1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Naumburg
  6. >
  7. Zahlen und Namen: Zahlen und Namen: 2012er Jahrgang forderte Können der Winzer

Zahlen und Namen Zahlen und Namen: 2012er Jahrgang forderte Können der Winzer

05.08.2013, 07:11
Weinmeile im Naumburger Ratskeller-Saal: 134 mit Medaillen ausgezeichnete Weine von 29 Winzern können probiert werden.
Weinmeile im Naumburger Ratskeller-Saal: 134 mit Medaillen ausgezeichnete Weine von 29 Winzern können probiert werden. Biel Lizenz

Naumburg - 134 Medaillen und ebenso viele Flaschen von 29 Winzern in langen Reihen - der Saal des Naumburger Ratskellers präsentierte sich als verkürzte Ausgabe der Saale-Unstrut-Weinmeile. Und ebenso imposant wie der Anblick der Gold-, Silber- und Bronzeflaschen war der Anlass. Neben der Ehrung innerhalb der Saale-Unstrut-Landesweinprämierung 2013 wurde am Freitagabend der 20. Geburtstag der Weinstraße Saale-Unstrut gefeiert. „Ergänzend zur Straße der Romanik hat sie sich in Sachsen-Anhalt und ebenso weit darüber hinaus zu einem Image-Träger unserer Region entwickelt“, schätzte Weinbaupräsident Siegfried Boy zur Eröffnung des Festaktes ein. An ihm nahmen neben Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsminister Hermann Onko Aeikens (CDU) und Landesverwaltungsamtschef Thomas Pleye zahlreiche Ehrengäste teil. Unter ihnen waren neben Winzern und Gebietsweinkönigin Tina Weinert sowie Gästen aus Sachsen und Thüringen Vertreter der an der Weinstraße gelegenen Städte und Gemeinden.

Rund 60 Kilometer lang ist die Weinroute, die am 18. September 1993 eröffnet worden war. Ursprünglich verlief sie von Nebra entlang der Unstrut bis nach Freyburg und weiter über Naumburg bis hin nach Bad Kösen. 1994 kam das thüringische Bad Sulza dazu, später auch Memleben. Mittlerweile hat die Weinstraße zwei jüngere Geschwister bekommen: Die Weinstraße Mansfelder Seen zwischen Zappendorf und der Lutherstadt Eisleben führt auf einer Länge von über 20 Kilometern durch die nördliche Weinbauinsel. Im Südosten hat sich die Weinroute Weiße Elster vom Kloster Posa in Zeitz bis nach Wetterzeube längst einen guten Namen gemacht.

Dabei hatte es zunächst etliche Skepsis gegeben, wie Festredner Curt Becker gestand. Als früherer Naumburger Oberbürgermeister und CDU-Landtagsabgeordneter hatte der spätere Justizminister dennoch durchaus Anteil am Erfolg der touristischen Straße. Deshalb war er gebeten worden, einen Rückblick auf „20 Jahre Weinstraße Saale-Unstrut“ zu geben. Aber auch in diversen Ämtern und Ministerien, sagte Becker, sei damals Unkenntnis anzutreffen gewesen. So habe eine Kommission, die innerhalb des Dorfwettbewerbs im Unstruttal unterwegs gewesen sei und der die Entstehung einer Straußwirtschaft angekündigt worden war, zweifelnd gefragt, ob der kleine Hof einer artgerechten Tierhaltung genüge. Die Skepsis, so Becker weiter, resultierte vor allem aus der noch kaum vorhandenen touristischen Infrastruktur. „Doch es gab Menschen in unserer Region, die dachten weiter. Dazu gehörten der Nebraer Landrat Hans-Jörg Ulrich, Weinbaupräsident Boy, Stefan Seeliger, Dieter Hanisch, Lutz Lange und Klaus Bauer. Diese setzten auf Sieg, sahen in der Weinstraße die Chance zur Belebung des Tourismus, zur Förderung des Weinbaus und des Absatzes.“

Unterstützt von Landes- und Kommunalpolitik, habe sich diese Vision inzwischen längst bewahrheitet. Und Veranstaltungen wie die Weinmeile zwischen Roßbach und Bad Kösen oder der Freyburger Weinfrühling belebten - neben den zahlreichen örtlichen Weinfesten - die Straße zusätzlich. Das kurbele den Tourismus in hohem Maße an. Nicht zu vergessen sei der wirtschaftliche Aspekt des Weinbaus. Becker: „Zahlreiche krisensichere Arbeitsplätze sind in den Winzerbetrieben entstanden. Ferienwohnungen werden in den Dörfern neben Pensionszimmern angeboten.“ Insgesamt habe sich der Weinbau zu einem „weichen Standortfaktor“ für die Region entwickelt, sei die Weinstraße zur „Halsschlagader unseres Weinbaugebietes geworden, die viele selbsttragende Kräfte mobilisiert, die Dinge in Gang gesetzt hat, die es hier vorher nicht gab oder die in Vergessenheit geraten waren.“

Krönender Abschluss der Feierstunde war dann die Übergabe der Preise der Saale-Unstrut-Landesweinprämierung 2013. Dabei konnte sich der Gleinaer Winzer Frank Böhme neben seinen drei goldenen auch über zwei silberne Auszeichnungen freuen. Das brachte ihm die höchste Punktbewertung der teilnehmenden Betriebe und damit den Ehrenpreis des Landesverwaltungsamtes Halle ein. Der Ehrenpreis des Burgenlandkreises ging an das Roßbacher Weingut Herzer (dreimal Gold, je einmal Silber und Bronze). Marcel Schulze erhielt den Ehrenpreis der Volksbank Halle (je dreimal Gold und Silber, zweimal Bronze). Der Winzer aus Döschwitz punktete zudem mit einer 2011er Kerner Beerenauslese, die bei der Jury die höchste Bewertung erreichte und deshalb auch den Ehrenpreis des Weinbotschafters Gunther Emmerlich absahnte. Neu war der Ehrenpreis der Stadt Naumburg. Er wurde vergeben an den Weißburgunder mit der höchsten Punktzahl. Stephan Herzer aus Roßbach hatte dafür den passenden Wein, eine trockene 2011er Spätlese, die im Barrique gereift war.

Weinkönigin Tina Weinert mit den Gewinnern der Ehrenpreise Marcel Schulze (von links), Frank Böhme und Stephan Herzer.
Weinkönigin Tina Weinert mit den Gewinnern der Ehrenpreise Marcel Schulze (von links), Frank Böhme und Stephan Herzer.
Biel Lizenz