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Vom Schlachthaus in den eigenen Hofladen

Von Roland Lüders 21.11.2007, 16:40

Löbitz. - Der Hof ist schon mit Granitsteinen gepflastert, derzeit wird in seiner Mitte noch eine Grünfläche angelegt. Für Thomas Böhm, Wirtschaftsamtsleiter des Burgenlandkreises, ist diese zu 35 Prozent geförderte Dorferneuerungsmaßnahme in der Großen Gasse 8 von Löbitz ein Beispiel für die Umsetzung des Ländlichen Entwicklungskonzeptes (Ilek) zur Stärkung der Wirtschaftskraft im ländlichen Raum. Und wirtschaftliche Bedeutung hat der von Martina Jäkel und Sohn Holger Jäkel geführte Landwirtschaftsbetrieb mit dem Namen Grüner Hof wohl nicht nur für Löbitz. Gehört er doch zu den wenigen Familienunternehmen seiner Art im Burgenland, der sich sogar um den Berufsnachwuchs sorgt. So erwirbt Lehrling David Winter unter fachkundiger Anleitung von Holger Jäkel das notwendige Rüstzeug für den Landwirt-Beruf.

"Ich selbst absolvierte eine landwirtschaftliche Lehre bei der Osterland GmbH Teuchern und studierte dann in Stadtroda", so der junge Chef. Als Betriebswirt besitzt er auch die Berechtigung zur Lehrlingsausbildung. Derzeit bewirtschaften er und seine Mutter eine landwirtschaftliche Nutzfläche von 179 Hektar. Neben dem Feldbau gehört die Haltung von Galloway-Rindern und von Damwild dazu.

Mit letztgenannter Hirschart hatte alles angefangen. 2002 richtete die studierte Pharmazieingenieurin Martina Jäkel, die auf dem zweiten Bildungsweg noch eine Ausbildung zur Landwirtin absolvierte, zwischen Pauscha und Löbitz nahe des Waldrandes ein weitläufiges Damwildgehege ein. Insgesamt zehn Hektar ist dieses Gelände groß, wobei eine separate Koppel nicht zur Äsung, sondern zur Gewinnung von Heu für die Winterfütterung dient. Probleme bereiten den Jäkels derzeit kriminelle Aktionen. Wiederholt wurden die Einzäunungen zerstört, so dass das Damwild ausbrechen konnte. Einige Hirsche konnten wieder eingefangen werden, so dass derzeit der Bestand rund 80 Tiere beträgt. Vorher zählte die Herde knapp 150 Tiere.

Als nächster Schritt erfolgte der Ausbau des immerhin schon 309 Jahre alten Bauernhofs. Hier entstand eine allen Normen der europäischen Union gerecht werdende Schlachterei mit zwei Kühlräumen, in der die Hirsche und Galloway-Rinder, aber auch zugekaufte Schweine und Wildschweine verarbeitet werden. Das Schlachthaus ist mit moderner Technik ausgestattet, angefangen von einer Kranbahn über einen leistungsstarken elektrischen Fleischwolf bis hin zur pneumatischen Wurstpresse.

Besonderer Stolz von Martina und Holger Jäkel ist ein universeller Ofen, mit dem Wurst und andere Fleischwaren nicht nur geräuchert oder getrocknet werden können. Das Gerät eignet sich auch zum Braten oder zum Backen von Spanferkeln. Ist Mittwochs Schlachttag, so steht tags darauf die Vermarktung von frischer Wurst oder Gehacktem im eigenen Hofladen an. Der befindet sich in einem wunderschönen, von Säulen getragenen Tonnengewölbe. Hier offerieren Jäkels auch weitere landwirtschaftliche Produkte, so Honig aus der Region oder Gewürze.