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Visiten Visiten: Amtskette des OB

17.11.2014, 08:52
Buntes Markttreiben können Hanna und Pascal vom Korb der Drehleiter sehen.
Buntes Markttreiben können Hanna und Pascal vom Korb der Drehleiter sehen. Biel Lizenz

Naumburg - Was den Merseburgern recht ist, kann den Naumburgern nur billig sein: Dort ist man jetzt im Langhaus des Domes dem legendären Bischof Thilo von Trotha aufs Dach gestiegen, in der hiesigen Kreisstadt im Rathaus Oberbürgermeister Bernward Küper. Konnten doch am Sonnabend am Tag der offenen Tür der Naumburger Stadtverwaltung die zahlreich erschienenen Neugierigen bei rund einstündigen Führungen mit Ute Freund durch Küpers Amtssitz auch Teile des Rathauses besichtigen, die normalerweise den Blicken von Besuchern verborgen bleiben, beispielsweise den großen Dachboden.

Hier gab die Fachbereichsleiterin Stadtplanung und Bau, die viel Lob für ihre sachkundigen Ausführungen erhielt, Einblicke in die wechselhafte Geschichte und die baulichen Besonderheiten des Rathauses. So über das Holz des Dachstuhls, das - sieht man von ersetzten Balkenenden ab - noch größtenteils im Originalzustand erhalten ist, demnach 1526 verbaut wurde. Zu dieser Zeit hatte man den Gebäudekomplex nach dem Stadtbrand von 1517 auf den Resten eines gotischen Vorgängerbaus neu aufgebaut. Das Holz, das ergaben wissenschaftliche Untersuchungen, wurde übrigens geflößt.

Nicht gerade einen gemütlichen Eindruck hinterließen kleinere Zimmer im Dachbereich. „Diese Räume dienten einst als Gefängniszellen für Steuersünder“, erläuterte Ute Freund.

Nicht nur von diesen vielfältigen Einblicken waren Besucher wie Sabine Grau begeistert. „Ich habe mir während des Töpfermarktes zwar schon verschiedene Amtszimmer angesehen. Doch auf dem Dachboden oder im Keller war ich noch nie“, so die Naumburgerin. Ein interessanter wie ungewöhnlicher Blick auf den Markt bot sich den Besuchern im „Oberstübchen“ des Rathauses aus einem kleinen Raum. Dort stand eine Klappe offen, an der die Gäste durch die den Zwölf-Uhr-Bereich durchwandernden Zeiger des Zeitmessers auf den Platz schauen konnten.

Da vorn vom gotischen Vorgängerbau die Rede war: Nicht nur im Keller - im Krieg als Luftschutzraum und zur DDR-Zeit größtenteils als Brennstoffbunker für die Kohleheizung genutzt - findet man Reste der alten Bausubstanz. Auch Räume wie die Stadtkasse weisen mit ihren Spitzbögen noch auf den mittelalterlichen Baustil hin. „Hier war ich noch nie gewesen“, sagte Jörg Mechler. Denn 2012, als er schon einmal an einer solchen Führung teilnahm, stand die Visite dieses Bereichs nicht auf dem Programm. Sehenswert dort übrigens die „mächtig-gewaltige“ Eingangstür aus Stahl, die an eine Tresortür erinnert und so schwer ist, dass sie auf Schienen fährt.

Im Zimmer des Stadtoberhauptes berichtete Küper nicht nur über seine Arbeit und die Geschichte seiner „Residenz“. „An diesem Magistratstisch saß schon mein legendärer Vorgänger Emil Kratz“, erfuhren die Besucher. Ebenso nahm der OB auch Hinweise und Fragen von Naumburgern entgegen. So zur dringend benötigten Umgehungsstraße für die Domstadt oder zur Parkplatzsituation im Bereich ausgehende Salzstraße/Kramerplatz.