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Circus Probst Circus Probst in Quedlinburg: Familienunternehmen bemüht informiert über Tierhaltung

Von Rita Kunze 13.10.2017, 07:50
Zirkus ohne Tiere? Für den Circus Probst nicht vorstellbar. Bis Sonntag ist er mit 60 Menschen und mehr als 60 Tieren zu Gast in Quedlinburg.
Zirkus ohne Tiere? Für den Circus Probst nicht vorstellbar. Bis Sonntag ist er mit 60 Menschen und mehr als 60 Tieren zu Gast in Quedlinburg. Chris Wohlfeld

Quedlinburg - Ein braunes Lama trippelt auf der nassen Kleerswiese herum, hält kurz die Nase in die frische Herbstluft, dann verschwindet es wieder im Zelt. Ein paar Zebras bleiben lieber draußen. Der Circus Probst hat seine Zelte in Quedlinburg aufgeschlagen, und mit dem Tross kommen nicht nur Artisten, sondern auch rund 60 Tiere - von der weißen Ratte bis zum großen Kamel - in die Stadt.

Juniorchefin Stephanie Probst und Pressesprecher Mathijs te Kiefte wissen, dass das nicht jedem gefällt: Tiere in der Manege. Der Deutsche Tierschutzbund fordert ein Wildtierverbot im Zirkus. Die Tierschutzorganisation Peta geht noch weiter und plädiert für ein „vollumfängliches Verbot von Tieren im Zirkus“. Sie führt auf ihrer Internetseite „Unfälle und Ausbrüche in Deutschland 2017“ auf. Der Name Probst taucht in dieser Liste nicht auf.

Das Unternehmen bemüht sich um Transparenz: In der Pressemappe liegen neben den Informationen über das aktuelle Programm und seine Artisten auch zehn Seiten mit aktuellen Prüfberichten der Amtstierärzte, die in den jeweiligen Auftrittsorten bei unangekündigten Visiten die Haltungseinrichtungen, den Ernährungs- und Pflegezustand der Tiere, die Futtervorräte und den Gesamteindruck des Betriebes beurteilt haben.

Prüfberichten der Amtstierärzte in der Pressemappe

Diese Unterlagen öffentlich zu machen, ist nicht unbedingt üblich, aber nach Ansicht des Familienunternehmens wegen der Debatten um Tierschutz und Tierwohl notwendig. Die Veterinäre bescheinigen dem Zirkus durchweg gute und sehr gute Bedingungen. „Diese amtstierärztlichen Bescheinigungen sind unsere Visitenkarte“, sagt te Kiefte.

„Da steckt eine Riesen-Administration hinter der Tierhaltung“, setzt er hinzu. Die Direktionsfamilie lege Wert darauf, dass bestes Futter gekauft werde. Der Zirkus leiste sich auch einen eigenen Hufschmied.

„Die Tiere stehen bei uns an erster Stelle“, betont Stephanie Probst. An jedem Auftrittsort seien die Gehege stets das erste, das aufgebaut werde, damit sich die Tiere möglichst schnell wieder frei bewegen können. Die Transportphase und die Zeit auf den Spezialtransporten werde möglichst kurz gehalten: „In der Regel dauert diese weniger als fünf Stunden.“ Es werde ebenso dafür gesorgt, dass Tiere, die sich gern hinlegen, auch während der Fahrt die Möglichkeit dazu haben, sagt Stephanie Probst.

„Die Diskussion über unsere Tierhaltung ist uns wichtig“, sagt te Kiefte, und deshalb seien Besucher nicht nur in den Vorstellungspausen zur Tierschau eingeladen, sondern jeden Tag von 10 bis 18 Uhr. „Viele Besucher nehmen diese Möglichkeit auch wahr“, sagt er.

Tierquäler-Vorwurf trifft die Zirkus-Inhaber

„Es geht mir sehr nahe, wenn uns Leute als Tierquäler bezeichnen“, sagt Stephanie Probst. „Sie haben kein Grundwissen, und viele wollen sich auch gar nicht informieren.“ Ein Problem seien vor allem jene Zirkusse, in denen die Haltungsbedingungen schlecht seien. Darunter leide das Ansehen der ganzen Branche.

Die Tiger, die in diesem Jahr im Circus Probst zu sehen sind, gehören nicht zum Familienunternehmen. Sie gehören dem italienischen Tierlehrer Flavio Togni - der Superstar seiner Zunft -, der mit vier Golden Tabby und einem weißen Tiger eine Darbietung einstudierte, die bei Probst vom Tierlehrer Hans Ludwig Suppmeier präsentiert wird.

Wie der Circus betont, wurde diese Darbietung beim Internationalen Circus-Festival von Monte Carlo mit dem „Goldenen Clown“ ausgezeichnet, der als der Oscar der Zirkuswelt gilt. (mz)