Ehrenamtlich engagiert in Taugwitz „Wir sind ein Paar – dank Corona“: Wie Mario und Katrin Transchel ihr privates Glück fanden
Sie Stationsleiterin Orthopädie am SRH Klinikum Naumburg, er Lkw-Fahrer bei Henglein - und eine ungewöhnliche Liebesgeschichte, die zu Zeiten der Pandemie ihren Anfang nahm.

Taugwitz - Als Krankenschwester wisse sie ganz besonders genau, welches Leid Corona verursacht habe. „So seltsam das klingt: Für uns beide privat war das Pandemiejahr 2020 dennoch ein ausgesprochen glückliches“, sagt Katrin Transchel. Und ihr Partner Mario bestätigt: „Wir sind seitdem ein Paar – im Grunde dank Corona.“
Bekannt als Ausrufer beim Kirmes-Ständchenblasen in Taugwitz
Was der 56-jährige Ur-Taugwitzer, der in dem Dorf im Lanitz-Hassel-Tal (nicht nur) als stimmgewaltiger Ausrufer beim Kirmes-Ständchenblasen bekannt ist, damit meint: „Wir hätten uns sonst wohl nie kennengelernt.“ Doch im Lockdown habe man nun mal besonders viel Zeit am Handy und Computer zugebracht. Und just am Wochenende, an dem man in Taugwitz normalerweise Kirmes gefeiert hätte, habe er, frisch getrennt, den Statuseintrag einer Naumburgerin – den von Katrin – erblickt, die sich allein und mit einem Eis in der Hand am Geiseltalsee die Sonne ins Gesicht scheinen ließ. Dass er ihr dabei gern Gesellschaft geleistet hätte, sandte Mario als kecken Text an die Unbekannte – woraufhin die Nachrichten nur so hin und her sausten.
Seelenverwandschaft und auch Zweifel: Als „Stadtkind“ fürs Dorfleben geeignet?
„Noch am gleichen Abend haben wir telefoniert, wobei mir sofort seine Stimme gefiel, und uns schon am folgenden Tag das erste Mal getroffen“, schildert Katrin Transchel, die da auch gerade eine Trennung inter sich hatte. Und weil man im jeweils anderen einen „Seelenverwandten“, so Katrin, entdeckte, „mit dem du dich einfach sofort wohlfühlst“, wie Mario formuliert, kam man alsbald als Paar zusammen. Immer häufiger und länger wurden Katrins Besuche, bis sie 2021 ganz nach Taugwitz zog. Ihre anfänglichen Bedenken, ob sie als „Stadtkind“ fürs Dorf überhaupt gemacht sei, verflogen in Windeseile: „Ich bin von den Taugwitzern von der ersten Minute an so freundlich aufgenommen worden, dass ich mich voller Enthusiasmus direkt an der Gestaltung des Gemeinschaftslebens beteiligen wollte.“
Stationsleiterin Orthopädie am SRH Klinikum Naumburg baut weitere Sportgruppen auf
Und da die 53-Jährige, die als Stationsleiterin Orthopädie und Unfallchirurgie am SRH-Klinikum Naumburg tätig ist, bereits in der Domstadt eine Freizeit-Sportgruppe aufgebaut hatte, lag es nahe, nun in ihrer Wahlheimat Taugwitz ein entsprechendes Angebot zu schaffen. „Es brauchte eine gewisse Anlaufzeit, aber dann konnte ich mich vor Zuspruch kaum retten“, verdeutlicht Katrin Transchel, die an jedem Mittwoch nun sogar zwei je einstündige Übungseinheiten für aktuell 36 Teilnehmerinnen leitet – im Taugwitzer Dorfgemeinschaftshaus, dessen Verwaltung sie gleich mit übernommen hat.
Als Lkw-Fahrer für Henglein schon ab kurz nach Mitternacht auf Achse
Angesichts der Freude, mit der sich seine Partnerin in das Gemeinschaftsleben seines Heimatdorfes einbringt, vermag sich Mario Transchel am genannten Mittwoch auch in Verzicht zu üben: Denn aufgrund seiner ungewöhnlichen Arbeitszeiten – als Lkw-Fahrer für Henglein beginnen seine Arbeitstage zwischen 0 und 1 Uhr nachts und damit noch deutlich früher als die eines Bäckers – bleiben dem Paar nur die Nachmittage als gemeinsame Zeit, und die Wochenenden natürlich, an denen es mit Hündin Rosalie auf ausgedehnte Spazierrunden geht.

Stress um Hochzeitstermin und ein Ritual, das zu Herzen geht: Jeden Morgen ein Telefonat um fünf Uhr früh
Ungewöhnlich und herzwärmend ist das Ritual, welches das Paar pflegt: An jedem Morgen zwischen dreiviertel und um fünf wird für 15 Minuten telefoniert, bevor Katrin zu ihrem Dienst im Klinikum startet. Im August vorigen Jahres haben die beiden nun auch geheiratet, übrigens nachdem Marios Scheidung gerade noch „rechtzeitig“ vor dem deswegen schon einmal verschobenen Hochzeitstermin rechtskräftig geworden war.