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Von Dorf zu Dorf - Görschen Von Dorf zu Dorf - Görschen: Kirche Wahrzeichen des Ortes

27.03.2006, 11:37

Besonders der Bereich der Apsis war extrem mit Schadsalzen belastet. Deshalb erfolgte 2004 eine aufwändige Sanierung der Wände. Vorangegangen war die Aufnahme des Vorhabens in die Dorfentwicklungsplanung, denn ohne Fördergelder vom Amt für Landwirtschaft und Flurneuordnung (ALF) - insgesamt 20 000 Euro - wäre die ansonsten finanziell von Kirchenkreis und Kirchgemeinde getragene aufwändige Instandsetzung der Außenhaut nicht zu bewältigen. Bei den Arbeiten unter fachlicher Regie von Carola Niehle von der Firma Zedler wurde unter anderem das Gemäuer von den schädlichen Salzverbindungen befreit. Nicht nur die Görschener evangelischen Christen mit Bernd Donath an der Spitze, sondern auch wie viele andere Einwohner der Gemeinde arbeiteten in ihrer Freizeit, so an Wochenenden, ehrenamtlich an der Instandsetzung des Sakralbaus, bei dem man nicht nur das Salz aus dem Mauerwerk entfernte, sondern die Steinblöcke selbst mit einem chemischen Sandsteinverfestiger stabilisierte, Fugen auskratzte und neu verputzte, um nur einige der Arbeiten zu erwähnen.

Dabei war die jüngste Sanierung nur die Fortsetzung von Werterhaltungsmaßnahmen, die in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts liefen. Dazu gehörte die 1987 in Angriff genommene Neudeckung des Kirchendachs. Eine abenteuerliche Sache, wurde dafür doch auch "geschmuggeltes" Westgeld verwendet, wie sich Donath erinnert. 1992 erfolgte dann die Instandsetzung der vorher lange Zeit stummen Kirchenorgel, ein Instrument, das im 19. Jahrhundert in der Werkstatt des bekannten Klosterhäseler Orgelbauers Wilhelm Herrwagen gefertigt wurde.

Steht die Kirche für die ältere Geschichte des Ortes, so dokumentiert das Gewerbegebiet an der Bundesstraße 180 die neuere Entwicklung des Dorfes wie der gesamten Gemeinde. Der Gewerbepark ist Freud und Leid von Bürgermeister Karl-Joachim Krüger zugleich. Zu 90 Prozent ausgelastet, bietet es mehr Arbeitsplätze, als die Kommune Bürger hat. "Wenn München und Berlin auf die Einwohnerzahl bezogen so viel Arbeitsplätze geschaffen hätten wie wir, gäbe es in Deutschland keine Arbeitslosen mehr", meint Krüger sarkastisch.

Sein Sarkasmus kommt nicht von ungefähr. Für die von Politikern offiziell hochgelobte Initiative wird die Gemeinde nämlich in Wirklichkeit hart bestraft, ist sie doch Opfer einer investitionsfeindlichen Zuweisungspraxis des Landes. Zwar erhält Görschen aus dem Gewerbegebiet nun Steuern. Diese Einnahmen nimmt das Land zum Anlass, notwendige Zuweisungen zu kürzen, und der Landkreis fordert wegen der Steuereinnahmen eine erhöhte Kreisumlage. Doch auf der anderen Seite stehen die Belastungen aus den Krediten, die allein schon die Steuereinnahmen auffressen. Nicht nur Krüger bleibt unverständlich, warum Steuereinnahmen und Kapitaldienst für die Gewerbegebiet-Kredite nicht gegeneinander aufgerechnet werden können. So aber sackt der Gemeinde-Etat Jahr für Jahr immer mehr in die roten Zahlen ab...