Deutsch-deutsche Städtepartnerschaft Besondere Geschichte von Ballenstedt und Kronberg kommt auf die Theaterbühne
In Zeiten der innerdeutschen Teilung schlossen die Städte Ballenstedt und Kronberg im Taunus eine ost-westdeutsche Partnerschaft, die bis heute mit Leben erfüllt ist. Ein historisches Papiertheater greift diese besondere Geschichte auf.

Ballenstedt/MZ. - „Kunst kann alles“, sagt Bettina Fügemann. Die Ballenstedter Autorin bringt unterschiedliche Epochen und deren Akteure in einem neuen Theaterstück zusammen, das sie für einen ganz besonderen Anlass geschrieben hat. Dabei nutzt sie ein Werkzeug, von dem Herzog Alexander Carl von Anhalt-Bernburg, der in Ballenstedt lebte, gern erzählt hat: den Zeitknüppel.
Theaterstück in Ballenstedt: Historische Persönlichkeiten erscheinen in der Gegenwart
„Der Herzog hat immer davon gesprochen, er könne sich in der Zeit bewegen“, sagt Bettina Fügemann. Der Zeitknüppel sei wieder unterwegs, soll er dann gesagt haben. „Und das machen wir hier auch. Alexander Carl kann vom Gestern ins Heute, in die Zukunft und wieder zurück. Und so können wir den Herzog - 1805 geboren, 1863 gestorben - mit den Menschen von heute verbinden und diese Parallelen knüpfen, auch von Freundschaften oder Partnerschaften.“
Denn darum geht es: Die Kleinstädte Ballenstedt und Kronberg schlossen 1988 eine deutsch-deutsche Städtepartnerschaft, sie gehörten damit zu den ersten in Ost und West. Zwei Jahre später gründeten sich Partnerschaftsvereine, die auch nach 35 Jahren diese Partnerschaft mit Leben erfüllen.
Dieses Jubiläum wird am letzten Mai-Wochenende gefeiert, eigens dafür hat Bettina Fügemann das Theaterstück „Besuch bei Hofe - Eine Burlesque im Schloss Ballenstedt" geschrieben, in dem historische und heute lebende Personen in Ballenstedt zusammenkommen, weil dort ein „Kontrakt“ unterzeichnet werden soll. Das Stück ist ein Beitrag des Akzente-Vereins für Kultur, Jugend und Soziales Ballenstedt zum Partnerschaftsjubiläum.
Ballenstedt und Kronberg sind Partner seit 1988
- Am 28. Juni 1988 unterzeichnen die Bürgermeister von Ballenstedt, Helmut Dierks, und von Kronberg im Taunus, Rudolf Möller, die Vereinbarung für eine Städtepartnerschaft. Die Kleinstädte gehörten zu den ersten in der DDR und der BRD, die eine solche Partnerschaft vereinbarten.
- Möglich wurde dies durch das Engagement des CDU-Politikers Walther Leisler Kiep (1926-2016), der durch seinen Onkel Otto Kiep (1886-1944) familiäre Wurzeln in Ballenstedt hat.
- Während es bis zur Wende 1989 nur zu ausgewählten Kontakten kam, folgten Weihnachten 1989 Tausende Ballenstedter der Einladung Kronberger Bürger. „Die herzliche Aufnahme, die sie in Kronberg erfuhren, war Ausgangspunkt vieler Freundschaften“, heißt es seitens der Stadt Ballenstedt.
- 1990 gründeten sich die Partnerschaftsvereine, die bis heute Veranstaltungen in Ballenstedt und Kronberg organisieren und durchführen. In der Satzung des Kronberger Partnerschaftsvereins ist unter anderem die „Förderung der Jugendpflege und Jugendfürsorge für Jugendliche aus Ballenstedt u.a. durch die Beschaffung von Ausbildungsplätzen und Unterkünften und die Betreuung der Jugendlichen in Kronberg“ festgeschrieben.
- Quelle: Stadt Ballenstedt, Partnerschaftsverein Kronberg
Ballenstedter Hof vertrieb sich die Zeit mit Papiertheater
„Wir nehmen historische Elemente und verknüpfen sie mit den heutigen. Das ist doch ein Geschenk für die Menschen hier in Ballenstedt und in Kronberg, dass diese Partnerschaft so lange Bestand hat“, sagt die Autorin.
In ihrem Text spielen bekannte Figuren wie Herzog Alexander Carl, Herzogin Friederike und ihre Zeitgenossen wie die Malerin Caroline Bardua und der Kammerherr, Maler und Schriftsteller Wilhelm von Kügelgen eine Rolle. Neue Figuren sind hinzugekommen - unter anderem mit den Gesichtern der Kronberger Gäste.
Das Stück bringt Bettina Fügemann als Papiertheater auf die Bühne: „Es ist ein Werkzeug, man könnte das nicht machen in Person.“ Schon der herzogliche Hof im Ballenstedter Schloss hat das Papiertheater zum Zeitvertreib genutzt.
Herzog litt unter Persönlichkeitsspaltung
Später habe Herzog Alexander Carl durch seine Persönlichkeitsspaltung so manchem Anlass zum Schmunzeln gegeben. Im Stück werden Possen und Narreteien aus dieser Zeit aufgenommen. Zuschauer sollten sich dabei nicht auf den Schlips getreten oder auf die Schippe genommen fühlen: „Scherzen Sie mit uns.“
Neben Bettina Fügemann leihen Rita Gluth und Claudia Czihal den Figuren ihre Stimme. Schauspielerische Unterstützung kommt von Uwe Czihal, die Technik bedient Steffen Moh. Detlef Heydecke vom Schloss- und Schlossparkverein wird die Aufführung filmen und auf eine Leinwand übertragen, damit die kleinen Figuren des Papiertheaters von den Zuschauerreihen aus gut zu erkennen sind. Der Heimatverein Badeborn steuert einige Requisiten bei.