Wenzel vom 12. Mai Wenzel vom 12. Mai: Ein Werbeschild sorgt für Verwirrung

naumburg - Als Annette Scholz vor elf Jahren als Leiterin die Naumburger Albert-Schweitzer-Grundschule übernahm, wurden dort über 180 Kinder unterrichtet. Heute sind es nur noch 118. Zudem wird die Zahl der neuen Abc-Schützen Ende August mit 28 Kindern so niedrig sein wie nie zuvor. Den Rückgang sieht die Schulleiterin aber nicht in der Demografie begründet, sondern damit, „dass die Eltern nicht wissen, wie es mit unserer Einrichtung weitergeht. Sie ziehen dann lieber eine andere Schule vor“.
Vor zwei Jahren entschied der Gemeinderat, dass die Grundschule die Kösener Straße verlassen, mit der Max-Klinger-Schule fusionieren und an den dortigen Standort nach Kleinjena umziehen soll. Erstens, da an der Kösener Straße für eine Grund- sowie die Sekundarschule zu wenig Platz ist. Und zweitens, da die Existenz der Kleinjenaer Einrichtung wegen Schülermangels auf der Kippe stand. Seit 2013 ist jedoch viel passiert. Unter anderem gab es den Startschuss für den Kita-Neubau in Kleinjena. Und Finanzminister Jens Bullerjahn stellte plötzlich auch eine Komplettsanierung der Kleinjenaer Schule in Aussicht. Im Naumburger Rathaus nahm man das als Chance wahr und stellte die erforderlichen Anträge.
Seitdem herrscht Ruhe. Frühestens Ende des Jahres - das wären über zwei Jahre nach Bullerjahns Ankündigung - rechnet man mit einer möglichen Bewilligung, heißt es aus dem Rathaus. Sollte die Sanierung, wovon man ausgeht, kommen, würde der Umzug der Schweitzerschule wohl nicht innerhalb der nächsten vier, fünf Jahre passieren. Bewilligung, Planung, Bau - all das würde Zeit verschlingen. Noch keine Entscheidung gibt es darüber, was mit den Kleinjenaer Schülern passieren würde, falls dort eine Sanierung erfolgt. Clever wäre es, so heißt es aus dem Rathaus, diese für einen schnellen Bauablauf übergangsweise auszuquartieren. Auf die Frage „Wohin?“ gibt es aber noch keine Antwort.
In puncto Schul-Fusion hingegen hat sich etwas getan. So wurde der Konflikt um Platzkapazitäten zwischen der Schweitzer-Sekundar- sowie -Grundschule entschärft. Werden doch die fünften und sechsten Klassen der Sekundarschule nun in der Seminarstraße unterrichtet. „Wir haben dadurch nun genügend Platz zum Unterrichten“, meint Annette Scholz. Und auch der Fusionsdruck zum Erhalt des Kleinjenaer Standortes herrscht nicht mehr vor. Hat doch das Kultusministerium eine Rolle rückwärts gemacht und verlangt nun auch weiterhin nur eine Mindestschülerzahl von 60. Zwischendurch hatte wegen der Erhöhung auf 80 oder gar 100 Schüler vielen Schulen die Schließung gedroht.
Nun jedoch ist die Kleinjenaer Schule auch ohne „Naumburger Zuzug“ überlebensfähig. Stellt sich die Frage, ob überhaupt ein Zusammenschluss nötig ist. „Dafür gibt es einen Gemeinderatsbeschluss, also halten wir auch daran fest. Nur wann das passiert, ist eben noch unklar“, meint die städtische Sachgebietsleiterin Steffi Spindler.