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Stimmenpracht im Hörsaal

Von CONSTANZE MATTHES 08.08.2010, 15:20

NEBRA. - Für acht von insgesamt 93 Jungen beginnt ein neuer Abschnitt, fern der Familie, in den Reihen der Mitschüler. Die Thomaner führen in Leipzig ein Internatsleben und stammen aus allen Teilen Deutschlands. Klar, dass da zu Beginn etwas besonders schmerzt: das Heimweh. "Heimweh ist nichts besonderes. Es wäre eher besonders, wenn ihr keines habt", betont der Thomaskantor in einer kurzen Ansprache und mahnt an verschiedene Tugenden wie Verantwortung, Einsatzwillen, Disziplin. Ein Prinzip herrscht in der Gruppe. "Die Erziehung erfolgt von oben nach unten. Die älteren passen auf die jüngeren auf. Und wir Erwachsene sind wie Hütehunde, die ab und an bellen und einem ins Bein beißen müssen", erklärt Weise humorvoll.

Schließlich beginnt nach dem Frühstück die lange Probe des ersten Tages. Mit Lockerungsübungen für Körper und vor allem die Stimmbänder. "Neben einer gesunden Stimme und der Lust am Singen benötigt ein Thomaner eine gewisse Konstitution. Die Mitgliedschaft im Chor ist körperlich anspruchsvoll", erzählt der pädagogische Leiter weiter. Die intensiven Proben nach dem Unterricht und die zahlreichen Reisen und Konzerte im In- und Ausland fordern die Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen neun und 18 Jahren. Mit fünf weiteren Kollegen - darunter eine Krankenschwester, Pädagogen und Mitarbeitern aus der Verwaltung - begleitet Weise das Ensemble. Notenarchivar, Pfarrer und Gesangslehrer sind ebenfalls kurzzeitig vor Ort. Der Start in das neue Schuljahr soll das familiäre Klima in der Institution Thomanerchor stärken. Und dabei hilft auch das Begleitprogramm, die unterhaltsame Kultur neben der Hoch-Kultur aus Probenzeit und den Konzerten. Eine Kanutour auf der Unstrut und eine Führung in der Rotkäppchen-Sektkellerei bringen den Sängern die Region näher und einen gewissen Ausgleich.

Der neue Termin für den nächsten Besuch des Knabenchores steht bereits im Buch von Herbergsleiter Thomas Lindner. In zwei Jahren macht das Ensemble mit seinem Lager wieder Halt in der Region und füllt das Haus nahezu bis auf wenige Betten aus. Und Thomas Lindner schätzt an seinen musikalischen Stammgästen vor allem eins: jene besondere Disziplin.