit um 1780. Der so genannte Entenschnabel wurde mit Hackblei geladen, um Streufeuer erzeugen zu können, erklärt Brigitte Meixner, Mitarbeiterin des Museums und eigentlich für das Klopstockhaus verantwortlich. Einen Waffenspezialisten gibt es im Schloss nicht, doch anhand eines "Drehbuchs" zu einer inzwischen abgebauten Ausstellung von 1999 lassen sich viele Waffen zeitlich zuordnen.

Die ältesten Waffen, sowohl Gewehre als auch Pistolen, stammen aus den Jahren um 1600, die jüngsten wurde um 1870 gebaut. Daneben sind Hieb- und Stichwaffen, Helme, Trommeln, Handgranaten aus dem Ersten Weltkrieg, Munition sowie zwei Modellkanonen zu finden. So genannte Krähenfüße verweisen auf ein perfides Kriegsmaterial, das ausgestreut, Pferde- und Soldatenfüße verwunden sollte. Einer der beiden Stahlschränke im Waffendepot des Museums ist leer, der andere beherbergt einige in jüngster Zeit restaurierte Gewehre.

Die besten Stücke befanden sich bis 2005 in Museumsräumen hinter dem Jägergarten, der sich oberhalb des Aufgangs zum Schlossmuseum befindet. Dann wurde der Bereich renoviert und weitere bisher leer stehende Räume wurden saniert. Die Waffen mussten ins Depot gebracht werden, um Baufreiheit zu schaffen. Inzwischen lagern sie da nun schon vier Jahre. Wie lange noch, ist ungewiss, denn für die abschließenden Arbeiten an den Räumen fehlt das Geld. So befinden sich alle Waffen in der Kammer und warten auf bessere Zeiten, denn interessant für die Besucher des Museums wären viele Stücke der kleinen Waffensammlung schon.